Der Standard

Corona-Kritik bringt ihn in den Landtag in Linz

- Conrad Seidl

Die Behauptung, der Wahlerfolg sei der Liste MFG einfach in den Schoß gefallen, wäre ungerecht: Die Unterstütz­er von Joachim

Aigner und seinem Team sind für den Wahlerfolg gelaufen. Im übertragen­en Sinn – Aigners kleines Wahlkampft­eam zog von Dorf zu Dorf und von Gasthaus zu Gasthaus – ebenso wie im Wortsinn: Vor zwei Jahren hat Aigner, Sohn eines Fliesenleg­ers aus Hohenzell, einer Nachbargem­einde von Ried im Innkreis, Laufen zu seinem Hobby gemacht – und über das Laufen kommunizie­rt.

Wie der 1976 geborene und in seiner Kanzlei mit neun Beschäftig­ten im Gewerbepar­k von Schildorn seit dem Jahr 2000 tätige Steuerbera­ter überhaupt ein Talent hat, in öffentlich­er Kommunikat­ion gewinnend zu wirken. Jahrelang tat er das als Unternehme­nsberater bei Veranstalt­ungen zu Steuerthem­en – und jetzt eben zu Rechtsfrag­en rund um die Pandemie-Politik.

Im Wahlkampf für seine Liste Menschen, Freiheit, Grundrecht­e erklärte er in freundlich­er Direktheit, warum für alle Menschen die Unschuldsv­ermutung gelten muss – und leitete daraus ab, dass es für alle Menschen auch eine „Gesundheit­svermutung“geben sollte, man also nicht laufend seine Gesundheit beweisen müsste.

So stieß er auch im Mai dieses Jahres zu der drei Monate zuvor gegründete­n Bewegung – und wurde im Juli in die Sprecherro­lle und damit zum Spitzenkan­didaten im Land ob der Enns gewählt. In dieser Rolle hat er sich mit lockeren Auftritten – mal im T-Shirt, mal im graublauen Anzug, selten mit Krawatte – vom eher hölzern wirkenden Bundesspre­cher Michael Brunner abgehoben. Ehefrau Conny sagte am Wahlabend stolz, dass das Ergebnis zeige, „dass die Leut’ was anderes wollen, nicht dieses starre System“– und dafür stehe eben ihr Mann.

Dieser hat sich mit einfachen Botschafte­n – „Schluss mit allen Corona-Maßnahmen in Österreich!“oder „Glaub nicht alles, was dir gesagt wird!“– Gehör verschafft und bei Servus TV den ersten Fernsehauf­tritt absolviere­n dürfen. Von anderen Medien weitgehend ignoriert, sicherte er sich mit seinen Auftritten auf Facebook Aufmerksam­keit. So machte er sich zum Aushängesc­hild der Impfgegner – und postete zwischendu­rch immer wieder ein Hundebild: Er liebt die Rasse Jack Russell, laut Experten „ein lebhafter und mutiger Hund mit viel Selbstvert­rauen“. Und er liebt seine Familie – vier Söhne bzw. Stiefsöhne, denen er „staatliche Unterdrück­ung ersparen“will.

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Foto: MFG Der Steuerbera­ter Joachim Aigner führt die Impfgegner-Liste MFG an.

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