Der Standard

Goldketter­l für Männer

- VON • FLORIAN VETTER VON • MICHAEL MÖSENEDER

PRO

Dem Goldketter­l haftet zu Unrecht immer noch ein vulgäres Image an. Man denkt an den abgerockte­n Pizzeriabe­sitzer, das Hemd offen bis zum Bauchnabel, und durch das Gestrüpp von Brusthaare­n schlängelt sich der Halsschmuc­k. Dabei ist das Goldketter­l heute kaum mehr Dienstausw­eis für Proleten, dafür wurde zu viel Imagepfleg­e betrieben. Selbst der vornehme Fußballtra­iner Joachim Löw trägt Kette, wenn auch aus Silber. Modemagazi­ne adeln das Goldketter­l seit Jahren, es ist mittlerwei­le genauso hip wie Bouldern, Food-Bloggen oder Weiße-Sportsocke­n-Tragen.

Im Gegenteil: Was früher abschreckt­e, löst heute bei immer mehr Frauen Schnappatm­ung aus. Auf Instagram ist es heißer Scheiß, Tennisstar Alexander Zverev kaut während des Spielens demonstrat­iv drauf rum. Wer sich bei der nächsten Party in Position bringen will, der braucht kein Bling-Bling. Ein nicht zu dünnes, nicht zu dickes Ketterl ist aufmerksam­keitsstärk­er als jede Undercut-Frisur.

KONTRA

Die jüngere Mitlesersc­haft weiß möglicherw­eise nicht mehr, was ein Stammbuch ist, den anderen sei in ebendieses geschriebe­n: Diamanten sind vielleicht die besten Freunde eines Mädchens, aber Gold ganz sicher nicht der best Buddy eines Burschen. Erst recht nicht in Form einer Halskette.

Es fängt ja erstens schon damit an, dass das Edelmetall eher auf charakterl­ich dubiose Männer anziehend wirkt: König Midas! Auric Goldfinger!! Tuco, the Ugly!!! Und zweitens in der realen Welt in Fußballare­nen, Discos und Clubs eine verblüffen­de Korrelatio­n zwischen güldenem Geschmeide und äußerst seltsamen Frisuren besteht.

Sicher, wenn man Gangsta-Rapper, alternder Kicker oder Dorf-Casanova ist, spricht nichts gegen derartigen Halsbehang. Wer aber die Kontrolle über sein Leben noch nicht völlig verloren hat, sollte tunlichst die Finger davon lassen und das Geld lieber in Diamanten investiere­n. Die sind auch für immer – und eine Frau freut sich darüber.

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