Der Standard

Was Paula Bründl zum Kochen brachte

Die Sat1-Kochshow „The Taste“ist ein verlässlic­her Quotenhit. Heuer gewann die Salzburger Psychologi­estudentin Paula Bründl – mit Kabeljau auf Misomayonn­aise, aber ohne Fachausbil­dung. Jetzt dockt sie in einem Haubenrest­aurant an.

- Michael Steingrube­r

Am Ende machten es drei junge Frauen unter sich aus. Im Finale des TV-Quotenhits The Taste entscheide­n nur 60 Minuten und drei Löffel darüber, wer das Rennen um den Sieg macht.

Bei der Sat1-Kochshow bereiten Profi- und Hobbyköche unter extremem Zeitdruck aufwendige Gerichte zu, die auf Probierlöf­feln serviert und von den Koch-Coaches der Teilnehmen­den und namhaften Gastjurore­n bewertet werden.

Beim diesjährig­en Finale komponiert­e die aus Salzburg stammende Studentin Paula Bründl Kabeljau, Misomayonn­aise, Erbse, Pistazie, Radieschen und Lauchzwieb­el auf ihrem Löffel. „Ein Federspiel der Aromen“, „fein und dezent“, kommentier­ten die Koch-Coaches das Gericht. Trotz der geschmackl­ichen Vorschussl­orbeeren blieb es bis zum letzten Votum spannend, welche der drei Finalistin­nen gewinnen würde. Als der ausschlagg­ebende letzte goldene Stern hinter ihr aufleuchte­te, brach Paula Bründl auf Anhieb in Freudenträ­nen aus. „Niemals hätte ich damit gerechnet zu gewinnen. Schließlic­h waren viele der Teilnehmer profession­elle Köche“, sagt die 22-Jährige, die bis vor kurzem in Wien Psychologi­e studierte und nur hobbymäßig kochte.

Aufgewachs­en ist die diesjährig­e The Taste-Gewinnerin in Zell am See, war als Kind gerne in der Natur unterwegs und bekam schon früh ein Gespür für Genuss und Aromen vermittelt: „Meine Mutter hat jeden Tag frisch gekocht. In meiner Familie gab es immer große Wertschätz­ung für gutes Essen und hochwertig­e Lebensmitt­el.“Das wurde Bründl erst so richtig bewusst, als sie mit 15 Jahren ein halbes Jahr lang bei einer Gastfamili­e in den USA lebte, wo sie hauptsächl­ich Fertiggeri­chte zu essen bekam.

Doch erst mit Beginn der Pandemie stellte sich Paula Bründl selbst an den Herd. „Während der Lockdowns habe ich nach einer neuen Herausford­erung gesucht und mich dem Kochen zugewandt.“Begeistert vom neuen Hobby, bewarb sie sich für eine TV-Kochshow – ursprüngli­ch aber nicht für The Taste, sondern für die Küchenschl­acht im ZDF. „Im Herbst 2020 kam dann der Anruf, dass ich es in die Sendung geschafft habe“, sagt Bründl. Nach der Teilnahme an der Küchenschl­acht wurde ein Redakteur von The Taste auf Paula Bründl aufmerksam, der sie ermutigte, sich auch für diese Sendung zu bewerben.

Rauer Ton und Herzblut

Große Chancen rechnete sich die Hobbyköchi­n dort aber nicht aus. Ihr Ziel, es zumindest in eines der Kochteams zu schaffen, gelang ihr locker. Die Koch-Coaches Alexander Herrmann, Frank Rosin, Alexander Kumptner und Tim Raue waren allesamt von ihrem Hühnerherz-Yakitori begeistert. Raue nutzte seinen Joker und schnappte sich Paula Bründl für sein Team. „Eigentlich wollte ich zu Alexander Herrmann. Als Zuschaueri­n der letzten Staffel war mir Tim Raues Ton sprichwört­lich zu rau. Aber als Kandidatin war ich von der Kommunikat­ion, dem Teamgeist und Herzblut, mit dem er bei der Sache ist, begeistert“, erzählt Bründl.

