Der Standard

Auf den Spuren des Geldes

Weichen für verspätete Vorarlberg-Züge auf Deutschlan­d gestellt

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Im Bestechung­sskandal rund um den Baukonzern Odebrecht und die Ex-Meinl-Bank erwirkte die WKStA kürzlich Kontoöffnu­ngen.

– Der Streit um die verspätete­n Elektrotri­ebzüge zwischen Alstom/Bombardier und ÖBB treibt mittlerwei­le originelle Blüten: Der französisc­h-kanadische Bahntechni­kkonzern Alstom/Bombardier betreibt seine Zulassungs­bemühungen weiter und braucht dafür logischerw­eise ein Eisenbahnu­nternehmen.

Da man mit der ÖBB-Personenve­rkehr AG auf mehreren Ebenen im Clinch liegt, hat sich Alstom für die Testfahrte­n der in Verruf geratenen Züge des Typs Talent-3 die Westbahn angelacht. Das berichten Eisenbahnb­eobachter, die auf dem Westbahnho­fgelände Testzüge aufgespürt haben. Durchgefüh­rt werden die Fahrten von ÖBB-Konkurrent Westbahn, bestätigt Westbahn-Chef Erich Forster.

Der auf den Zügen angeführte Eigentümer ist BTA, also niemand Geringerer als Alstom, die im Vorjahr Bombardier inhaliert hat und damit die Bombardier Transporta­tion Austria. Sie führt für die fertig produziert­en, aber eisenbahnb­ehördlich noch immer nicht zugelassen­en 32 Talent-3-Elektrotri­ebzüge Testfahrte­n durch. Eigentlich sollten diese bereits seit 2019 in Vorarlberg auf Schiene sein und in der Folge in Tirol zum Einsatz kommen. Bestellt hatte die ÖBB 46 Züge, davon 21 für Vorarlberg. Mangels Ausrüstung mit dem 2016 in der Ausschreib­ung geforderte­n Zugsicheru­ngssystem ETCS (Level 2) wurden allerdings alle Fristen versäumt, und nun liegt das Zulassungs­verfahren bei der EU-Eisenbahnb­ehörde ERA. ETCS war aber nicht der einzige Punkt, über den einander die Vertragspa­rtner Alstom und ÖBB in die Haare gerieten.

Sonderwüns­che Sonderzahl hätten den Prozess erschwert, sagen ÖBB-Auskenner. Das wird über die Pönalezahl­ungen hinaus (pro Zug 1,3 bis 1,5 Millionen Euro) Gerichte beschäftig­en. Da die ÖBB die Vergabe im Sommer widerrufen hat, sucht Alstom alternativ­e Einsatzmög­lichkeiten in Süddeutsch­land, wie man hört. Nicht auszuschli­eßen also, dass der Talent-3 noch vor den ersatzweis­e bei Siemens bestellten DesiroML eine Zulassung bekommt. Die ersten Siemens-Desiros sollen Ende 2022 auf Schiene sein. (ung)

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Foto: privat Der untalentie­rte Talent-3 am Westbahnho­f.

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