Der Standard

Künstliche Intelligen­z hinterfrag­en

Das Technische Museum Wien eröffnet einen transparen­ten, reflektier­ten Blick auf Utopien und Hysterien, die sich um humanoide Roboter und künstliche Intelligen­z ranken.

- „Künstliche Intelligen­z?“ noch bis Sommer 2022 Technische­s Museum Wien Mariahilfe­r Straße 212, 1140 Wien Täglich von 9–18 Uhr geöffnet www.technische­smuseum.at

Mittlerwei­le vergeht kaum ein Tag, in dem in den Medien nicht über künstliche Intelligen­z (KI) berichtet wird. Wir lesen über technologi­sche Meilenstei­ne und bahnbreche­nde Innovation­en, fantastisc­he Zukunftsvi­sionen, die an Science-Fiction erinnern, und über stetig neue Anwendungs­gebiete, die vom Gesundheit­sbereich über Industrie bis hin zur Kunst reichen. Aber auch über heikle ethische und soziale Fragestell­ungen, die nicht nur durch den Einsatz von KI, sondern auch durch ihre Programmie­rung aufgeworfe­n werden.

Nutzen wir die Algorithme­n zur Abwendung der Klimakrise oder zur Manipulati­on unseres Konsumverh­altens? Ermächtige­n wir pflegebedü­rftige Menschen oder missbrauch­en wir sensible Gesundheit­sdaten? Setzen wir die Institutio­nalisierun­g von Rassismus und Ungleichhe­iten technologi­sch weiter fort und inwieweit reproduzie­ren wir Gender-Stereotype­n durch humanoide Roboter und autonome Systeme? Die Ausstellun­g „Künstliche Intelligen­z?“präsentier­t die derzeitige­n technologi­schen Entwicklun­gen und zeigt, woran mit welchen Zielen geforscht wird, welche gesellscha­ftlichen Auswirkung­en von den Ergebnisse­n zu erwarten sind und was hinter Trendschla­gworten wie „maschinell­es Lernen“, „Algorithmu­s“oder „autonome Systeme“eigentlich steckt. Auf fünf Stockwerke­n wird gemeinsam mit dem Publikum reflektier­t, wie wir mit Maschinen interagier­en, wie KI überhaupt funktionie­rt und wie sie unseren Alltag – auch unbewusst – verändert. Schließlic­h wird das künstleris­che Potenzial der Maschinen ebenso wie die Möglichkei­ten, die sich für Mobilität und Stadtentwi­cklung bieten, untersucht. Mit zahlreiche­n interaktiv­en Erlebnisse­n und multimedia­len Stationen lädt die Ausstellun­g zum immersiven Eintauchen in die Thematik und zu einem aktiven Museumsbes­uch ein. So kann mit der KI gemeinsam musiziert oder gemalt werden, während Wagemutige im „We are Data“-Cube herausfind­en, wie die KI unser Verhalten analysiert und bewertet. Außerdem werden sowohl historisch­e als auch aktuelle Highlight-Objekte gezeigt, wie zum Beispiel das „Gläserne Gehirn“, welches in zehnfach vergrößert­em Maßstab den Informatio­nsfluss im menschlich­en Gehirn veranschau­licht, der moderne Roboter Cruzr ebenso wie seine „Vorfahren“, die bis ins 18. Jahrhunder­t zurückreic­hen, oder die ikonische Darstellun­g eines neuronalen Netzwerks, die eigens für die Ausstellun­g erstellt wurde und weltweit einzigarti­g ist. Erstmals wird die Sonderauss­tellung auch von einer digitalen Publikatio­n begleitet, die die Thematik noch umfassende­r beleuchtet und während der gesamten Ausstellun­gsdauer stetig weiterwäch­st. „Gerade beim Thema KI ist eine Onlinepubl­ikation sinnvoll, denn so können wir viel flexibler auf aktuelle Entwicklun­gen eingehen“, erklärt Generaldir­ektor Peter Aufreiter. „Dort berichten wir über Handys, die mit KI lernen sollen, Krankheite­n zu erschnuppe­rn oder zu analysiere­n, inwieweit uns die Algorithme­n in der Klimakrise helfen können. Denn auch hier reflektier­en wir die Idee der ‚Nachhaltig­keit‘, die in unserem Leitbild verankert ist und sich durch alle unsere Aktivitäte­n zieht.“„Künstliche Intelligen­z?“ist der dritte Teil der Ausstellun­gsreihe zu Innovation und Technik, die in Zusammenar­beit mit dem Bundesmini­sterium für Klimaschut­z, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologi­e (BMK) entstanden ist.

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© Technische­s Museum Wien/Sebastian Weissinger Der Eingang zur Ausstellun­g überrascht in frischen Farben.
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© UBTECH Robotics Servicerob­oter Cruzr begrüßt alle BesucherIn­nen persönlich.

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