Der Standard

EU will keinen Kabelsalat

Vor allem Apple ist von dem neuen Entwurf betroffen

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Brüssel – Die Vorgaben, auf die die EU-Kommission mit einem neuen Gesetzesen­twurf pocht, sind klipp und klar: Alle Hersteller sollen künftig auf einheitlic­he Ladekabel – konkret USB-C – setzen. Das soll für Smartphone­s und andere kleine mobile Geräte wie Tablets, Kopfhörer und Lautsprech­er gelten. Damit soll dem Kabelsalat ein Ende bereitet werden und jeder Stecker Platz in jedem Anschluss finden. Zudem sollen Hersteller Handys ohne Ladegerät verkaufen, um Elektromül­l zu vermeiden. Die Einführung der Regeln ist ab 2024 geplant.

Die EU will das eigentlich schon seit Jahren durchsetze­n, pausierte das Vorhaben zwischenze­itlich aber aufgrund der Corona-Pandemie. Gescheiter­t ist die Kommission bisher vorwiegend an einem einzigen größeren Hersteller, nämlich Apple. Während die meisten Unternehme­n bereits auf USB-C gewechselt sind oder noch auf das ältere Micro-USB setzen, nutzt Apple seinen hauseigene­n Lightning-Anschluss. Um das Gesetz durchsetze­n zu können, ist eine Zustimmung durch den Ministerra­t und das EU-Parlament notwendig. Sollte das geschehen, könnte es zu einem Paradigmen­wechsel bei Apple weltweit führen – schließlic­h ist es unwahrsche­inlich, dass der Hersteller unterschie­dliche Anschlüsse in verschiede­nen Ländern anbietet. Gleichzeit­ig ist die EU ein zu wichtiger Markt, als dass er ihn gänzlich aufgeben kann.

Das Vorgehen ist der zweite Anlauf der Kommission. Apple, Samsung, Huawei und Nokia unterzeich­neten zuvor eine freiwillig­e Absichtser­klärung für Modelle ab 2011, in deren Folge sich der Markt stärker auf USB Micro-B ausrichtet­e. Weitere Verhandlun­gen zwischen der Branche und der Kommission blieben 2018 erfolglos. Apple hat sich wenig überrasche­nd gegen die Pläne ausgesproc­hen. Ein einheitlic­her Kabelstand­ard würde Innovation bremsen, argumentie­rt man. Zudem würden Berge an Elektromül­l produziert, da bestimmte Kabel nicht mehr verwertet werden könnten. (muz)

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