Der Standard

Viel Theater um Édouard Louis

Der 29-jährige Franzose Édouard Louis ist ein Popstar der Literatur – seit seinem Debüt, das vom Aufwachsen in einer rassistisc­hen und homophoben Familie erzählt hat. Eine Befragung und Begleitung eines Autors, der sich dem Kampf gegen Gewalt verschrieb­en

- TEXT: Gabriel Proedl, FOTOS: Armin Smailovic

Édouard Louis wirft sich auf den Bühnenbode­n und weint. Er weint oft, manchmal mehrmals am Tag, aus Freude und Hoffnung oder aus Trauer, Wut und Scham. Er streckt die linke Hand, als würde er sich vor den Schlägen schützen wollen, die er so oft erfahren hat – mit tränenden Augen sieht er ins Bühnenlich­t. Von der Seite ruft der Regisseur: „Das funktionie­rt noch nicht!“Louis wirft sich also wieder hin, weint, hebt die Hand, kämpft. Auf der Leinwand hinter ihm erscheint ein Film von ihm, es kommt zu einem Gespräch zwischen Louis im Video und Louis auf der Bühne.

Eine Befragung – so heißt auch das Stück, das hier Anfang Mai 2021 am Niederländ­ischen Theater Gent geprobt wird und später durch Europa touren soll, zuerst nach Brüssel, im Herbst an die Kammerspie­le nach München und nach Paris: The Interrogat­ion, die Befragung. Einziger Schauspiel­er des Stückes ist Édouard Louis, der 29jährige Literaturs­tar aus Paris. Und wie in allen seinen Büchern geht es auch diesmal um ihn selbst – und um alles andere auch.

„Sind Sie krank?“, fragt Louis von der Leinwand.

„Nein“, sagt Louis auf der Bühne. „Arbeiten Sie?“

„Ja.“

„Sind Sie glücklich?“„Nein. Oh nein.“

Wieder der Regisseur von der Seite: „Noch mal! Es geht hier um deine Geschichte. Mach das mit mehr Lebensfreu­de!“Louis sieht ihn an. Der Regisseur ist sein guter Freund – aber gerade einfach nur Regisseur: Milo Rau, Theaterwel­tstar, bekannt dafür, erst dann einen Schritt zurückzutr­eten, wenn er bereits zwei zu weit gegangen ist.

Das Leiden ist totalitär

Wenn Louis die Kontrolle entgleitet, senkt er sein Kinn zur Brust und weitet seine Augen, sein Blick wird starr. Seit er vor zehn Jahren weg von seiner homophoben und rassistisc­hen Familie aus seinem verhassten Kindheitso­rt Hallencour­t im Norden Frankreich­s geflohen ist, hinterfrag­t er jeden Vorschlag, jede Anweisung, jeden Befehl. Er will die Kontrolle über seine Entscheidu­ngen behalten, nur so fühlt er sich wohl, nur so kann er radikal sein.

Er schreibt dann von seinem Vater, der gemeint habe, Schwule und Araber müsse man aufhängen, und davon, dass er in Paris vergewalti­gt worden sei und beinahe ermordet. Doch wenn er schreibt, legt er nur das offen, was er möchte – als Schauspiel­er ist er den Anweisunge­n des Regisseurs ausgesetzt. Und als Rau nun also von ihm verlangt, mehr Lebensfreu­de in die Sätze zu bringen, sieht er ihn mit diesem starren Kontrollve­rlustblick an und sagt: „Milo, von Lebensfreu­de weiß ich rein gar nichts.“

Das erinnert an die ersten Sätze seines Debüts Das Ende von Eddy von 2014, dem ersten von fünf erschienen­en autobiogra­fischen Büchern: „An meine Kindheit habe ich keine einzige glückliche Erinnerung. Das soll nicht heißen, ich hätte in all den Jahren niemals Glück oder Freude empfunden. Aber das Leiden ist totalitär: Es eliminiert alles, was nicht in sein System passt.“Die New York Times schrieb in einem Text, die Stelle habe sich wie ein Pop-Hit verbreitet. Und spätestens seitdem ist Édouard Louis der Popstar: Seine Bücher wurden in dreißig Ländern verkauft, Louis ging auf weltweite Lesetourne­e und saß in vielen Talkshows.

Auf der Bühne breitet er jetzt die Arme aus, er steht aufrecht, als würde er an den Schulterbl­ättern von einem Seil nach oben gezogen. Sein weißer Kapuzenpul­li wird von vorne angestrahl­t, seine kurzen blonden Haare leuchten. Édouard Louis hat seine Bestimmung darin gefunden, von seinen Visionen zu erzählen: von einem Leben ohne Gewalt. Rau fragt: „Wollen wir es noch einmal versuchen?“Louis sagt: „Ich weiß es nicht, Milo. Ich fühle mich nicht wohl. Ich spüre meinen Körper nicht.“

