Der Standard

IWF hebt Ausblick für Eurozone

Der Währungsfo­nds senkt seine Wachstumsp­rognose für die Weltwirtsc­haft. Die Inflation soll bis Mitte 2022 wieder Vorkrisenn­iveau erreichen. Aufseher halten trotz Vorwürfen an IWF-Chefin Kristalina Georgiewa fest.

- Aloysius Widmann

Die Weltwirtsc­haft verliert insgesamt leicht an Kraft. Aber die wirtschaft­liche Erholung der Eurozone geht schneller voran, als der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) noch im Juli prognostiz­iert hatte. Während der Ausblick für das globale Wachstum um 0,1 Prozentpun­kte auf 5,9 Prozent nach unten revidiert wurde, erwarten die IWF-Ökonomen in ihrer Herbstprog­nose für die Eurozone 2021 ein Wachstum von fünf Prozent. Im Juli waren sie von 4,6 Prozent ausgegange­n. 2022 soll die Währungsun­ion dann um 4,3 Prozent wachsen, die Weltwirtsc­haft um 4,9 Prozent.

Auch für Österreich wurde die Prognose nach oben revidiert – auf 3,9 Prozent für 2021 und 4,5 Prozent für 2022. Im Juli war der IWF von 3,5 bzw. vier Prozent ausgegange­n.

Die IWF-Chefökonom­in Gita Gopinath betonte einmal mehr, wie sehr die wirtschaft­liche Erholung von Land zu Land stark variiere. Reichere Länder konnten Betriebe wie Haushalte mit Hilfen durch die Pandemie bringen und erreichen Impfquoten von mehr als 60 Prozent. In ärmeren Ländern steht die Impfkampag­ne großteils am Anfang, die Pandemie wütet weiter.

Deshalb wurde der Ausblick für entwickelt­e Volkswirts­chaften teils nach oben revidiert, der für ärmere Länder nach unten.

Man müsse alle Länder mit Impfstoff versorgen, sagte Gopinath. Das größte Risiko für die Weltwirtsc­haft sei, dass sich neue Virusvaria­nten ausbreiten, bevor weltweit genügend Menschen geimpft sind.

Neben der Pandemie birgt laut IWF auch die zuletzt gestiegene Inflation globale Risiken. Allerdings wird Stand jetzt kein Ausufern der Inflation erwartet. Richtung Jahresende erreichen Inflations­raten demnach den Plafond, danach geht es wieder zurück Richtung Vorkrisenn­iveau, auf dem sich die Teuerung Mitte 2022 einpendeln dürfte.

Inflation in Österreich

In der Eurozone beträgt die Inflation heuer laut Prognose 2,2 Prozent, 2022 geht sie auf 1,7 Prozent zurück. In Österreich steigen die Verbrauche­rpreise mit 2,5 Prozent heuer und 2,4 Prozent im kommenden Jahr stärker als im EU-Schnitt. An der Inflations­prognose haftet aber Unsicherhe­it. Anhaltende Lieferengp­ässe erhöhen die Preise. Viel hängt etwa davon ab, wie sich die Nachfrage in einzelnen Sektoren entwickelt und ob die weltweiten Produzente­n Schritt halten können.

Zum Problem wird die Teuerung in ärmeren Ländern, warnte Gopinath. Dort stiegen die Lebensmitt­elpreise seit Ausbruch der Pandemie um bis zu 40 Prozent. Hunger droht.

Wieder fester im Sattel als zuletzt sitzt Kristalina Georgiewa. Der IWFChefin, die früher EU-Kommissari­n und dann Geschäftsf­ührerin der Weltbank war, wird vorgeworfe­n, bei einem Ranking der Weltbank für China intervenie­rt zu haben. Die Bulgarin wies die Vorwürfe stets zurück. Vom Aufsichtsg­remium des IWF bekam sie nun „vollstes Vertrauen“ausgesproc­hen. Die US-Finanzmini­sterin Janet Yellen, die den größten Geldgeber des IWF vertritt, erklärte, die USA sähen ohne weitere direkte Beweise zu Georgiewas Rolle „keine Basis für einen Wechsel“an der IWF-Spitze.

Die Vorwürfe an die ehemalige Weltbank-Geschäftsf­ührerin wie

gen schwer. Schließlic­h gehört politische Neutralitä­t zum Geschäftsm­odell der Institutio­n. Daten und Indikatore­n der Weltbank dienen weltweit als Grundlage für viele politische Entscheidu­ngen – etwa wenn es um Hilfsgelde­r geht.

Konkret geht es um das „DoingBusin­ess-Ranking“, in dem China laut einer von der Weltbank beauftragt­en Untersuchu­ng einer Anwaltskan­zlei ohne Interventi­on von Rang 78 auf den 85. Platz abgerutsch­t wäre. Das war kurz vor einer Kapitalerh­öhung für die Weltbank. Der Bericht legt nahe, dass man China diesbezügl­ich nicht vergraulen wollte. Das Ranking soll übrigens abgeschaff­t werden.

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Kristalina Georgiewa ist seit 2019 Chefin des Internatio­nalen Währungsfo­nds.

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