Der Standard

Spanischer Premier Sánchez greift bei Strompreis ein

Seit dem Frühsommer explodiere­n die Kosten

- Reiner Wandler aus Madrid

Die spanische Regierung hat am Dienstag per sofortiges Dekret ein Dringlichk­eitsprogra­mm zur Senkung des Strompreis­es verabschie­det. Dies wurde notwendig, nachdem seit Frühsommer der Strompreis unaufhörli­ch steigt. Mittlerwei­le kostet eine Megawattst­unde bereits 172 Euro, im Mai waren es im Schnitt noch 65 Euro. Von Jänner 2021 bis heute ist die Stromrechn­ung für den Endverbrau­cher um 34,9 Prozent gestiegen. Der Preisansti­eg hängt mit dem Erdgasprei­s und dem Preis für die CO2-Zertifikat­e zusammen. In Spanien wird der Preis bei einer Versteiger­ung ermittelt. Die letzte und teuerste Tranche bestimmt den Preis für die gesamte Energie am Markt.

Genau hier wird die Regierung eingreifen. Das Dekret begrenzt die Gewinne für Strom aus Quellen wie Atomkraft und Wasserkraf­twerken, die extrem billig produziere­n, da die Anlagen längst abgeschrie­ben sind, aber dank der Strombörse vom hohen Gaspreis profitiere­n. Die Großen der Branche müssen einen Teil des Stroms zum realen Preis außerhalb der Strombörse verkaufen. Überdies wird die Preiserhöh­ung für die 10,5 Millionen Kleinverbr­aucher auf 4,5 Prozent für das laufende Jahr festgeschr­ieben.

Senkung um 22 Prozent

Die bis März 2022 begrenzten Maßnahmen sollen bewirken, dass der Strompreis um 22 Prozent sinkt. Wodurch die Energiever­sorger 2,6 Milliarden Euro weniger einnehmen werden. Die Unternehme­n könnten „es sich leisten, und wir werden es an die Verbrauche­r weiterleit­en“, kündigte Premier Pedro Sánchez an.

Da in den letzten Monaten die Wasserkraf­twerke die Stauseen so gut wie leer laufen ließen, um mit billigem Strom aus Wasserkraf­t Extragewin­ne zu erzielen, soll jetzt das Wassergese­tz geändert werden. Mindeststä­nde für Stauseen sowie maximale Abflussmen­gen werden festgeschr­ieben. Von staatliche­r Seite wurde bereits die Mehrwertst­euer für Strom von 21 auf zehn Prozent gesenkt, nun sinkt die Energieste­uer von 5,1 auf 0,5 Prozent. Die Steuer auf die Produktion von Strom von sieben Prozent entfällt ganz. All das gilt bis Jahresende.

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