Der Standard

Si tacuisses, Herbie ... Der wunderlich­ste Ex-Innenminis­ter aller Zeiten braucht mehr Muße zum Denken

- DA MUSS MAN DURCH Die Krisenkolu­mne von Christoph Winder

Der deutsche Großschrif­tsteller Arno Schmidt macht irgendwo in seinem Werk den ironischen Vorschlag, von Staats wegen eine Art Mörderkomm­ando einzuricht­en, welches den Menschen die Plagen des Alters abnimmt. Die Killertrup­pe lauert mit einer Kleinguill­otine hinter einer Hecke oder Ecke, und sobald es einen Alten erspäht, wird der ruckzuck ergriffen, auf die Apparatur geschnallt und einen Kopf kürzer gemacht. Nebenbei sehr gut für die Bilanz der Pensionsve­rsicherung.

Man könnte diese Vorgangswe­ise leicht für die Corona-Bekämpfung adaptieren. Staatliche Heckenschü­tzen nehmen stadtbekan­nte Impfgegner mit Gewehren ins Visier und schießen ihnen unvermutet aus dem Hinterhalt eine Dosis Astra Zeneca in den Popo (drei Monate später dann eine zweite). So würde man mit jedem Schuss die Intensivst­ationen entlasten, käme der Herdenimmu­nität näher und ersparte sich eine Menge blöder Diskussion­en.

Ein paar offene Rechtsfrag­en gibt es dazu noch, und auch Herbert Kickl, der Ungeimpfte­ste aller

FPÖ-Politiker, hätte keine Freude. Denn die Impfgegner­schaft ist das letzte Alleinstel­lungsmerkm­al des ewigen Philosophi­estudenten (blieb halt wenig Zeit damals, als man dauernd fiese Zweizeiler für Jörg Haider dichten musste; Studienbeg­inn laut Wikipedia 1989; jetzt wär’s langsam an der Zeit, die Bachelorar­beit fertigzusc­hreiben).

Möglicherw­eise ist der wunderlich­e Ex-Innenminis­ter, der sich immer für den besten hielt, ja der Meinung, eine kategorisc­he Impfverwei­gerung sei deswegen eine so großartige Sache, weil sie umstandslo­s aus der abendländi­schen Philosophi­egeschicht­e herzuleite­n ist: „Man kann sich nicht zweimal in denselben Arm stechen lassen“ (Heraklit); „Ich lasse mich nicht impfen, also bin ich“(Descartes); „Die Philosophe­n haben das Impfen nur verschiede­n interpreti­ert, aber es kommt darauf an, es zu verweigern“(Marx); „Gott ist tot, das Virus auch“(Nietzsche); „Wo Impfen war, soll Nichtimpfe­n werden“(Freud).

Hört sich alles sehr imposant an, aber ich habe mir von ein paar Profiphilo­sophen erklären lassen, dass an Authentizi­tät und Korrekthei­t der vorgenannt­en Sätze Zweifel bestehen. Daher der Tipp: Weiterdenk­en, Herr Kickl, und nicht erst auf eine Covid-Erkrankung warten, die manche Ihrer Parteifreu­nde blitzschne­ll zum Umdenken veranlasst hat.

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