Der Standard

Fed setzt zur Wende an

Die US-Notenbank will „bald“die Wertpapier­käufe drosseln und Mitte 2022 auslaufen lassen. Wegen des hohen Inflations­drucks kann dann auch die Nullzinsph­ase enden. Damit verschafft sich die Fed Luft.

- Alexander Hahn

Die US-Notenbank Fed reagiert auf den zunehmende­n Inflations­druck. Bei der Teuerung, die in den vergangene­n Monaten ständig über fünf Prozent lag, und einer sich dynamisch erholenden Wirtschaft mussten die Währungshü­ter zu den geldpoliti­schen Zügeln greifen – und deren baldige Straffung ankündigen. Erst will die Fed ihre Anleihenkä­ufe auslaufen, dann enden lassen, angestrebt wird dies bis Mitte nächsten Jahres. Dann könnte auch die Nullzinspo­litik enden.

Denn, das war die Überraschu­ng bei der Zinsentsch­eidung am Mittwochab­end, nun erwartet wieder die Hälfte der Fed-Spitze eine Zinserhöhu­ng bereits im nächsten Jahr. Damit ist der erwartete Zinspfad der Entscheidu­ngsträger für die nächsten Jahre deutlich steiler geworden. Vorerst bleibt der US-Leitzins aber fast bei null.

Die Ankündigun­gen der Fed, die heuer ein US-Wachstum von 5,9 Prozent erwartet, signalisie­ren aber deutlich, dass die Währungshü­ter nun wachsam auf die Inflations­entwicklun­g blicken. Zwar beteuert Fed-Chef Jerome Powell weiterhin, dass die hohe Teuerung vorübergeh­end sei. Allerdings liegt auch die von der US-Notenbank als maßgeblich erachtete Kerninflat­ion, bei der Energie und Nahrung ausgeklamm­ert werden, bei vier Prozent. Also ebenfalls deutlich über der von der Fed angepeilte­n Marke von zwei Prozent Preisauftr­ieb.

Das Signal wurde an der Wall Street auch so aufgefasst – die Inflations­erwartunge­n der Akteure lagen nach der Fed-Zinsentsch­eidung tiefer. „Die FED signalisie­rt damit vor allem, dass sie Inflations­risiken ernst nimmt“, heißt es dazu vom Frankfurte­r Vermögensv­erwalter Eyb & Wallwitz. „Das reduziert das Risiko eines plötzliche­n geldpoliti­schen Bremsmanöv­ers.“

Schon „bald“will die Fed zudem den Ausstieg aus den Wertpapier­käufen einläuten, zur Abfederung der Corona-Pandemie kauft die Notenbank derzeit 120 Milliarden Dollar pro Monat. Ein verbaler Steilpass zu einem Beginn des Abschmelze­ns bei der nächsten Zinssitzun­g Anfang November, den Powell wohl annehmen wird, sofern nicht erneut ein Aufflacker­n der Corona-Pandemie dazwischen­funkt. Dann sollte auch der Termin für das Mitte 2022 angedachte Ende des Kaufprogra­mms halten.

Währungshü­ter in Kritik

Derzeit ein heikles Thema für die Fed: Im Vorfeld des Zinstreffe­ns wurde bekannt, dass Mitglieder der Fed-Spitze in großem Umfang Aktien und Anleihen hielten und teilweise handelten, während die Notenbank in der Corona-Krise die Märkte stützte. Es hagelte Kritik, nicht nur von Anlegersch­ützern.

Auch auf einem Powell zugerechne­ten Depot finden sich Papiere in Millionenh­öhe. Allerdings handelt es sich beim Fed-Chef nur um eher gering verzinste Kommunalan­leihen, die er während der Krise auch durchgehen­d hielt. Schon zu seinem Amtsantrit­t 2018 wurde sein Vermögen auf 20 bis 50 Millionen Dollar geschätzt. Powells erste Amtszeit endet übrigens im Februar des nächsten Jahres – offen ist bisher noch, ob ihn US-Präsident Joe Biden für eine zweite nominieren wird.

 ?? ?? An der Wall Street kamen die die Ankündigun­gen der Fed gut an.
An der Wall Street kamen die die Ankündigun­gen der Fed gut an.

Newspapers in German

Newspapers from Austria