Berlin wird grüner
In der Bundeshauptstadt, wo neben der Bundestagswahl auch das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt wurde, wurden erstmals die Grünen Erste. Premiere: Eine Frau wird Bürgermeisterin.
Die Berliner mussten darüber entscheiden, ob sie ihre rot-rot-grüne Stadtregierung behalten oder abwählen wollten. SPD-Bürgermeister Michael Müller trat nicht mehr an, seine Nachfolgerin, Franziska Giffey, die als Ministerin über eine Plagiatsaffäre um ihre Doktorarbeit stolperte, wurde lange als Favoritin gehandelt.
Doch bereits in den letzten Wochen des Wahlkampfs lag die zwar politisch erfahrene, aber am Beginn des Wahlkampfes eher unbekannte Grüne Bettina Jarasch in Umfragen immer knapper hinter Giffey. Jarasch war, anders als Giffey und auch anders als ihre Parteichefin Annalena Baerbock, für den Volksentscheid. In manchen Bereichen nahm Jarasch, die bekennende Katholikin ist und lange in der Kirche aktiv war, linkere Positionen ein als Giffey. Das dürfte ihr in Berlin, wo 80 Prozent der Bevölkerung zur Miete wohnt und unter immer höheren Mieten stöhnt, zugute gekommen sein.
Dass es ein Superwahltag werden würde, war den Berlinerinnen und Berlinern wohl klar. Sie wählten nicht nur den den Bundestag, sondern auch ihr Abgeordnetenhaus, die Bezirksverwaltungen und stimmten über den Volksentscheid zu „Deutsche Wohnen und Co enteignen“ab. Das allein hätte gereicht, um Stress zu bekommen. Doch durch offenbar zwischen den Bezirken vertauschte Wahlzettel einerseits und eine hohe Wahlbeteiligung andererseits, kam es vor den Wahllokalen mehrerer Bezirke zu Warteschlangen, die sich teils sogar um einen Häuserblock erstreckten. In Kreuzberg etwa mussten Bürgerinnen und Bürger bis zu zwei Stunden warten, ehe sie ihre Stimme abgeben konnten.
Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern wurde derweil am Sonntag auch ein neuer Landtag gewählt. Hier konnte sich die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zurecht Hoffnung machen, deutliche Zugewinne einzufahren und weiter regieren zu können. Die SPD bildete bisher mit der CDU eine Koalition.
Die Grünen und die FDP bangten bis zuletzt, ob sie die Fünf-Prozent-Hürde nehmen und in den Landtag in Schwerin einziehen könnten. Im letzten Landtag waren beide nicht vertreten. Diesmal schafften es aber beide Parteien.
Während sich Schwesig über die deutliche Bestätigung freuen konnte, fuhren AfD, CDU und Linke Verluste ein. Die AfD konnte sich allerdings trotzdem erneut auf dem zweiten Platz behaupten.