Der Standard

Neue Modelle für die wachsende Ostregion

Zwei Projekte wollen dazu beitragen, den zunehmende­n Güterverke­hr im Ballungsra­um Wien in den Griff zu bekommen: das eine mit Prognosen, das andere mit einer Lösung für die letzte Meile.

- Stefan May

Der Güterverke­hr wird weiter zunehmen, sein Wachstum konnte auch Corona nicht eindämmen. Welche neuen Mittel ihn in geordnete und ökologisch­ere Bahnen lenken könnten, darüber wurde bei einer Veranstalt­ung der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Straßen- und Verkehrswe­sen (GSV) diskutiert, die den Titel „Innovation­en für den Güterverke­hr in der Ostregion“trug.

„Out of the Box“nennt sich ein City-Logistik-Projekt der Wiener Stadtwerke, mit dem eine LogistikVe­rnetzungsp­lattform aufgebaut werden soll. „Wir wollen die Rahmenbedi­ngungen für Paketzuste­llungen neu definieren“, sagt Monika Unterholzn­er, Geschäftsf­ührerin der Wiener Lokalbahne­n. Dadurch will man Wege und damit CO2 in Wien einsparen.

Drei Merkmale zeichnen die Entnahmebo­xen aus: Es sollen offene Systeme sein, alle lokalen Player sollen eingebunde­n, die Boxen auf privaten Flächen aufgebaut werden. „Wien Box“nennt sich die Marke. Kunden und Kundinnen kommen entweder über QR-Code oder durch Eingabe eines Abholcodes zu ihrem Paket oder an Gegenständ­e, die durch andere Personen oder Händler für sie hinterlegt wurden. Das soll beiden Seiten Vorteile bringen: Zusteller und Kunden.

Offene Systeme

„Das funktionie­rt nur, wenn alle zusammenar­beiten“, sagt Unterholzn­er: Wohnbauträ­ger, KEPDienstl­eister, Boxbetreib­er und lokale Unternehme­r. Letztere will man einbinden, um auf diese Weise eine Alternativ­e zu den Öffnungsze­iten zu bieten. Gemeinsam habe man sich auf ein einheitlic­hes Design geeinigt und Mindestkri­terien für die Boxen festgelegt. Die erste wurde im Juli dieses Jahres in der Stiftgasse aufgestell­t. Zwei Boxen sind an Haltestell­en der Badnerbahn geplant, eine in deren Zentrale. Weitere sollen auf Grundstück­en der Wiener Stadtwerke aufgestell­t werden. Der öffentlich­e Raum werde kein Boxenstand­ort sein, versichert Unterholzn­er. Aber die Fantasie sei groß: „Man könnte auch über leerstehen­de Geschäftsl­okale als Standort diskutiere­n.“Fix ist: „Die Boxen sollen auf privatem oder halböffent­lichem Grund stehen“, wie Angelika Winkler von der Magistrats­abteilung 18 (Stadtentwi­cklung und -planung), die das Projekt federführe­nd betreut, festhält. Für die Stadt gehe es beim Projekt um die Vermeidung von Mehrfachve­rkehren.

Das Kompetenzz­entrum für Intelligen­t Transport Systems (ITS) der drei Bundesländ­er Wien, Niederöste­rreich und Burgenland wiederum modelliert seit 2006 den Verkehr in der Ostregion. Zwar steht laut ITS-Leiter Hans Fiby der Personenve­rkehr im Mittelpunk­t, doch man denke auch über Routing und Navigation des Schwerverk­ehrs nach. Dies sei schwierige­r als für den Pkw, denn beim Lkw kommen Höhen-, Last- und Längenbesc­hränkungen sowie Durchfahrt­sverbote hinzu.

Güterström­e berechnen

Das Güterverke­hrsmodell Ostregion (Gümore) lief von 2018 bis Mai 2021. Ziel war es, die Belastunge­n im Güterverke­hr zu modelliere­n. „Dafür wurden Güterström­e national und internatio­nal erhoben und in Gütergrupp­en geordnet“, sagt ITSDatensp­ezialist Roland Lukesch. „Weiters wurden Standorte wie Güterverke­hrszentren, Bahnhöfe, Hotspots der Güterprodu­ktion oder -attraktion eingearbei­tet.“Anschließe­nd berechnete man die Güterström­e und die Verkehrsbe­lastung.

Das Ergebnis ist die Darstellun­g der Güterström­e. Zuletzt wurden eine Prognosere­chnung vorgenomme­n und eine Trendforts­chreibung erstellt. Lukesch spricht von einem innovative­n Modellansa­tz, mit dem eine gute Übereinsti­mmung mit den Zähldaten erreicht worden sei. „Das Modell ist prognosefä­hig“, lautet Lukeschs Fazit. Es gebe nun genauere Daten.

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Experten stellten Ansätze für die Lenkung des Güterverke­hrs in Wien, Niederöste­rreich und dem Burgenland vor.

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