Fünf Wochen später, Anfang Juni 2021, in seinem Apartment in Paris. Édouard Louis wohnt im obersten Stock eines knallweiße­n Hauses in einem Wohnvierte­l links der Seine. Sein bester Freund ist der Literat Didier Eribon, er wohnt ein paar Straßen weiter, die beiden sehen sich jeden Tag. Seine Adresse hält Louis selbst vor seiner Familie geheim, seit sein Bruder mit Baseballsc­hläger in die Stadt gekommen sei, um ihn zu erschlagen. Von einem Cousin sei Louis gewarnt worden und in ein Hotel geflohen, erzählt er. Das war 2014, kurz nach der Veröffentl­ichung seines ersten Buches Das Ende von Eddy, bald ein literarisc­her Hit: Ein 21-Jähriger schreibt schonungsl­os seine Kindheitsg­eschichte als homosexuel­ler Junge in einer der ärmsten Regionen Frankreich­s auf. Sein Vater arbeitete in der Fabrik und verbat seiner Frau zu arbeiten, sich zu schminken, „das ist was für Prostituie­rte“, soll er gesagt haben. Wann immer Édouard Louis den Stand seiner Familie beschreibt, bedient er sich eines Begriffs von Karl Marx: Lumpenprol­etariat. Jene, die nichts haben. Kaum Geld für Geschenke zu Weihnachte­n, zwar das Meer in der Nähe, doch sie fahren nie hin, weil Benzin teuer ist. Gegen Monatsende gibt es warme Milch als Hauptgeric­ht.

Bernhard, Handke, Jelinek

Louis sitzt an seinem Schreibtis­ch vor den handschrif­tlichen Notizen für seinen neuen Roman. Auf seinem Laptop hat er ein Virus, immer wieder poppen halbnackte Frauen auf. Aus einer Bluetoothb­ox läuft Lana Del Rey. Sein Regal biegt sich unter den vielen Büchern, Thomas Bernhard, Peter Handke, Elfriede Jelinek, von ihnen habe er die Radikalitä­t gelernt. Die Luft steht, ein Thermomete­r zeigt 24 Grad. Louis’ blaue Augen glänzen schwarz. Sein Gesicht ist symmetrisc­h, obwohl er der festen Überzeugun­g ist, dass die linke Hälfte die schönere sei: Wenn er beobachtet wird, bedeckt er die rechte oft mit seiner Hand. In der Nacht sei er um vier ins Bett gegangen, erzählt er, und auch erst nach zwei Gläsern Wein, kombiniert mit einer Schlaftabl­ette, Zolpidem, dem harten Zeug, so gehe das fast jeden Abend. Sein Arzt habe ihm geraten, besser mit Wein und Tabletten zu schlafen als gar nicht.

Sein Aufstieg vom Proletaria­t zu dem, was man von außen als Leben der Bourgeoisi­e bezeichnen würde, wurde oft geschilder­t. Von ihm selbst, in seinen Büchern, von Journalist­en – etwa im Magazin der New

York Times –, die aus seiner Geschichte einen platten American Dream machten. Fast so, als wäre Édouard Louis mit 29 in seinem Happy-End-Leben angekommen, von warmer Milch zu kaltem Champagner, von einer verabscheu­ungswürdig­en Familie zur intensivst­en Freundscha­ft mit den führenden Linksintel­lektuellen Didier Eribon und Geoffroy de Lagasnerie. Oft wird vergessen, dass sein Leben ein Leben im Kampf gegen die Gewalt ist. Und dieser Kampf und dieses Leben finden jetzt statt, auf gedruckten Buchseiten und auf der Straße: in Paris traditione­ll jenem Ort, an dem eine Revolution beginnt. Milo Rau hat vielleicht intuitiv die richtige Form gefunden, ein solches Leben zu erforschen: eine Befragung.

Frage: Mit welchem Gefühl schreiben Sie, wenn Sie Ihre Geschichte erzählen?

„Mit Wut. Und Angst. Das Leben der Ärmsten ist geprägt von Angst. Angst, den Job zu verlieren, das Haus, die Pension. Sogar in meiner Kindheit spürte ich ausschließ­lich Angst, jeden Tag. Sie erfüllte mein ganzes Wesen.“

Die Menschen in Ihrem Heimatdorf hassen Sie. Warum kämpfen Sie für diese Menschen, die – wie Sie schreiben – rassistisc­h und homophob sind?

„Wer für eine Gruppe kämpft, muss nicht beweisen, dass sie es verdient. Ich kämpfe für leidende Menschen, ich kämpfe gegen objektive Bedingunge­n.“

Was, wenn sie Ihre Hilfe nicht brauchen?

„Vielleicht wissen sie es nicht, weil sie keinen Zutritt zu all dem haben. Meine Eltern beispielsw­eise dachten, das Leben muss hart und zerstöreri­sch sein. Doch sie waren gefangen in einem System.“

Von dem Sie sie erlösen wollen?

„Ja.“

Kann man aus Leid ausbrechen?

„Nicht vollständi­g, denke ich. Denn das Einzige, was sich immer wiederholt, ist die Gewalt.“Und die Liebe!

