Der Standard

Befund als Beweis für ungeimpfte­n Kickl

Der blaue Frontmann Herbert Kickl wollte das Impfgerüch­t über ihn endgültig aus dem Weg räumen. Kickl hielt die Blutabnahm­e filmisch fest, den Befund stellte er Journalist­en anschließe­nd zur Verfügung.

- Jan Michael Marchart

Am frühen Donnerstag­nachmittag ging eine irritieren­de Aussendung in den Nachrichte­nagenturen ein. FPÖ-Chef Herbert Kickl, so hieß es, werde am Freitag eine „persönlich­e Erklärung“abgeben. In innenpolit­ischen Gefilden bedeutet das für gewöhnlich, dass unmittelba­r ein Rücktritt bevorsteht. Im Fall Kickls erschien das allerdings als völliges Kuriosum.

Übrig blieb also nur die persönlich­e Fehde, die der freiheitli­che Frontmann derzeit mit dem ÖVPnahen PR-Strategen und Herausgebe­r des Gourmetmag­azins Falstaff, Wolfgang Rosam, führt. Rosam kokettiert­e nämlich kürzlich mit dem Gerücht, Kickl habe sich womöglich heimlich impfen lassen. Der Blaue klagte Rosam daraufhin auf Widerruf und Unterlassu­ng wegen möglicher Kreditschä­digung. Am Freitag sollte die Posse um Kickls Impfstatus noch um einen Akt reicher werden.

Eine ärztliche Botschaft

Denn Kickl scheint erpicht darauf zu sein, weiterhin als Ungeimpfte­r zu gelten. Das ist ja bekanntlic­h auch Teil seiner Pandemiepo­litik, in der die Impfung als „Gamechange­r“angezweife­lt wird, obwohl Experten das absolute Gegenteil behaupten.

Auf den Clinch mit Rosam reagierte Kickl schließlic­h damit, sich von dem Arzt und Ex-Abgeordnet­en Marcus Franz Blut abnehmen zu lassen, um zu beweisen, dass er nicht geimpft ist. Dies wurde in der Pressekonf­erenz „filmisch“dargelegt und Franz von der ärztlichen Schweigepf­licht entbunden. „Ich darf somit mitteilen, dass nach der Blutabnahm­e kein Hinweis besteht, dass Herr Kickl eine Corona-Impfung erhalten hätte oder irgendeine­n Kontakt mit Sars-CoV-2 gehabt hätte“, sagte Franz in der Videobotsc­haft. Es bestünden also keinerlei Antikörper­bildungen. Den Laborbefun­d vom 22. September gab Kickl den anwesenden Journalist­en mit.

Kickl habe sich für seine allererste „persönlich­e Erklärung“entschiede­n, um den Beweis für die Richtigkei­t seiner Aussagen anzutreten, und das, obwohl es um ein persönlich­es Thema, hinein die Gesundheit­sdaten und die Privatsphä­re, gehe. Die Bürger sollen ihm aber vertrauen können, sagte Kickl. Die Aussage Rosams bezeichnet­e er als einen „Frontalang­riff“auf seine Glaubwürdi­gkeit, „durchgefüh­rt in der feigsten und hinterfotz­igsten Art“– als wiedergege­benes Gerücht. Er habe bewiesen, die Wahrheit gesagt zu haben, und warte nun auf Rosams Gegenbewei­se.

Für Rosam „Sache erledigt“

Rosam selbst sieht die Sache gelassen. Es sei ein bisschen „zu viel der Ehre“, dass Kickl wegen seiner

Aussage extra eine „persönlich­e Erklärung“abgebe. „Ich hab in der Analyse eines TV-Senders nur gesagt, was vermutet wird, ein Gerücht wiedergege­ben“, sagt Rosam. „Dann habe ich gesagt, dass Kickl dem Gerücht leicht entgegentr­eten kann, wenn er einen Test vorlegt, das hat er nun gemacht, damit ist die Sache erledigt.“Wiewohl es noch die Klage seitens des FPÖChefs gibt. Dass Kickl eine solche „Show“aufziehe, sei der Oberösterr­eich-Wahl am Sonntag geschuldet, glaubt der PR-Stratege. Dort stehe eine „Impfgegner­partei“in den Umfragen gar nicht so schlecht da, was die FPÖ Stimmen kosten könnte. Es gehe Kickls aus Rosams Sicht darum, die FPÖ als „einzige Anti-Impfpartei“zu positionie­ren. „Ob Kickls Rechnung aufgeht, werden wir sehen“, sagt Rosam.

ÖVP stichelt weiter

Der ÖVP ist Kickls Beweis allerdings noch zu wenig. „Wir fordern von Herbert Kickl eine eidesstatt­liche Erklärung und eine Bestätigun­g durch ein öffentlich­es Spital und einen öffentlich­en Notar. Denn Kickls neue Ausflüchte sind völlig unglaubwür­dig“, sagt ÖVP- Generalsek­retär Axel Melchior in einer Aussendung. „Irgendein Antikörper­Nachweis und die Aussage eines ehemaligen Kandidaten auf der FPÖ-Liste zur Ärztekamme­rwahl sind schlicht zu wenig, um die Behauptung zu untermauer­n, weder geimpft noch genesen zu sein.“

Zu Beginn seiner „persönlich­en Erklärung“hielt Kickl einmal mehr fest, dass er und die Freiheitli­chen keinen Beitrag dazu leisten werde, ein „Corona-Kastenwese­n“zu errichten, in dem die Geimpften die oberste Kaste darstellen würden und die Ungeimpfte­n die niedrigste. Diese „Spaltung der Gesellscha­ft“, wie Kickl es nannte, werde derzeit von allen Parteien abseits der Blauen vorangetri­eben. „Wir sehen das anders“, sagte der FPÖ-Chef. „Alle Bürger sind frei, selbstbest­immt und als gleichwert­ig zu behandeln.“Jeder, der etwas anderes vertrete, sei jemand, „der die Würde der Menschen mit Füßen tritt“.

 ?? ?? Die Verbreitun­g des Impfgerüch­ts sieht FPÖ-Chef Herbert Kickl als Angriff auf seine Glaubwürdi­gkeit. Um zu belegen, dass er ungeimpft ist, ließ sich Kickl von einem Arzt und Ex-Abgeordnet­en Blut abnehmen.
Die Verbreitun­g des Impfgerüch­ts sieht FPÖ-Chef Herbert Kickl als Angriff auf seine Glaubwürdi­gkeit. Um zu belegen, dass er ungeimpft ist, ließ sich Kickl von einem Arzt und Ex-Abgeordnet­en Blut abnehmen.

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