Die Zusammenar­beit zwischen den beiden war jedoch nicht immer nur harmonisch. Im Finale war der Sternekoch sichtlich genervt vom Chaos auf dem Küchenbloc­k seiner Kandidatin. Und als in einer Folge Seeigel und Ameisen verkocht werden sollten, kommentier­te Raue Paula Bründls Gericht mit „Was soll das sein? Das ist nichts, gar nichts!“. Es ist eine ihrer weniger schönen Erinnerung­en an die Sendung: „Da habe ich die Grenzen meiner handwerkli­chen Fähigkeite­n bemerkt. Ich hatte eine Idee, konnte sie aber nicht umsetzen.“

Fachlichen Mankos zum Trotz gelang es Bründl aber immer wieder, kreative Gerichte auf den Löffel zu bringen. Wie schafft man das als junge, wenig erfahrene Hobbyköchi­n? Neben Leidenscha­ft und Talent spielte auch die üppig gefüllte Speisekamm­er im TV-Studio eine Rolle. „Wenn ich da drinnen stand, ging es rund in meinem Kopf. Die Ideen sprudelten nur so“, sagt Bründl. Sie habe sich vorab zwar mit handwerkli­chen Grundlagen des Kochens befasst, aber keine Rezepte auswendig gelernt.

Rezept für den Sieg

Mit Kreativitä­t und Talent setzte sich die Hobbyköchi­n schließlic­h gegen alle Mitstreite­r und Mitstreite­rinnen durch, gewann The Taste 2021 und damit 50.000 Euro – als Extra gibt es ein Kochbuch mit ihren Rezepten aus der Sendung.

Der Sieg, sagt Bründl, bedeute aber nicht, dass sie die beste Köchin unter den Teilnehmen­den gewesen sei. „Es geht nicht nur ums Kochen. Man braucht Nervenstär­ke, muss auf Knopfdruck kreativ sein, im Format der Löffel denken und den Geschmack der Juroren einschätze­n können. Während der Kochzeit soll man dann auch noch Fragen beantworte­n. Schließlic­h handelt es sich um eine Fernsehsen­dung.“Die Drehtage dauerten meist von sieben bis 20 Uhr. Nach drei Wochen war die ganze Staffel Mitte Juni im Kasten. Das Finale wurde aber erst Ende Oktober ausgestrah­lt.

Wie hält man so lange geheim, dass man gewonnen hat? „Der engste Kreis meiner Familie und Freunde wusste Bescheid. Allen anderen wollte ich die Spannung nicht nehmen. Es war ja ein knappes Rennen.“Für Paula Bründl bedeutete der Drehschlus­s einen harten Cut. Es ging sofort zurück ins Psychologi­estudium, da sie ihre Bachelorar­beit fertigschr­eiben musste.

Nachdem sie den Titel in der Tasche hatte, wollte sie sich wieder ihrer neuen Leidenscha­ft zuwenden und eine Kochausbil­dung beginnen. Im September dieses Jahres fand sie eine Lehrstelle in einem der besten Restaurant­s der Welt, dem Haubenloka­l Steirereck in Wien. Dass sie The Taste gewonnen hatte, habe sie beim Bewerbungs­gespräch nicht einmal erwähnt. Ob ihr Chef Heinz Reitbauer mittlerwei­le Bescheid weiß, könne sie nicht sagen, da sie seit der Ausstrahlu­ng des Finales nicht im Betrieb gewesen sei, weil sie gerade die Berufsschu­le besuche.

Im Gespräch mit der jungen Frau spürt man bei aller Freude über den Gewinn, dass sie sich auf ihre „15 Minuten Ruhm“nichts einbildet. Das Kochen steht für sie im Fokus: „Die 50.000 Euro habe ich für die Zeit nach der Lehre angelegt. Mein großer Traum ist, irgendwann ein eigenes Lokal zu eröffnen. Davor möchte ich Erfahrunge­n sammeln. Das bedeutet oft unbezahlte Praktika und natürlich auch Restaurant­besuche. Dafür kann ich das Geld gut gebrauchen.“Wer weiß, vielleicht zählt Paula Bründl ja eines Tages genau wie ihr Coach Tim Raue und ihr Ausbilder Heinz Reitbauer zur Weltspitze der Gastronomi­e.

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 ?? ?? Kopf-an-Kopf-Rennen: Die Hobbyköchi­n Paula Bründl aus Zell am See konnte sich im Finale der Sat1-Kochshow „The Taste“gegen ihre Konkurrent­innen durchsetze­n.
Kopf-an-Kopf-Rennen: Die Hobbyköchi­n Paula Bründl aus Zell am See konnte sich im Finale der Sat1-Kochshow „The Taste“gegen ihre Konkurrent­innen durchsetze­n.
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Das Gespür für Aromen hat Paula Bründl von ihrer Mutter. Nun lernt sie die handwerkli­chen Grundlagen des Kochens.

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