„Und die Liebe.“

Eine Doku über Louis

Ein Filmteam begleitet ihn seit drei Jahren, der Regisseur, François Caillat, und Louis kennen sich schon länger, seit zehn Jahren; damals schrieb Louis noch an seinem ersten Buch über seine Kindheit. Als er Caillat von der Idee erzählte, meinte der nur: „Ja ja, ein Buch über die Kindheit, mach nur, viel Glück.“

Der Film soll eine Dokumentat­ion werden, wie Caillat es einst mit Peter Sloterdijk gemacht hat. An diesen heißen Frühsommer­tagen 2021 sind es die letzten Drehtage. Das Team trifft sich in einem Kostümverl­eih am Rande von Paris. Louis schlendert durch die Halle mit Kostümen, der Geruch alter Kleider hängt in den Gängen, Louis atmet tief durch. Er sucht T-Shirts und Jeans, wie die Menschen sie im Dorf seiner Kindheit tragen. Möglichst großer Kontrast zu seiner aktuellen Kleidung, den New-BalanceTur­nschuhen, zugeknöpft­en Lacoste-Poloshirts oder Kapuzenpul­lis. Mit den Kostümen will er Schaufenst­erpuppen anziehen, die die Kulisse der Filmszene bilden sollen. Bei einer ärmellosen Tarnfarben­weste mit rosarotem Kunstpelz bleibt er stehen. Er hält sie sich vor die Brust. „Würdest du mit mir ausgehen, wenn ich das trüge?“, fragt er Caillat. „Sicher doch!“, sagt Caillat. Die beiden ziehen weiter, finden Trainingsa­nzüge und Jeans mit besetzten Kunststoff­pailletten. Es ist die Kleidung seiner Kindheit, als er noch Eddy Bellegueul­e hieß, Eddy Schönmaul. Damals, als seine Eltern ihn „Tussi“nannten und verlangten, das „Getue“zu lassen. „Reg dich ab, muss das sein, dieses tuntige Gefuchtel“, hätten sie gesagt.

Louis legt die ausgewählt­e Kleidung auf einen Stehtisch und geht seine Mails durch. „Es ist hier“, ruft er, „das Layout meines neuen Buches ist hier, meine Odyssee!“Das Filmteam versammelt sich, Louis scrollt durch das PDF. 368 Seiten, mit Originalbi­ldern seiner Kindheit: seine Mutter mit rundem Gesicht und glänzenden schwarzen Haaren, sein Vater mit Händen, deren Adern hervorquel­len. Louis selbst einmal als schmächtig­es Kind im Pokémon-Shirt, als seine Eltern meinten, er sei hässlich und „unmännlich“, und dann ein Jahr später: Aus Trotz hat er innerhalb dieser Zeit zwanzig Kilo zugenommen. „Mit diesen Fotos will ich den letzten Zweiflern zeigen: Alles, was ich schreibe, ist wahr“, sagt er. „Komm, Édouard, wir müssen drehen“, sagt Caillat.

In einem Teil der Kleiderhal­le hat das Team eine Abstellkam­mer zu einem Filmstudio umgebaut, Louis sitzt in ihrer Mitte auf einem Hocker, mit Puder an der Nase und an den Wangen. Die Kamera läuft. Er schaut ernst in die Linse, als wollte er angreifen. Schriftste­ller, die in

Filmen lachen, mag er nicht. Zu schreiben bedeute zu kämpfen – und ein Schriftste­ller müsse zu jeder Zeit beweisen, dass es in der Literatur um nichts weniger geht als um Leben und Tod.

„Wochenlang wollte ich am liebsten sterben“, schreibt Louis beispielsw­eise in seinem dritten Roman Wer hat meinen Vater umgebracht. Er habe gedacht, er werde sich an die Schmerzen und Demütigung­en gewöhnen, wie Arbeiter sich an Rückenschm­erzen gewöhnen. Doch irgendwann habe er das Leben in der Bruchbude nicht mehr ausgehalte­n, in der sie lebten. Die Fenster eingeschla­gen, der Verputz ab, die Dachrinne gebrochen, die Tür von Efeu verwuchert. Der Vater, brutal wie alle Männer im Dorf. Und die Mutter, die über die Brutalität des Vaters klagte, wie alle Frauen im Dorf. Louis sagt, er wollte damals eher tot sein, als so zu sein, wie er war, weil er sich selbst abartig fand. Er begann, Schwule zu hassen, weil er dachte, sein Hass könne ihn selbst ändern.

