Österreichweites Gedenken an Novemberpogrome
Wien – 83 Jahre ist es her, dass sich der antisemitische Hass in Form von systematischer Gewalt zu erkennen gab. Österreichweit erinnerten am Dienstag mehrere Veranstaltungen und Projekte an die Ermordungen von Jüdinnen und Juden während der Novemberpogrome. „Uns Nachgeborene mahnt die Geschichte, achtsam zu sein und uns jeglichem Antisemitismus und Rechtsextremismus entschlossen entgegenzustellen“, erklärte Justizministerin Alma Zadić (Grüne) dazu. Gemeinsam mit Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) hat Zadić in Österreich die Schirmherrschaft für eine vom World Jewish Congress initiierte Videoaktion übernommen: In Wien und Linz wurden in der Pogromnacht zerstörte oder nicht mehr existierende Synagogen durch Videoprojektionen digital rekonstruiert, etwa in der Pazmanitengasse in der Wiener Leopoldstadt.
Einblick in das damalige jüdische Leben bietet auch das österreichisch-deutsch-schweizerische Projekt „Lebensgeschichten – Zeitzeugnisse von Genoziden“der Bildungsplattform IWitness, das Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Dienstag präsentierte. Auf der Website sind rund 900 deutschsprachige Interviews mit Zeitzeugen zu finden, didaktisch aufbereitet für Schüler und Studierende. Die Gespräche wurden aus dem großen Visual History Archive des Shoah Foundation Institute übernommen.
Mit „Light of Hope“rief die Jugendkommission der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) zudem – heuer aufgrund der Pandemie online – zu ihrer jährlichen Gedenkzeremonie auf. Dabei wurden in Erinnerung an die Geschehnisse auch Berichte von Zeitzeugen vorgelesen. Zudem gedenken mehrere Institutionen in Österreich und Deutschland mit Lichtinstallationen der jüdischen Opfer des Holocausts. Auf der Fassade des Uniqa Towers in Wien waren etwa die Namen jener Jüdinnen und Juden zu lesen, die im zweiten Gemeindebezirk gewohnt hatten und getötet wurden.
Bereits in der Nacht auf Dienstag überklebten jüdische Aktivistinnen und Aktivisten 23 Straßenschilder in Wien – Straßen, die nach Personen benannt sind, die „offensiv und nachhaltig antisemitische Einstellungen“vertraten, wurden mit Namen von Widerstandskämpferinnen und -kämpfern ersetzt, erklärte die jüdische Hochschülerinnenschaft. (muz, APA)