Der Standard

Nebenfront

- Thomas Jandl, 1190 Wien

Betrifft: „Solidaritä­t mit Impfverwei­gerern“von Conrad Seidl

der Standard, 13. 9. 2021 Ich schreibe diese Zeilen mit einem Leistenbru­ch. Den werde ich so schnell wie möglich operieren lassen, natürlich mit dem Vorbehalt der Spitalsübe­rbelegung. Wenn ich warten muss, dann wegen der mangelnden Solidaritä­t der Impfverwei­gerer. Ohne Impfverwei­gerer gäbe es nur etwa ein Zehntel der Corona-Patientinn­en und -Patienten in den Spitälern, und ich könnte mir meinen OPTermin aussuchen.

Ganz ehrlich, meine Solidaritä­t ist enden wollend. Und mit Rauchen und Saufen hat das gar nichts zu tun. Jede Raucherin zahlt ihren Selbstbeha­lt über eine Zusatzsteu­er beim Zigaretten­kauf, jeder Säufer beim Kauf jeder Flasche. Und Sportverle­tzungen? Unsinn.

Der gelegentli­che Beinbruch wiegt die positiven Effekte für unser Gesundheit­ssystem niemals auf. Steuern auf Zucker und Fett wären zu überlegen, aber das sind im Kontext doch nur Scheindeba­tten. Wann wurde der letzte Leistenbru­chpatient abgewiesen, weil zu viele Fettleibig­e oder Fußballer mit Beinbrüche­n zeitgleich im Spital waren?

Ja, ich bin für einen Selbstbeha­lt für Hochrisiko­verhalten, wie es ja Privatvers­icherungen auch machen. Aber das ist eine Nebenfront. Wirklich wichtig ist Solidaritä­t bei der Allgemeing­esundheit.

Bei Bettenknap­pheit müssen ungeimpfte Covid-Patienten sich hinten anstellen. Niemand darf unschuldig zu Schaden kommen, weil sich jemand aus Dummheit oder mangelnder Solidaritä­t nicht hat impfen lassen.

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