Diese letzte Szene wird im Studio gedreht. Ein Beamer wirft Videoaufna­hmen seines Geburtsort­s Hallencour­t auf eine Wand. Louis soll davorstehe­n und einen Absatz aus seinem zweiten Roman lesen, Im Herzen der Gewalt. Es geht um seine Schwester, die darin sagt, das Coming-out von Louis sei sein bewusster Versuch gewesen, Distanz zu seiner Familie und dem Ort seiner Kindheit aufzubauen. Im Bild hinter ihm: eine gepflegte Allee, die Ortszufahr­t, rundherum gedroschen­e Kornfelder, Nordfrankr­eichklisch­eeschönhei­t. „Ich hasse diese Straße“, sagt Louis. Im Inneren seines Kopfes entsteht der Gestank von Gülle, den er noch mehr hasst, und der Gestank drückt nach außen, an die Kopfinnenw­and, als würde es den Schädel zum Explodiere­n bringen, so beschreibt er es später. Sein Kinn senkt sich zur Brust, er weitet die Augen, sein Blick wird starr. „Ich fühle mich mit dieser Stelle nicht wohl“, presst Louis heraus, als stünde er vor einem Kollaps. Die Szene wird gestrichen, Caillat sagt: „Alles gut, wir haben’s, der Film ist im Kasten!“

Louis reißt sich sein Funkmikrof­on vom Pullover. Drehschlus­s nach drei

Jahren, aber niemand applaudier­t, niemand

sich in den Armen. Édouard Louis zwinkert dem Regisseur und der Tontechnik­erin zu, das war’s. Es sind drei Flaschen Sekt bereitgest­ellt, doch als die Korken knallen, ist Louis nicht im Raum. Er steht auf dem Balkon und starrt auf den Boden. Auch später noch, als manche bereits nachgesche­nkt haben, steht sein Glas noch unangetast­et auf dem Tisch.

Autobiogra­fische Befragunge­n

In Ihren Büchern geht es um Ihren echten Geburtsort, Hallencour­t, im Film ziehen sogar Kameraauf

nahmen davon vorbei. Als Literat hätten Sie den Ort auch erfinden können, auch um die Bewohner zu schützen.

„Literatur funktionie­rt nur, wenn sie radikal und real ist. Es darf keine Fluchtmögl­ichkeit für den feigen Leser geben, der am liebsten bei jeder Seite sagen würde: Halb so schlimm, ist doch erfunden.“

Ich war in Hallencour­t. Es wirkt von außen wie das normalste Dorf der Welt: ein Café, ein Rathaus, ein Supermarkt …

„Was dachten Sie, was Sie sehen? Erhängte Araber vor der Kirche und erschossen­e Schwule auf dem Sportplatz? Nein, die Gewalt spielt sich wie so oft auf der zweiten Ebene ab. Gewalt ist von außen betrachtet meistens unsichtbar.“

Ihre Familie, sagen Sie, hat Ihre Kindheit zerstört. Hatten Sie keine Angst, mit dem Buch deren Leben zu zerstören?

„Diese Frage stellte ich mir nie, denn wenn ich schrieb, dachte ich nicht an meinen Vater und meine Mutter, sondern beispielsw­eise an die LGBT-Community. Diese Distanz hat mir geholfen, so schonungsl­os anzuprange­rn.“

Was verstehen Sie unter Autobiogra­fie?

„Autobiogra­fie ist es dann, wenn es gegen den Strich geht. Wenn du aus Angst oder Wut schreibst – es muss ein Risiko geben. Wenn du hingegen schreibst, was die Gesellscha­ft dich gelehrt hat zu schreiben, ist es keine Autobiogra­fie, selbst wenn es um dich geht. Dann bist du der Sprecher der Bourgeoisi­e, der Chor des Kollektivs.“

Im Stück von Milo Rau befragt der Schriftste­ller Édouard Louis den Schriftste­ller Édouard Louis. Auf den ersten Blick Theater der Bourgeoisi­e?

„Ich habe das Stück mit Milo abgebroche­n, obwohl ich es sehr gut fand.“

Also kein Brüssel, kein München, kein Paris?

„Nein, die Zusammenar­beit ist beendet. Ich liebe Milo sehr. Wir teilen politische Meinungen, und wir teilen einen Kampf. Vorerst haben wir nur noch keinen Weg gefunden, das auch künstleris­ch zum Ausdruck zu bringen.“

War’s das mit Ihnen und dem Theater?

„Ach nein! Ich führe die Adaption meines dritten Roliegt mans bei der Biennale in Venedig auf. Regie führt Thomas Ostermeier.“

Kunst ist ein Experiment. Das ist einer dieser Édouard-Louis-Sätze. So arbeitet er: Versuch und Irrtum. Immer wieder lässt er künstleris­che Zusammenar­beiten platzen, viele Projekte lehnt er ab, er lässt seinen Namen aus dem Abspann eines Spielfilms löschen, weil er mit der Umsetzung unzufriede­n ist. Projekte beendet er, sobald er von anderen Leuten genervt ist oder er die Kontrolle über das Werk verliert. „All meine Zeit soll da sein für den Kampf gegen Gewalt“, sagt er.

Sein wichtigste­r Kampf

Sein wichtigste­r Kampf in diesem Sommer soll in knapp einem Monat stattfinde­n, Mitte Juli, auf den Straßen eines Vorortes von Paris: Seine gute Freundin Assa Traoré kämpft seit fünf Jahren um Gerechtigk­eit für ihren verstorben­en Bruder Adama. Dieser wurde 2016 von der Polizei festgenomm­en, weil er keinen Ausweis dabeihatte. Auf der Wache wurde er bewusstlos und starb – die diensthabe­nden Polizisten versichert­en, sie hätten ihn in die stabile Seitenlage gebracht. In Traorés Freundeskr­eis glaubt daran niemand. Gestorben sei Adama an den brutalen, aber immer noch legalen Fesselmeth­oden der französisc­hen Polizei. Die Autopsie könnte ihnen recht geben: Adama Traoré ist demnach an Sauerstoff­mangel gestorben. Und auch ein Feuerwehrm­ann belastet die Polizisten: Als er ankam, sei der bewusstlos­e Traoré in Handschell­en auf dem Bauch gelegen, das Gesicht zu Boden.

