Theater: Peymann, Pollesch, Perceval
In diesem Jahr hat der österreichische Theaterherbst bereits im Sommer begonnen. Einiges ist schon abgespielt, etwa Highlights der Wiener Festwochen, die mit ihren aus dem Frühling verdrängten Produktionen in die wenigen freien Terminslots Ende August schlüpften. Mit dem Marthaler-affinen Regisseur Thom Luz gibt es aber im September (Lieder ohne
Worte, ab 21. 9.) eine weitere Chance auf einen besonderen Abend.
Die ebenfalls unter Zeitdruck stehenden Stadttheater haben ihrerseits schon reichhaltig aufgetischt: Martin Kušejs Maria
Stuart ist von Salzburg an die Burg übersiedelt. Die pandemiebedingte Dichte zeitigt auch, dass sich ein einigermaßen rarer Gast wie Frank Castorf innerhalb von 14 Tagen mit zwei Inszenierungen österreichischer Nobelpreisträger einfindet: auf Jelineks
Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen! folgt am kommenden Wochenende Handkes Zdenĕk
Adamec (18. 9.). Regiestar Simon Stone legt mit Komplizen (nach Gorki) nach.
Zwei Granden – Claus Peymann und Achim Freyer – bereiten in den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt Ionescos Der König stirbt vor (25. 9.). Das Volkstheater Wien kann endlich die wahrlich außergewöhnliche Drei Schwestern-Inszenierung der deutschen Regisseurin Susanne Kennedy zeigen (ab 22. 9.). Zu den Höhepunkten auf den Landesbühnen zählen die Uraufführung des Klimastücks Garland von Svenja Viola Bungarten in Graz sowie – nach dem Stream – nun Teil II von Luk Percevals Belgien-Trilogie in St. Pölten.
Der spannendste Theaterstart dieses Herbstes findet indes in Berlin statt: Morgen, Donnerstag, geht nach unerquicklichen Interregnumsjahren René Pollesch mit Aufstieg und Fall eines Vorhangs an der legendären Volksbühne an den Start. Und das mit österreichischen Kräften: Marlene Engel ist ebenda Musikkuratorin. (afze)