Opioid-Klagen enden mit Vergleich
21 Milliarden Dollar zahlen mehrere US-Pharma-Unternehmen und legen damit den Streit um Opioide bei. Tausende Klagen waren bei Gericht anhängig. Johnson & Johnson steigt aus der Sparte aus.
Wegen ihrer Rolle in der Opioid-Krise in den USA haben sich der Hersteller Johnson und Johnson (J & J) sowie drei US-Arzneimittelgroßhändler auf einen milliardenschweren Vergleichsvorschlag zur Beilegung von Klagen geeinigt. Die Pharmahändler McKesson, Cardinal Health und Amerisource Bergen zahlen demnach zusammen 21 Milliarden Dollar (17,85 Mrd. Euro) und J & J fünf Milliarden Dollar (4,25 Mrd. Euro).
In dem Verfahren ging es um den Vorwurf, dass Hersteller und Pharmahändler durch die Verschreibung und den Vertrieb von opioidhaltigen Schmerzmitteln dazu beigetragen hätten, dass nach Erkenntnissen des Staates mehr als 450.000 Amerikaner in der Zeit von 1997 bis 2018 an einer Überdosis der Medikamente gestorben sind. Mehr als 3000 Klagen liegen deswegen vor.
Johnson & Johnson hatte Ende Juni bereits bekanntgegeben, in den USA keine Opioid-Schmerzmittel mehr herstellen und verkaufen zu wollen. Wie die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James damals mitteilte, verpflichtete sich der Arzneimittelhersteller in einem millionenschweren Vergleich mit dem Bundesstaat New York, „landesweit aus dem Opioid-Geschäft auszusteigen“.
J & J stimmte auch bereits einer Entschädigungszahlung in der Höhe von 230 Millionen Dollar (192,6 Millionen Euro) zu, die über neun Jahre gestreckt werden kann. Das Geld soll nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft in Präventionsund Aufklärungsprojekte sowie in die Behandlung von Opioid-Süchtigen im Bundesstaat New York investiert werden. Sollte der Bundesstaat im ersten Jahr einen Entschädigungsfonds schaffen, wären dafür laut den Angaben noch einmal 30 Millionen Dollar fällig.
Die Opioid-Krise habe in zahlreichen Orten in New York und im ganzen Land „verheerende Schäden angerichtet“, erklärte GeneralstaatsanDen wältin James. Millionen von Menschen seien immer noch abhängig von den „gefährlichen und tödlichen“Schmerzmitteln. J & J habe sich daran beteiligt, „dieses Feuer anzufachen“.
Zu den Opioiden zählt unter anderem das Schmerzmittel Fentanyl, das 50-mal stärker als die illegale Opioid-Droge Heroin ist und stark abhängig macht. Fentanyl wurde ursprünglich zur Behandlung starker Schmerzen insbesondere bei Krebspatienten eingesetzt, wurde von Ärzten aber auch zunehmend anderen Patienten verschrieben.
Hochdosierte Schmerzmittel wurden in den USA zu freizügig verschrieben. Klagen folgten.
Herstellern und US-Apotheken wird zudem vorgeworfen, die Mittel aggressiv beworben und auf Warnzeichen der Suchtkrise nicht reagiert zu haben. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC starben allein im Jahr 2020 rund 90.000 Menschen in den USA an einer Drogen-Überdosis, die meisten von ihnen an Opioiden.
Marketing überdenken
Die jetzigen Kläger – die kalifornischen Bezirke Santa Clara, Los Angeles, Orange County sowie die Stadt Oakland – fordern von den Unternehmen auch, ihr Marketing für die Schmerzmittel einzustellen. Der Staat Kalifornien habe enormen Schaden erlitten, während die angeklagten Unternehmen beispielsweise 2014 „Blockbuster-Gewinne“von elf Milliarden Dollar (9,11 Mrd. Euro) durch die Opioide erzielt hätten.
J & J war 2019 im Zusammenhang mit der Opioid-Krise bereits zu einer Strafzahlung von 465 Mio. Dollar verurteilt worden, da das Unternehmen laut Gericht in Oklahoma die Risiken heruntergespielt hatte. J & J berief, eine Entscheidung steht noch aus. (Reuters, APA)