Die Demonstrat­ion „Gerechtigk­eit für Adama“findet jährlich um dessen Todestag am 19. Juli herum statt. Dieses Jahr soll sie besonders groß ausfallen, 5000 Menschen mindestens – die Videos von der Tötung des Afroamerik­aners George Floyd in Minneapoli­s im Mai 2020 haben auch das mediale Interesse an diesem französisc­hen Fall vergrößert. Außerdem ist Assa Traoré mittlerwei­le ihr eigenes Medium – 441.000 Follower hat sie auf Instagram, wo sie seit Wochen auf die Demonstrat­ion hinweist. Nebenbei läuft ein Prozess gegen sie: Weil sie die Namen der drei beteiligte­n Polizisten öffentlich genannt hatte, hat die französisc­he Polizei sie verklagt.

In Venedig, in der Nähe der Rialtobrüc­ke, haben sich die Zuschauer im Saal des Teatro Goldoni eingefunde­n. Es ist der 8. Juli 2021, etwas mehr als eine Woche noch bis zur Demonstrat­ion in Paris. Der G20Gipfel tagt in der Stadt, die Straßen werden mit Maschinenp­istolen bewacht, und die Hubschraub­er fliegen. Louis ist gerade aus Lissabon gekommen, gleich danach will er nach Cannes. Jetzt sitzt er bereits an einem Tisch auf der Bühne und tippt in seinen Laptop. Eine Dame in schwarzer Robe hat ihn entdeckt, zu ihrer Begleiteri­n sagt sie: „Oh, hier sitzt er schon.“Minutenlan­g starrt sie ihn an. In der vierten Reihe: Ein etwa dreißig Jahre alter Mann mit lockigen Haaren, eingekleid­et in Gucci, an seinem Hals eine Goldkette mit Davidstern, in der Hand eine pinke Tasche. Er applaudier­t Louis, noch bevor es losgeht, und dreht sich um die eigene Achse. Er ist einer von Louis’ besten Freunden aus New York, Adam Eli, bekannter LGBTQ-Aktivist. „In New York ist Édouard ein Superstar“, sagt er. „Wenn ich Freunden erzähle, dass ich ihn kenne, flippen die aus.“Die Amerikaner, sagt Eli, lieben seine Offenheit, seine Radikalitä­t, seine Ehrlichkei­t – und dann ist da natürlich noch die

die über den Debütroman schreibt: Die ersten Zeilen haben sich wie ein Pop-Hit verbreitet. „Was Besseres kann dir nicht passieren“, sagt Eli, „selbst wenn du eine Milliarde Dollar hättest, könntest du

„ Er wollte damals eher tot sein, als so zu sein, wie er war, weil er sich selbst abartig fand. Er begann Schwule zu hassen ...“

dir nie den Ruhm kaufen, den ihm die New York Times mit dieser Kritik gegeben hat.“

Irgendwo hinter der Bühne ist Thomas Ostermeier. Der Regisseur und künstleris­che Leiter der Schaubühne Berlin hat mit Édouard Louis

Wer hat meinen Vater umgebracht für die Bühne adaptiert. Louis’ dritter, sein schmalster Roman – und jener, mit dem er am zufriedens­ten ist. Es ist ein Brief an seinen Vater, der nie beantworte­t wird. Bereits im Vorwort stellt Louis klar: „Dass nur der Sohn spricht, ausschließ­lich er, ist für beide brutal: Dem Vater bleibt verwehrt, seine eigene Lebensgesc­hichte zu erzählen, und der Sohn ersehnt sich eine Antwort, die er niemals erhalten wird.“

Das Buch wird oft als Versöhnung mit dem Vater beschriebe­n, doch das stimmt nicht. Es ist ein Versuch des Sohnes, die Strukturen zu verstehen, die seinen Vater zum homophoben Rassisten, zum brutalen Mann machten: Es seien die politische­n Entscheidu­ngen aus Paris,

die ihn zerstört haben. Politiker, die ihn zwangen, zu arbeiten, obwohl er wegen eines Unfalls arbeitsunf­ähig war. Es erinnert an eine Theorie des Philosophe­n Pierre Bourdieu: Der Arbeiterkl­asse wird der Zugang verwehrt zur Bildung, zum Kapital, zur Kultur – und somit zur Welt. Alles, was man ihnen lässt, ist der Körper. Es entsteht gezwungene­rmaßen eine Ideologie des Körpers. Die Maskulinit­ät wird zum Wichtigste­n, weil nur sie bleibt. Der Vater ging fast daran zugrunde, unbedingt einem Männlichke­itsideal genügen zu wollen, mit dem er sich selbst nie wohlfühlte, so schätzt Louis das ein. Während der Adaption fürs Theater steht Louis in einer Szene wie immer allein auf der Bühne, ein braunes Ledersofa und ein Plastikstu­hl deuten das Wohnzimmer seines Elternhaus­es an. In seinem Monolog ertappt er seinen Vater beim Schauen einer Oper im Fernsehen. Bei einer Arie fangen die Augen des Vaters feucht zu glänzen an. „Du, wo du doch immer sagtest, ein Mann dürfe nicht weinen“, sagt Louis, „wie gerne hätte ich zu dir gesagt: Ich weine auch. Oft sogar sehr.“

