Corona war wichtigstes Wahlmotiv
Spitzenkandidaten laut Wahlforschung von untergeordneter Bedeutung
Es sind nicht immer die Themen, die einen Wahlkampf geprägt haben, die auch zur tatsächlichen Wahlentscheidung motiviert haben. Dass der Umgang mit der Corona-Pandemie eine gewisse Rolle spielen würde, war schon relativ lange vor der Wahl klar – in der STANDARD-Umfrage des Linzer Market-Instituts war das (vor Arbeitsplätzen und Ausländerintegration) in der zehn Tage vor der Wahl abgeschlossenen Umfrage klar dominierend. Bundespolitik – „dass die Bundesregierung in Wien einen Denkzettel bekommt“– war dagegen nur für etwa jeden fünften Wahlberechtigten eine Motivation bei der Stimmabgabe – am ehesten für Freiheitliche.
In telefonischen und online durchgeführten Exit-Polls bei tatsächlichen Wählern – diese werden in den letzten Tagen und Stunden vor dem Wahlschluss durchgeführt – wird dann festgemacht, was letztlich zur Entscheidung für die jeweils gewählte Partei geführt hat.
Peter Hajek hat eine solche Analyse für ATV bei 1200 Wahlberechtigten durchgeführt. Er bestätigt, dass Corona das überragende Thema war – und dass dieses auch die Frage der Spitzenkandidatur überragt hat. Zwar hatte auch jede fünfte Wählerin bzw. jeder fünfte Wähler von Grünen und MFG den jeweiligen Spitzenkandidaten bei der Wahlentscheidung als „sehr wichtig“im Blick – aber nur Landeshauptmann Thomas Stelzer schafft es in seiner Parteiwählerschaft unter die (getrennt in einer offenen Frage abgefragten) drei wichtigsten Wahlmotive.
Nachfrage zu Kandidaten
In der konkreten Nachfrage, ob der Spitzenkandidat für die Parteiwähler „sehr wichtig“gewesen ist, überragt Stelzer mit 58 Prozent seine Herausforderer Manfred Haimbuchner (49 Prozent der FPÖ-Wähler hielten ihn für „sehr wichtig“), Birgit Gerstorfer (34 Prozent der SPÖ-Wählerschaft) und Felix Eypeltauer (32 Prozent der Neos-Wählerschaft).
Hajek fasst das so zusammen: „Neben Thomas Stelzer, der ähnlich wie sein Vorgänger Josef Pühringer eine sehr wichtige Rolle spielte, steht für die ÖVP-Wähler die positive Regierungspolitik im Vordergrund. Das zeigt aber auch, dass man im Wahlkampf kein echtes Thema hatte.“
Ähnlich sei es den Neos ergangen, die kaum Inhalte kommunizieren konnten.
Das war bei FPÖ und MFG mit Corona anders: Bei MFG ist überhaupt kein anderes Thema wahrnehmbar, bei der FPÖ-Gefolgschaft nennen 25 Prozent Themen aus dem CoronaKomplex spontan als wahlentscheidend, aber nur acht Prozent den Spitzenkandidaten Manfred Haimbuchner. Von SPÖ- und Grün-Wählern wurde das Corona-Thema kaum angesprochen, hier dominierten die üblichen Zuschreibungen als sozial bzw. klimaschützend.
Die von Hajek ebenfalls erhobene Struktur der Wählerschaften zeigt, dass beinahe die Hälfte der ungeimpften Wahlteilnehmer in Oberösterreich die FPÖ und ein knappes Viertel MFG gewählt hat.
Die Geimpften dagegen wählten zu 47 Prozent die ÖVP, die außerdem bei Wahlberechtigten über 60 und bei Frauen punkten konnte. Die FPÖ wurde mit 41 Prozent stärkste Partei bei Arbeiterinnen und Arbeitern, die Grünen konnten sich vor allem bei Maturanten positionieren.
Mitgearbeitet haben:
Theo Anders, Davina Brunnbauer, Oona Kroisleitner, Walter Müller, Thomas Neuhold, Lisa Nimmervoll, Markus Rohrhofer, Conrad Seidl und Michael Völker