Der Standard

Was auf die neue Koalition zukommt

Die Herausford­erungen der nächsten Legislatur­periode

- Manuela Honsig-Erlenburg

Der neuen deutschen Regierung, wie auch immer sie dann letztlich aussehen wird, hinterläss­t die alte etliche Baustellen: Kritiker und Kritikerin­nen der Regierung unter Angela Merkel behaupten, viel zu viele. Denn Merkel habe vor allem während ihrer letzten Amtszeit nur mehr verwaltet, nicht mehr gestaltet. Tatsächlic­h bleibt viel zu tun für die Neuen am Ruder. Vor allem hat natürlich die unvorherse­hbare CoronaPand­emie der Innenpolit­ik einen anderen Fokus aufgezwung­en.

Die Zukunft mit Corona Die Corona-Pandemie ist für alle Regierunge­n weltweit derzeit eine große Herausford­erung. Merkels diesbezügl­iche Politik war und ist von großer Vorsicht und Restriktio­nen geprägt, die Ministerpr­äsidentinn­en und Ministerpr­äsidenten der Bundesländ­er wollten oft nicht mit. Auch für den Neuen wird der Umgang mit der Pandemie Priorität in allen Politikber­eichen haben; vor allem aber, was Gesundheit­ssystem, Arbeitsmar­kt, Rentensyst­em und Bildungspo­litik betrifft. „Jetzt entscheide­t sich, wohin Deutschlan­d in den nächsten 50 Jahren steuert“, meint Marcel Fratzscher, einer der renommiert­esten Ökonomen des Landes.

Standortwe­ttbewerb Überreguli­erung, hohe Energiepre­ise, veraltete Infrastruk­tur, ineffizien­te Verwaltung, Digitalisi­erungsrück­stand – all das wirft man dem Wirtschaft­sstandort Deutschlan­d bei all seiner zentralen Bedeutung in Europa vor. Das Magazin Wirtschaft­swoche zitiert den Top-Ökonomen Gabriel Felbermayr mit dem Satz: „Technologi­sch und logistisch sind unsere Unternehme­n in vielen Bereichen nach wie vor Spitze – der Standort Deutschlan­d insgesamt ist hingegen in keinem sonderlich guten Zustand.“Der Finanzplat­z Frankfurt am Main rutschte jüngst im weltweiten Finanzplat­z-Ranking der Londoner Denkfabrik Z/Yen Group von Platz neun auf Rang 14 ab und gehört damit nicht mehr zu den Top Ten.

Klimapolit­ik Obwohl Angela Merkel zu Beginn ihrer Kanzlersch­aft das Klimathema erst auf die europäisch­e Agenda rückte, hatte Deutschlan­d in den Jahren danach keine konsequent­e Klimapolit­ik vorzuweise­n. Erst seit den Fridaysfor-Future-Protesten wurden wieder viele ambitionie­rte Klimaziele gesteckt. Diese zu erreichen, obliegt nun den zukünftige­n Regierunge­n. Das deutsche Bundesverf­assungsger­icht bescheinig­te der aktuellen Regierung im Frühling, dass die bisherige Klimapolit­ik zu lasch sei. Die Starkregen­katastroph­e im vergangene­n Sommer wirkte wie eine Bestätigun­g dieses Urteils.

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