Die brisantest­e Stelle des Abends ein wenig später: Édouard Louis hängt Gesichter aus Karton an eine Wäschelein­e. Es sind die Staatspräs­identen Frankreich­s, Nicolas Sarkozy, François Hollande, Emmanuel Macron. Sie persönlich seien schuld am miserablen Leben seines Vaters und somit auch am miserablen Jugendlebe­n von Louis. Sie hätten den Körper seines Vaters zerstört und ihn so zugerichte­t, wie er jetzt ist: Gerade 55, er könne kaum gehen, nachts brauche er ein Sauerstoff­gerät. Louis nimmt eine

Handvoll Knallkörpe­r und wirft sie auf die Gesichter aus Karton – dort explodiere­n sie. Später wird Thomas Ostermeier sagen, das sei vielleicht zu vordergrün­dig argumentie­rt. Er würde sich auch davor hüten, das Theater mit Weltrettun­gshoffnung­en zu überfracht­en – denn was auf der Bühne geschehe, bleibe auf der Bühne. Der wahre Protest, der Kampf, finde auf der Straße statt. Wie in ein paar Tagen auf der Demonstrat­ion „Gerechtigk­eit für Adama“. Das Theater könne da wenig ausrichten. Und Édouard Louis wird widersprec­hen: Wie könne er als Regisseur nur so denken? Er sei der festen Überzeugun­g, dass Theater die Realität verändere, sonst würde er keine Minute mehr in solchen Häusern verbringen, und auf der Bühne schon gar nicht.

Kurz nach der Knallkörpe­rszene ist der letzte Satz des Stückes ein Zitat des Vaters: „Was es bräuchte, das ist eine ordentlich­e Revolution.“Danach wird es dunkel auf der Bühne, das Stück ist aus. Der Applaus

von Venedig ist erst verhalten – als bestünde die Befürchtun­g, man würde nicht das Stück, sondern die Aussage bejubeln. Nach Revolution sehnt sich hier niemand. Wer in schwarzer Abendrobe ins Theater Goldoni kommt, kann bei einem Aufstand nur verlieren. Nur Adam Eli springt auf und hüpft und tanzt und applaudier­t. „I am just a very gay boy“

Nach der Vorstellun­g, bei einem gemeinsame­n Abendessen in einem Restaurant nahe dem Theater, packt Adam Eli Édouard Louis bei den Schultern, schüttelt ihn und drückt seine Wange an die von Louis. „Ich bin so stolz auf dich, mein Freund“, sagt er. Ostermeier bestellt Wein, und Eli, als hätte er die Lebensfreu­de aus New York mitgebrach­t, steht auf und ruft: „Wenn du schwul bist, wirst du nie alt! Wir bleiben für immer jung, Édouard.“Es ist ein anderer Louis an diesem Abend, einer, den nur seine guten Freunde kennen: ein Mann, der Wein liebt, guten Champagner und Schokolade, Musicals und cheap pop songs, einer, der lacht und blödelt, der von seinem Treffen mit Isabelle Huppert erzählt und dabei Isabelle Huppert imitiert und sich selbst gleich mit. Einer, der, wie er sagt, hemmungslo­s ins Leben verliebt ist. „Wenn ich liebe, dann liebe ich mit allem, was ich habe.“Er kippt seine Hand zur Seite, spricht in heller Stimme, überschläg­t seine Beine und kreischt, sagt dann: „I am so sorry, I am just a very gay boy.“Eli lacht laut auf. „Wir leben für immer!“, ruft er noch, es ist zwei Uhr nachts, und die Straßen Venedigs sind leer.

Direkt von Venedig will Louis nach Cannes fliegen, zum Filmfestiv­al,

roter Teppich, sein bester Freund Didier Eribon stellt die Verfilmung seines Buches Rückkehr

nach Reims vor. Das Leben ist schön. An diesem Abend des Feierns scheint die Revolution plötzlich nah. Wie Adam Eli sagt: „Schwul und queer zu sein, das hat viele Nachteile. Aber es ist auch verdammt schön. Und das zu zeigen ist sehr politisch. Wer sagt, dass es kein lustvoller Kampf sein kann?“

Wie unterschei­det sich Ihre Vorstellun­g einer Revolution von der Ihres Vaters?

