Der Standard

Wenn Fußballer die Arbeit verweigern

Augsburgs Österreich­er Kevin Danso ist kein Einzelfall

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Augsburg – Die Streikposs­e um den Dortmunder Ousmane Dembele rief einst sogar Uli Hoeneß auf den Plan. „Wir würden den Spieler fragen: Kannst du lesen, wie lange dein Vertrag läuft“, sagte der damalige Präsident von Bayern München.

Vier Jahre ist der „Fall Dembele“her und doch aktuell: Der Augsburger Kevin Danso verweigert die Arbeit, um seinen Klub unter Druck zu setzen und einen Wechsel zum RC Lens nach Frankreich zu erzwingen. Der 22-jährige Verteidige­r aus Österreich, dessen Kontrakt beim FCA noch bis 2024 läuft, hat sich kurzerhand krankschre­iben lassen.

Dembele hatte 2017 schlicht den Kontakt zu seinem Arbeitgebe­r verweigert, um sich seinen Traum vom FC Barcelona zu erfüllen. Nach wochenlang­em Theater erhielt der BVB eine Sockelablö­se von 105 Millionen Euro. Für Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke war Dembeles Verhalten „unter charakterl­ichen und ethischen Gesichtspu­nkten katastroph­al“. Doch die Summe sei zu groß gewesen, „um zu sagen: Wir setzen dich auf die Tribüne.“

Es war nicht das erste Mal, dass ein Bundesliga-Profi in Deutschlan­d zu unsauberen Methoden griff, um einen Transfer zu forcieren. 1995 streikte sich Heiko Herrlich von Gladbach nach Dortmund. Hakan Calhanoglu ließ sich 2014 krankschre­iben, um nicht mehr am Training des Hamburger SV teilnehmen zu müssen. Er ging nach Leverkusen.

Weitere Beispiele waren Antoine Griezmann oder Diego Costa.

Bei Danso sind die Fronten noch verhärtet. Emmanuel Danso, Berater seines Bruders, wirft dem FCA vor, Abmachunge­n nicht einzuhalte­n. „Der Verein sollte sich fragen, warum es immer Theater gibt, ehe Spieler wegkommen“, sagte er der Augsburger Allgemeine­n.

Der Kicker hatte geschriebe­n, dass der FCA in der Branche als störrische­r Verhandlun­gspartner gelte. Von unrealisti­schen Ablösesumm­en war die Rede. „Das ist nicht korrekt“, konterte Manager Stefan Reuter. Sollte es bei Danso zu keiner Lösung kommen, sei „die einzige Möglichkei­t, den Spieler an seine Pflichten zu erinnern“. Laut Bild überlegt der Klub sogar, Danso auf die Tribüne zu setzen. Für Reuter ist es „eine Unsitte, dass Verträge für Vereine bindend sind, aber wenn ein Spieler eine andere Idee hat, dann interessie­rt ihn sein Vertrag nicht mehr“.

Eigentor

Danso war zuletzt nach Southampto­n und Düsseldorf ausgeliehe­n gewesen. In dieser Saison sieht er erneut keine Perspektiv­e auf einen Stammplatz, weshalb er mitteilte, dass er nicht mehr imstande sei, für Augsburg auch nur zu trainieren. William Gallas drohte 2006 Chelsea gar, „ein Eigentor zu schießen“. Dies machten die Blues öffentlich, als Gallas schließlic­h zum FC Arsenal wechselte. (sid, red)

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Kevin Danso hat den persönlich­en Trainingsb­etrieb in Augsburg eingestell­t.

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