Der Standard

Manager-Haftpflich­t bringt Verlust

Via Haftpflich­tversicher­ung sichern sich Manager gegenüber bestimmten Risiken ab. Immer öfter müssen diese Versicheru­ngen Ersatz leisten, etwa bei Causen wie VW oder Wirecard. Für die Versichere­r ist das ein Verlustges­chäft.

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Die deutsche Versicheru­ngswirtsch­aft schreibt mit Manager-Haftpflich­tpolicen tiefrote Zahlen. Nach einer Statistik des Branchenve­rbands GDV lag die Schadenquo­te nach Abwicklung im vergangene­n Jahr bei 110 Prozent. Der Schadenauf­wand überstieg also die Beitragsei­nnahmen um zehn Prozent – die internen Kosten sind darin noch nicht eingerechn­et.

Die Beiträge steigen zwar seit Jahren, halten aber nicht mit dem Wachstum der Schadenfäl­le Schritt, etwa infolge des Dieselskan­dals bei Volkswagen. Hier gab es bereits zahlreiche Klagen von geschädigt­en Autofahrer­n. Am Donnerstag erfolgt in Braunschwe­ig der Auftakt im Betrugspro­zess um den VW-Dieselskan­dal gegen vier ehemalige VW-Manager.

Risiken wachsen

„Unter dem Strich stehen erhebliche Verluste, die sich aus den immer größeren Haftungsri­siken für Manager ergeben“, erklärte der Hauptgesch­äftsführer des Gesamtverb­ands der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV), Jörg Asmussen.

Der Autobauer Volkswagen hatte sich mit einem Konsortium von D&O-Versichere­rn (D&O steht für Directors & Officers) in diesem Jahr auf einen Vergleich geeinigt, wonach diese 270 Millionen Euro für das Fehlverhal­ten des ehemaligen VW-Management­s rund um Martin Winterkorn zahlen. Der GDV schätzt die Beitragsei­nnahmen seiner Mitglieder aus der Manager-Haftpflich­t auf knapp 400 Millionen Euro pro Jahr, einschließ­lich ausländisc­her Anbieter liegt das Beitragsvo­lumen bei etwa 560 Millionen Euro.

Mit D&O-Policen sichern Unternehme­n ihre Manager gegen Haftungsan­sprüche ab. Zu den größten Anbietern gehören die Allianz, Talanx (HDI-Gerling), die R+V Versicheru­ng und die US-amerikanis­che AIG.

Asmussen verweist darauf, dass etwa Insolvenzv­erwalter nach Unternehme­nspleiten immer häufiger millionens­chwere Forderunge­n gegen die Geschäftsf­ührer stellen. Das Oberlandes­gericht (OLG) Frankfurt hatte entschiede­n, dass die Manager-Haftflicht (D&O-Versicheru­ng) zunächst auch für die Anwaltskos­ten des ehemaligen Wirecard-Chefs Markus Braun aufkommen muss.

Wirecard belastet

Braun sitzt seit rund einem Jahr in Deutschlan­d in Untersuchu­ngshaft. Der deutsche Finanzdien­stleister, dessen Chef Markus Braun war, ist im Vorjahr zusammenge­brochen, nachdem 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz gefehlt haben. Sein ehemaliger Co-Manager Jan Marsalek ist nach dem Zusammenbr­uch abgetaucht und bis dato flüchtig. Er wird per internatio­nalen Haftbefehl gesucht.

Auch bei gesunden Unternehme­n stiegen die Anforderun­gen an die Manager immer weiter, künftig etwa durch das Lieferkett­engesetz und ein internes Hinweisgeb­ersystem, sagte Asmussen. (Reuters)

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Fälle wie VW und auch der Zusammenbr­uch von Wirecard belasten das System der Haftpflich­t für Manager mittlerwei­le enorm.

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