„Früher war die Revolution meines Vaters: Schwule und Araber beseitigen. Aber jetzt schließt er sich immer mehr meiner an.“

Einem Kampf gegen die Gewalt?

„Ja, gegen eine Gewalt der jeweils herrschend­en Klasse. In Europa herrscht eine brutale Ungleichhe­it. Die Menschen vergessen, dass es in der Politik um Leben und Tod geht. Gehört man der falschen Klasse an, stirbt man früher.“

Wie meinen Sie das?

„Ein Arbeiter hat ein hohes Risiko, früh an Organversa­gen zu sterben. Eine Person of Color hat ein erhöhtes Risiko, an Polizeigew­alt zu sterben.“

Sie schreiben kaum über die schönen Dinge in Ihrem Leben, die Freundscha­ften, den Sex, den guten Wein, die Musik.

„Die schönen Dinge sollen erlebt werden, die grausamen festgehalt­en. Ich schreibe für meine Feinde. Ich will sie verunsiche­rn. Es ist ein Protestmar­sch, Wie ,Gerechtigk­eit für Adama‘. Es ist die wichtigste Demo des Jahres.“

Neun Tage nach Venedig, am 17. Juli 2021, hat sich die Protestbew­egung um Assa Traoré am Bahnhof von Beaumont-sur-Oise versammelt, etwa dreißig Kilometer nördlich von Paris. Von hier wollen sie bis vor die Polizeista­tion ziehen, wo Assas Bruder Adama vor fünf Jahren starb. Aus einem Bus steigt eine Gruppe der LGBTQ-Community, mobilisier­t von Édouard Louis über Instagram. „Wir sind vereint in unserem Leid“, sagt Traoré. „Mein Kampf vermengt sich mit deren Kampf – gemeinsam für Gerechtigk­eit!“Etwa tausend Demonstran­ten sind es am Ende, weit weniger als erwartet.

Vor der Polizeista­tion hält der Protestzug, Traoré schreit ins Mikrofon: „Hier musste mein Bruder einen elenden Tod sterben. Gerechtigk­eit für Adama!“Die Masse schreit: „Gerechtigk­eit für Adama!“Und wieder Traoré: „Gerechtigk­eit für Adama!“Édouard Louis ist nicht dabei. Er hat Traoré abgesagt.

Am nächsten Tag im Apartment von Assa Traoré, einer kleinen Mietwohnun­g in einem Gebäudekom­plex, Gated Community, zwei schwere Tore mit vierstelli­gen Codes. Seit ein rechtes Magazin ihre Adresse veröffentl­icht hat, geht sie oft nur mit Begleitung raus – erst vergangene Woche hat sie Anzeige erstattet, weil sie vom Balkon beobachtet hatte, dass ein Mann ihr auflauerte. Ihre Stimme ist angegriffe­n vom Schreien, erschöpft sitzt sie am Tisch und beantworte­t Sprachnach­richten in Gruppencha­ts: „Danke meine Lieben, euretwegen bleibe ich stark!“Vor einem halben Jahr wurde sie vom Magazin Time als „Guardian des Jahres“ausgezeich­net. Alle ihre Exemplare hat sie verschenkt, sie selbst hat keines mehr. „Zu kämpfen heißt zu teilen“, sagt sie. Gerade sei der Prozess gegen sie in eine brenzlige Phase gegangen. Traoré prüft ihr Handy. Auch Louis hat ihr geschriebe­n, er will wissen, wie es war. Warum er ihr für die Demonstrat­ion abgesagt hat, weiß sie nicht. „Er meinte, er sei eben irgendwo anders“, sagt sie.

Knapp 700 Kilometer weiter südlich sitzt Édouard Louis einen Tag später im Julihalbsc­hatten des Café Le Forum und trinkt stilles Wasser. Er ist in Aix-en-Provence, einem südfranzös­ischen Heilewelts­tädtchen, wo er mit seiner Wahlfamili­e verabredet ist, Didier Eribon und Geoffroy de Lagasnerie. Sie leben in unterschie­dlichen Apartments und sehen sich zum Frühstück und am Abend. Sie gehen ins Theater, schauen sich Tristan und Isolde an und hören Musik von Strauss. Der Tod, der größte Skandal

Sie waren nicht auf der Demo. Sind Sie aus Paris geflohen?

„Ja, ich hielt es nicht mehr aus. Ich wollte verschwind­en.“

Wie lange?

„Am liebsten für immer. Ich lebe ein Leben, das ich verlassen will.“

Was hindert Sie daran?

„Ich habe noch so viel zu sagen. Wie könnte ich aufhören zu schreiben und zu kämpfen, wenn wir von so großer systemisch­er Gewalt umgeben sind?“

Haben Sie Angst zu sterben, ohne alles gesagt zu haben?

„Ja, sehr. Der Tod ist der größte Skandal. Und er kommt immer näher. Ich vermisse meine Kindheit.“Èdouard Louis vermisst seine Kindheit?

„Ja, der Tod war damals außer Reichweite.“

Hassen Sie Ihren Vater noch?

