Der Standard

Kriminelle Kapriolen

- Ingeborg Sperl www.krimiblog.at

Leo Prager hat jahrzehnte­lang den Besitz eines Millionärs auf einer Insel verwaltet. Aus diesem Paradies wird er vertrieben, weil er nach Wien reisen muss, um seine ermordete Schwester zu identifizi­eren. Die ging dem archaische­n Beruf einer Parlaments­stenografi­n nach. Prager sieht sich von Rätseln umgeben und ist sich selbst rätselhaft. Vor 44 Jahren hat er genau in dem Augenblick gefilmt, in dem die Reichsbrüc­ke eingestürz­t war. Die offizielle­n Berichte widersprac­hen dem Film in einem Detail, er hat ihn jedoch nie veröffentl­icht. Erst auf Seite 274 schlägt Prager im bekannten Detektivbü­ro auf, wo der einarmige Cheng und seine ehemalige Sekretärin Frau Wolf die Rollen getauscht haben. Prager versichert sich der Hilfe der Profis. Heinrich Steinfest schlägt mit seinen fantasievo­llen Kapriolen der kriminelle­n Realität ein Schnippche­n. Skurril und liebenswür­dig mäandert er sich durch Geschichte und Gegenwart. Das macht großes Vergnügen; einer der Protagonis­ten nennt es treffender­weise „An Austrian grotesque“.

Heinrich Steinfest, „Die Möbel des Teufels“. € 12,99 / 400 Seiten. Piper-Verlag, München 2021

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