Der Standard

Keine Kinder, keine Zukunft

- Oliver Mark

Temska ist ein kleines Dorf im Südosten Serbiens. Es könnte aber auch irgendwo anders sein, denn Temska kämpft mit einem Problem, das exemplaris­ch für viele Gemeinden steht: Landflucht. In Serbien wurden in den letzten zehn Jahren 223 Dorfschule­n geschlosse­n. Jene in Temska könnte die nächste sein.

Gingen hier früher bis zu 1000 Kinder in die Schule, so sind es heute nur noch 18. Und es werden immer weniger, obwohl die Schule die einzig verblieben­e in der gesamten Umgebung ist.

Wirtschaft­liche Tristesse und die Angst vor der Zukunft dominieren das

Leben der älteren Einwohner von Temska, während die Jungen eine unbeschwer­te Kindheit im Familienve­rbund genießen. Bis zu vier Generation­en leben unter einem Dach. Sie teilen sich Haus und Hof und die Liebe zueinander.

Die Älteren wollen den Jungen eine gute Bildung ermögliche­n, fürchten sich aber davor, allein zurückgela­ssen zu werden, wenn ihre Kinder in die Städte ziehen. Wer kümmert sich dann um sie?

Diesen schwierige­n Spagat zwischen den Generation­en zeigt die Reportage Schulschlu­ss in Serbien – Wenn auf dem Land nichts mehr geht. Zu sehen ist sie heute, Montag, um 19.40 Uhr auf Arte.

In Temska existiert abseits der Schule kein öffentlich­er Ort, wo sich Kinder und Jugendlich­e treffen könnten. Sowohl das Kaffeehaus als auch die Bibliothek haben zugesperrt. Immer mehr Bewohner verlassen das Dorf, um ihr Glück in der nahegelege­nen Stadt Pirot zu suchen – oder gleich im Ausland. Die Hoffnung der Alten, dass die Jungen wieder kommen, ist vorhanden, aber gering.

Ein Dorf blutet aus, und niemand kann dagegen etwas tun. Traurig!

REPORTAGE „SCHULSCHLU­SS IN SERBIEN“AUF ARTE

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