Causa Sidlo erzeugte in Casag „katastrophale“Stimmung
Am Freitag ging am Handelsgericht Wien der Zivilprozess Peter Sidlo gegen Casinos Austria AG (Casag) weiter – in dem der Kurzzeit-Finanzvorstand seine Abberufung bekämpft. Die Bestellung des Wiener Ex-FPÖ-Bezirksrats per Mai 2019 löste die Ermittlungen zur Causa Postenschacher aus. Nach dem Bekanntwerden der Chats von u. a. Heinz-Christan Strache steht der Verdacht im Raum, hinter Sidlos Bestellung stecke ein politischer Deal zwischen Novomatic (war Casag-Aktionärin) und FPÖ.
Ausgesagt hat nun Casag-Chefin Bettina Glatz-Kremsner, die damals Vorstandsvorsitzende wurde. Wer alles Sidlos Bewerbung unterstützt hat (wie Strache, Barbara Kolm oder Arno Schiefer; Anm.), habe sie erst später erfahren, so die einstige Stellvertreterin von ÖVP-Parteiobmann Sebastian Kurz. Auch von etwaigen politischen Absprachen habe sie damals nichts gewusst; zu Nachrichten Straches an Sidlo wie „Das Wort hält aber, dass du Vorstand wirst“könne sie nichts sagen.
Aufsichtsrat sollte handeln
Nach den Hausdurchsuchungen bei Strache, Casag, Casag-Managern, Novomatic und Bekanntwerden der Chats ging es im teilstaatlichen Konzern rund. Die Mitarbeiter seien beunruhigt gewesen und von den Kunden ständig auf die Vorkommnisse angesprochen worden, schilderte Glatz-Kremsner. In einem Meeting mit allen Kasinomanagern hätten diese die Stimmung als „katastrophal“beschrieben, woraufhin sie dem Aufsichtsrat (unter Walter Rothensteiner) Anfang Dezember mitgeteilt habe, dass sie eine Entscheidung von ihm erwarte.
Diese traf er dann auch und berief Sidlo ab. Er habe das Gremium falsch informiert, wer alles rund um seine Bestellung mitgeredet habe.
Sidlo hat rund 2,3 Millionen eingeklagt inklusive Bonus. Sie selbst und ihr Vorstandskollege hätten auf ihren Bonus 2019 verzichtet, erfuhren die wenigen Zuhörer vor Gericht von Glatz-Kremsner, das werde auch beim Bonus 2020 so sein. Allerdings, so erfragte Sidlos Anwalt: Der Verzicht erfolgte eben freiwillig.