Salzburger Reihe Jazz & The City
Salzburg – Es ist beileibe nicht so, dass in Salzburg Hektik nur dann ausbricht, wenn die Festspiele ihr Haupt erheben. Einmal im Jahr wuselt es auch im Herbst bei dem einst von Gerhard Eder gegründeten und nun von Tina Heine geleiteten Festival Jazz & The City. Da werden kleine Massen in Bewegung gesetzt, schließlich bespielt man unzählige Örtlichkeiten gratis mit auch hochkarätigen Programmen.
Ab Donnerstag gibt es die Möglichkeit, bei einem „Blind Date mit der Stadt“an die 150 Acts zu hören und dies in verschiedenen Formaten. Einen „Jazzkindergarten“gibt es ebenso wie eine „JazzWG“mit u. a. Zimmerperformances und Fensterkonzerten. Die Kollegienkirche, von den Festspielen gern für Modernes herangezogen, soll ein „House of Impro“werden, in dem Künstler ungezwungen ihre Spontaneität entfalten können.
„Normale“, anspruchsvolle Darbietungen gibt es auch im Salzburger Marionettentheater, wo David Helbock im Trio sein Projekt The New Cool präsentiert. Der Vorarlberger Pianist weckt mit dem Titel Assoziationen an jene subtil-sanfte Stilistik des Jazz, die einst auch von Pianist Lenny Tristano inspiriert wurde. Wobei Helbock vom Repertoire her sehr offen bleibt und u. a. Songs von Cindy Lauper neu deutet.
Wo es brodelt
Nicht weniger entschleunigt ist der Musikzugang von Nils Petter Molvaer. Der Norweger ist ein lyrischer Trompeter, der einst mit der Einspielung Khmer und ihrer elektronischen Elegik reüssierte. Molvaer entfaltet seine Coolness allerdings auf einer dynamischen ClubbingRhythmik – auch beim aktuellen Projekt Stitches: Da er seine poetischen Monologe in ein brodelndes Ambiente haucht, klingt es wie nachdenkliche Fusion-Musik, wie vertonte Einsamkeit. Erraten: garantiert von Miles Davis inspiriert.
Molvaer wird in der Szene Salzburg zu hören sein, wo, wie überall beim Festival, eine Registrierung und auch ein 3G-Nachweis erforderlich sind. (tos) 14.–17. 10.