Der Standard

Sieger im falschen Mercedes

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Valtteri Bottas gewann für Mercedes in der Türkei. Lewis Hamilton verlor allerdings die Führung in der Formel-1-WM an den zweitplatz­ierten Max Verstappen. Das schmeckte dem Briten ganz und gar nicht. Noch stehen sechs Rennen aus.

Der Weltmeiste­r ist mit einer riskanten Taktik im verregnete­n Großen Preis der Türkei gescheiter­t. Lewis Hamilton pokerte lange, wollte gar mit einem Reifensatz das gesamte Rennen bestreiten, um zumindest Rang drei zu retten – letztlich schaute nach einem späten Stopp nur Rang fünf heraus. Die WM-Führung ging an Max Verstappen verloren.

Zumindest verhindert­e Hamiltons Edelhelfer Valtteri Bottas im zweiten Mercedes mit seinem zehnten Formel-1-Sieg vor dem niederländ­ischen Red-Bull-Star größeren Schaden. „Es fühlt sich gut an. Es war eines der besten Rennen meiner Karriere“, sagte der Finne.

Management­bedarf

Verstappen liegt dank Rang zwei nun wieder sechs Punkte vor Hamilton. Dritter wurde sein mexikanisc­her Teamkolleg­e Sergio Perez. „Es ist schon die ganze Saison sehr knapp“, sagte Verstappen. „Es war nicht einfach. Die Strecke war sehr rutschig, wir waren sehr mit dem Reifenmana­gement beschäftig­t.“

Über Nacht hatte es wieder geregnet vor den Toren Istanbuls, beim Start war der Asphalt noch nass, immer wieder tröpfelte es leicht. „Heute wird es schwierig“, hatte Hamilton geahnt, der trotz Qualifying­Bestzeit wegen einer Motorenstr­afe nur von Rang elf aus starten durfte. „Es ist feucht, es nieselt, die Strecke ist ganz anders als im letzten Jahr. Keiner von uns weiß, was heute passieren wird.“

Am Start jedenfalls geschah wenig. Bottas, Qualifikat­ionszweite­r, aber die Nummer eins bei Grünlicht, bog vor Verstappen in die erste Kurve ein, Hamilton kam bei schlechter Sicht zwar zügig an Sebastian Vettel im Aston Martin vorbei, hing anschließe­nd aber sieben Runden hinter dem AlphaTauri des Japaners Yuki Tsunoda fest. Der Rekordwelt­meister arbeitete sich Platz um Platz nach vorne. Dann wartete in Perez ein fahrendes Hindernis.

In Runde 34 lieferten sich die beiden Fahrer ein spektakulä­res Radan-Rad-Duell über mehrere Kurven, Perez verließ die Strecke und benutzte teilweise die Boxeneinfa­hrt.

Als erster Topfahrer holte sich Verstappen am Ende von Runde 36 neue Intermedia­te-Reifen – und kam vor den Streithähn­en Perez und Hamilton zurück auf die Strecke. Hamilton und auch Ferrari-Pilot Charles Leclerc blieben lange auf ihrem ersten Reifensatz – in der Hoffnung, die Strecke würde doch noch ausreichen­d für Trockenrei­fen zum Abschluss abtrocknen.

Zehn Runden vor dem Ende gab Leclerc seinen Plan auf, nachdem er immer langsamer geworden war, holte er sich für den Schlussspu­rt neue Intermedia­tes. Hamilton lehnte einen Stopp ganz ab: Der 100-fache Grand-Prix-Sieger wollte die mehr als 309 Kilometer auf einem einzigen Reifensatz durchziehe­n. „Ich rutsche hin und her, aber es geht noch.“Letztlich überstimmt­e ihn das Team. Hatte es so beim Grand Prix von Russland noch zu einem Sieg gereicht, ging diesmal Platz drei verloren. Der Brite war darob ziemlich sauer. „Im Nachhinein hätte ich besser draußen bleiben oder viel früher reinkommen sollen. Letztlich ist es frustriere­nd. Auf dem dritten Platz war es ein gutes Gefühl. Aber es hätte auch noch schlechter werden können.“

Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff ging gleich in die Fehleranal­yse: „Wenn wir deutlich früher reingekomm­en wären, hätten wir Platz drei erreichen können. Wir wollten das, aber ich verstehe auch Lewis’ Sichtweise im Auto.“

Der nächste Grand Prix findet am 24. Oktober in Austin, Texas, statt. „Ich fürchte, es wird ähnlich eng weitergehe­n. Wir müssen uns etwas einfallen lassen“, sagte Red Bulls Motorsport­berater Helmut Marko, der Mercedes in Sachen Motor deutlich im Vorteil sieht. „Wir müssen einfach unser Chassis noch mehr optimieren.“(sid, lü)

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Foto: AFP/Bektas Lewis Hamilton verlor in Istanbul die WM-Führung.

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