Der Standard

Finanzmini­sterium hält „Studien“von Sabine B. geheim

Zuerst wurde gesucht, jetzt stört laufende Prüfung

- András Szigetvari

Die Zahlen könnten einen Minister vor Freude rot werden lassen. 74 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Corona-Hilfen der Regierung für Arbeitnehm­er und Unternehme­r richtig sind. Immerhin 64 Prozent sind zudem überzeugt, dass die Corona-Rettungsma­ßnahmen in Österreich besser laufen als in anderen Ländern.

Die erwähnten Zahlen stammen aus einer Befragung der Meinungsfo­rscherin Sabine B. für das Finanzmini­sterium aus dem Frühjahr 2020. Sabine B. war bis in die jüngste Vergangenh­eit für das Ministeriu­m tätig. Sie erstellte diverse Umfragen mit ihrem Unternehme­n Research Affairs, auch noch in der Zeit, als Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) bereits im Amt war.

Dabei gibt es einen interessan­ten Unterschie­d. Die neuen Umfragen von Resarch Affairs sind alle öffentlich zugänglich. Die älteren Befragunge­n, im Ministeriu­m sprach man in Chats gern von „Studien“, von Sabine B. dagegen sind allesamt unter Verschluss und werden nicht veröffentl­icht. Darunter fallen auch jene mit Steuergeld finanziert­en Auftragsar­beiten aus dem Jahr 2016, die nun im Fokus der Ermittler der Wirtschaft­s- und Korruption­sanwaltsch­aft sind. Das sind die angeblich „frisierten“Umfragen, mit denen der Weg für den Aufstieg von Ex-Kanzler Sebastian Kurz geebnet worden sein soll.

Das Finanzmini­sterium hat in den ersten Tagen eine Herausgabe der Umfragen auf STANDARD-Anfrage mit dem Argument abgelehnt, man müsse die alten Dokumente aus der Zeit nach 2016 erst suchen.

Präsentati­onen gesucht

Seit dieser Woche ist die Argumentat­ion eine andere: Die interne Revision im Finanzmini­sterium sei in der Causa eingeschal­tet worden und überprüfe die Auftragsve­rgabe an Sabine B. Ebenso involviert sei die Finanzprok­uratur, der Anwalt der Republik. Solange die Untersuchu­ng laufe, würde man keine Dokumente veröffentl­ichen, so das Finanzmini­sterium auf Anfrage.

Worum es geht: Meinungsfo­rscher sagen, dass bei für Ministerie­n in Auftrag gegebenen Umfragen nicht nur Daten selbst geliefert werden, sondern meist auch Präsentati­onen und Berichte zu den wichtigste­n Ergebnisse­n.

Über die Umfragen von Sabine B. wollte am Dienstag auch das Parlament mehr erfahren, mehr als 40 Fragen sind an Finanzmini­ster Gernot Blümel ergangen. Er beantworte­te nur jene, die seine Amtszeit betrafen, und verwies darüber hinaus ebenfalls auf die laufenden Untersuchu­ngen. Sehr zum Missfallen der Opposition.

Im Finanzmini­sterium sorgt die ganze Causa für hitzige Diskussion­en und Aufregung hinter den Kulissen. Nicht zuletzt, weil Johannes P., der jahrelang als Sprachrohr des Ministeriu­ms fungierte, von den Ermittlung­en betroffen ist. Er selbst wurde auf Urlaub geschickt (szi)

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