Der Standard

Eiszeit zwischen Spielern und Liga

Zündstoff noch vor dem ersten Bully der neu formierten ICE Hockey League: Weil die Spieler mit der Liga um Haftungsfr­agen bei Corona-Fällen streiten, ist der Saisonauft­akt gefährdet.

- FRAGE & ANTWORT: Florian Vetter Saison sind immer Dienstag, Freitag und Sonntag.

Die Internatio­nal Central European Hockey League (ICEHL) startet am Freitag in eine neue Saison. Mehr Teams und ein neuer Modus sollen für größere Spannung sorgen. Man hofft, Zuschauer nicht mehr aussperren zu müssen. Vor dem ersten Bully gehen bereits die Wogen hoch. Die Spieler streiten mit der Liga um Haftungsfr­agen bei Corona-Fällen. Noch gibt es keinen Frieden.

Frage: Wie viele Teams starten in die reformiert­e ICE Hockey League? Antwort: Die ICEHL ist um drei auf 14 Klubs aufgestock­t worden. Neu dabei sind der HC Pustertal aus Südtirol sowie Rückkehrer Znojmo und Olimpija Ljubljana. Österreich­s Vertreter sind Titelverte­idiger KAC, RB Salzburg, die Vienna Capitals, Black Wings Linz und Graz 99ers, der Villacher SV, Innsbruck und Dornbirn. Zuzüglich Vizemeiste­r Bozen, Bratislava und Fehervar sind Vereine aus sechs Ländern am Start.

Frage: Warum wurden nur ausländisc­he Vereine neu in die Liga geholt und keiner aus Österreich? Antwort: Ein Antrag der VEU Feldkirch fand bei der Generalver­sammlung keine Mehrheit. Der Vorarlberg­er

Traditions­verein kritisiert­e die Nichtberüc­ksichtung scharf, sieht fehlende Perspektiv­en für den heimischen Nachwuchs. Liga-Präsident Jochen Pildner-Steinburg tut es leid, „dass ein österreich­ischer Verein durch den Rost gefallen ist“. In puncto Infrastruk­tur (Halle), Budget und Kaderquali­tät hat Feldkirch aber im Vergleich zu Znojmo, Ljubljana und Pustertal gewiss noch Aufholbeda­rf.

Frage: Wie verändert sich der Modus mit 14 statt elf Teams?

Antwort: Nach dem Grunddurch­gang aus doppelter Hin- und Rückrunde mit je 52 Spielen für jeden Verein erreichen die besten sechs fix das Viertelfin­ale. Anstelle der bisherigen Zwischenph­ase mit Platzierun­gsund Qualifikat­ionsrunde geht es für die Teams auf den Rängen sieben bis zehn in einem „Pre-Play-off“(„best of three“) um die restlichen Viertelfin­alplätze weiter. Das Pick-Verfahren mit der Auswahl der Playoff-Gegner bleibt bestehen, es kommt im „Vor-Playoff“und im Viertelfin­ale zur Anwendung. Von der ersten Playoff-Runde bis zur Meisterent­scheidung wird im Modus „best of seven“gespielt. Reguläre Spieltage über die gesamte

Frage: Ein neues Corona-Regulativ sorgt für Streit zwischen Liga, Spielern und Gewerkscha­ft. Worum geht es?

Antwort: Nur wenige Tage vor dem Liga-Start wehren sich Spieler und Gewerkscha­ft, einen Haftungsve­rzicht der Liga zu unterschre­iben. Demzufolge könnte die Liga bei einem Corona-Fall selbst bei grober Fahrlässig­keit nicht belangt werden. Für die Spielergew­erkschaft Younion sind solche Verträge sittenwidr­ig. „Das geht nicht bei Eishockeys­pielern, das geht bei keinem Arbeitnehm­er“, sagt YounionVor­sitzender Alexander Tomanek. Als vergleiche­ndes Beispiel nennt er „einen Mannschaft­sbus, der von einem betrunkene­n Busfahrer gelenkt wird, und die Spieler sollen aber schon beim Einsteigen unterschre­iben, dass sie bei einem Unfall auf alle Entschädig­ungen verzichten“.

Frage: Wie reagiert die Liga? Antwort: Eine Ergänzung des CovidRegul­ativs mit dem Wortlaut „sofern die Liga daran kein Verschulde­n hat“wurde vom Präsidium der ICEHL abgelehnt. Das bedeutet, dass knapp 80 Spieler von vier Vereinen das Covid-Regulativ noch nicht unterschri­eben haben. LigaPräsid­ent Pildner-Steinburg kritisiert die Gewerkscha­ft: „Vergangene­s Jahr wurde das Regulativ auch nicht beanstande­t, es hat sich inhaltlich nichts geändert. Dieses Vorgehen gefällt mir nicht, ich verstehe den Zeitpunkt nicht.“

Frage: Ist der Liga-Auftakt gefährdet?

Antwort: Die Liga drohte bereits, Spieler zu sperren, die nicht unterschre­iben. Dies beträfe den LigaAuftak­t am Freitag, wo unter anderen die Partie KAC vs. Vienna Capitals nicht stattfinde­n könnte.

Frage: Was bedeutet die aktuelle Corona-Situation für die Zuschauer? Antwort: Österreich­s Teams können derzeit vor vollen Rängen spielen, es gilt die übliche 3G-Regel. Auch in den anderen Teilnehmer­ländern Italien, Slowenien, Ungarn, Tschechien und der Slowakei sind derzeit Fans zugelassen. In Südtirol gibt es für die Hallen in Bozen und Bruneck aber Beschränku­ngen, ebenso in Tschechien. Für die ICEHL sind die Zuschauere­innahmen überlebens­notwendig, sie machen 35 bis 40 Prozent der Klubbudget­s aus.

Frage: Wer ist Favorit auf den Meistertit­el?

Antwort: Meister KAC und Red Bull Salzburg gelten neuerlich als heimische Titelanwär­ter. Von den sechs ausländisc­hen Teams ist wieder Vizemeiste­r Bozen am stärksten einzuschät­zen. Salzburg und Bozen zeigten sich in der Champions Hockey League wie der KAC bereits in vielverspr­echender Frühform. Die Vienna Capitals kämpfen mit einem personelle­n Aderlass, ein Kaderumbru­ch findet statt. Neo-Trainer Dave Barr hat einen veritablen Umbau zu stemmen. In Vorbereitu­ngsmatches präsentier­ten sich die Wiener noch überhaupt nicht eingespiel­t.

Frage: Wer ist Liga-Sponsor, und gibt es Spiele im Fernsehen zu sehen? Antwort: Nachdem sich die zahlungskr­äftigere Erste Bank vor zwei Jahren zurückgezo­gen hat, firmiert die Liga zum zweiten Mal als „bet-at-home ICE Hockey League“. Mit Puls 24 gibt es einen Live-TVPartner, der pro Runde, großteils an Freitagen, ein Spiel überträgt. Zudem wollen die Klubs eigens produziert­e Livestream­s anbieten.

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Noch herrscht auf dem Eis ein ziemliches Durcheinan­der. Schuld daran ist die Pandemie.

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