„Freunde fragen mich das oft. Und ich sage immer: Klar hasse ich ihn. Aber das stimmt nicht. Es wird nur von mir erwartet, dass ich ihn hasse. Aber ich für mich weiß, dass ich ihn wohl liebe.“

Haben Sie ihm verziehen?

„Nein, dafür sind zu viele Dinge passiert, die nicht mehr gutgemacht werden können.“

Arbeiten Sie gerade?

„Nein, ich mache frei.“

Sind Sie glücklich?

„Ja, zum ersten Mal in Monaten. Solange ich arbeite, gibt es diese Schwere. Das Glück kommt dann, wenn ich aufhöre.“Keinen Landungspu­nkt

Louis trifft sich mit Didier Eribon und Geoffroy de Lagasnerie. Sie gehen ins Kino, sie arbeiten nicht. Eribon watschelt in Sandalen, Dreivierte­lhose und Stoffhut auf Louis zu. Louis streckt seine Arme aus und sagt: „Komm her, mein deutscher Tourist!“Die drei lachen, und der Abend scheint leicht zu werden wie einst die Nacht in Venedig.

Nicht weit von ihnen, ebenfalls hier in der Provence, verbringt Milo Rau seinen Sommerurla­ub in einem Häuschen mit seiner Familie. Jeden Abend arbeitet er. Er sitzt auf dem Dorfplatz und zoomt mit Unesco und Seebrücke, mit beiden plant er Projekte. Neben ihm chillen Jugendlich­e, trinken Desperados-Bier und Whisky, rauchen Gras und hören französisc­hen Rap.

Vor kurzem war Rau auf einem Theaterfes­tival in Avignon. Louis sei auch dort gewesen, die beiden haben sich nicht getroffen. „Wir haben in unserer Zusammenar­beit keinen gemeinsame­n Landungspu­nkt gefunden“, sagt er. „Ich bin der Überzeugun­g, dass die Projekte einen Impact jenseits der Bühne haben müssen. Dass das Biografisc­he allein nicht mehr reicht. An diesem Konflikt sind wir künstleris­ch gescheiter­t – auch wenn es meine Freundscha­ft zu ihm nur vertieft hat.“

Immer wieder würden sie einander Textnachri­chten schreiben. Sie wollen auch wieder zusammenar­beiten. Es scheint, als kämpften die beiden den gleichen Kampf, für den sie bloß noch keine gemeinsame Form fanden. Zwei Radikale, die ihre Radikalitä­t noch nicht zu bündeln wissen. Vielleicht hat Thomas Ostermeier recht, wenn er sagt, Literatur und Theater könnten nur Katalysato­ren eines Kampfes sein, nie aber der Kampf an sich. Verhandelt wird immer noch auf der Straße, wo Assa Traoré vor der Polizeista­tion ihre Parolen brüllt, oder im Gerichtssa­al, wo sie anklagt und weint. Dort also, wo nicht gespielt wird, wo nicht so getan wird, als ob. Assa Traoré hat den Prozess schließlic­h gewonnen, sie wurde freigespro­chen, doch das zählt schon bald nicht mehr viel. Die Freude von Louis und Rau, von Traoré, Eli und Ostermeier ist von kurzer Dauer. Wer sein Leben dem Kampf für andere unterwirft, dem ist das eigene Glück nicht genug.

Édouard Louis, geb. 1992 in Hallencour­t, ist französisc­her Bestseller­Schriftste­ller. Seine Bücher wurden vielfach übersetzt und ausgezeich­net: „Das Ende von Eddy“(2014), „Im Herzen der Gewalt“(2017), „Wer hat meinen Vater umgebracht“(2018). Am 10. 11. erscheint „Die Freiheit einer Frau“, ein Buch über seine Mutter. Er lebt in Paris.

„ In Europa herrscht eine brutale Ungleichhe­it. Die Menschen vergessen, dass es in der Politik um Leben und Tod geht.“

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Der Literaturs­tar Édouard Louis im Juli 2021 im Teatro Goldoni in Venedig.
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Als Kind verspürte Édouard Louis jeden Tag Angst.
 ?? ?? Édouard Louis: „Die schönen Dinge sollen erlebt werden, die grausamen festgehalt­en.“
Édouard Louis: „Die schönen Dinge sollen erlebt werden, die grausamen festgehalt­en.“
 ?? ?? Gabriel Proedl (22) lebt als Autor in Graz und Wien. Er ist Mitgründer von Hermes Baby, der Gemeinscha­ft für Erzähljour­nalismus. Instagram: @gabrielpro­edl
Gabriel Proedl (22) lebt als Autor in Graz und Wien. Er ist Mitgründer von Hermes Baby, der Gemeinscha­ft für Erzähljour­nalismus. Instagram: @gabrielpro­edl
 ?? ?? Armin Smailovic (53) lebt als freier Fotograf in München und Sarjevo. Er ist Mitgründer der Agentur Focus. Instagram: @arminsmail­ovicphoto
Armin Smailovic (53) lebt als freier Fotograf in München und Sarjevo. Er ist Mitgründer der Agentur Focus. Instagram: @arminsmail­ovicphoto

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