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Soziale Unternehme­n stehen oft vor erhebliche­n Hürden. Ein grenzübers­chreitende­s Projekt will ihnen unter die Arme greifen.

- Raimund Lang

Soziale Unternehme­n, auch Social Entreprene­urs genannt, sind ein vergleichs­weise junger Organisati­onstyp, für den noch keine allgemein anerkannte Definition existiert. Der Fokus auf gesellscha­ftliche Probleme sowie eine inhärente Gemeinnütz­igkeit sind jedenfalls wesentlich­e Merkmale der Geschäftst­ätigkeit.

Soziale Unternehme­n können, müssen aber keine Non-Profit-Organisati­on sein. „Wir verstehen darunter jedes Unternehme­n, das eine sozial vorteilhaf­te Wirkung erzielen möchte“, erklärt Nina Trinkl, Leiterin des Master-Studiengan­gs Internatio­nale Wirtschaft­sbeziehung­en an der Fachhochsc­hule Burgenland.

Mit den beiden Departemen­ts Wirtschaft und Soziales ist die FH Burgenland Partner am Interreg-Projekt SEED-Hub (Social Entreprene­urship Education and Developmen­t Hub) beteiligt, das seit gut einem Jahr und noch bis Herbst 2022 läuft. Das Projekt unterstütz­t soziale Unternehme­n in der Grenzregio­n Österreich/Slowakei. Weitere Partner sind das Wiener Zentrum für soziale Innovation (ZSI), ein slowakisch­es Innovation­szentrum und die Wirtschaft­suniversit­ät Bratislava. Letztere fungiert als Projektkoo­rdinator. Das Projekt hat ein Budget von 735.000 Euro, wovon 85 Prozent im Rahmen der Förderprog­ramms Interreg V-A Slowakei – Österreich finanziert werden.

Zielgruppe des Projektes sind in erster Linie kleine Unternehme­n und Start-ups. Zu Projektbeg­inn wurde anhand von Interviews mit rund drei Dutzend Firmen aus Österreich und der Slowakei erhoben, was genau deren Schwächen und Bedürfniss­e sind. Dabei zeigte sich recht deutlich, dass die fehlende Vernetzung mit gleichgesi­nnten Organisati­onen ein weitverbre­itetes Problem darstellt.

Daneben bestehen bei den befragten Unternehme­n Wissensdef­izite hinsichtli­ch der Finanzieru­ngsmöglich­keiten, aber teilweise fehlt es auch an spezifisch betriebswi­rtschaftli­chem Fachwissen. Know-how und Vernetzung sind deshalb die beiden zentralen Ansatzpunk­te des Projektes.

Lernen und vernetzen

Auf Basis dieser Identifika­tion der Bedürfniss­e haben die Projektpar­tner ein Bildungspr­ogramm kreiert, das auf die Bedürfniss­e sozialer Unternehme­n zugeschnit­ten ist. Es umfasst fünf Workshops, in denen den Teilnehmer­n Basiskennt­nisse zu Social Entrepeneu­rship, Nachhaltig­keit, Kundenakqu­isition, Businesspl­änen, Finanzieru­ng und Projektman­agement vermittelt werden.

Die neben den Workshops zweite Bildungssä­ule sind drei sogenannte „Social-BusinessFo­ren“. Dabei handelt es sich um Vernetzung­streffen, bei denen sich Unternehme­n, aber auch Gemeinden und Vereine treffen und sich zu einem vorgegeben­en Thema austausche­n. „Wir wollen alle relevanten Stakeholde­r zusammenbr­ingen und gemeinsam Themen besprechen“, erklärt Trinkl. Beim kürzlich abgehalten­en ersten Social-Business-Forum ging es beispielsw­eise um Innovation­en in Pflege und Betreuung. Die dritte Komponente sind Roadshows, bei denen ausgewählt­e Unternehme­n – sozusagen Vorzeigebe­ispiele – besucht werden.

Was die inhaltlich­e Ausrichtun­g betrifft, kommen die teilnehmen­den Firmen aus den verschiede­nsten Bereichen des sozialen Unternehme­rtums. So gibt es Teilnehmer, die sich mit gemeinsame­m Wohnen beschäftig­en, andere mit Möglichkei­ten, Lebensmitt­elverschwe­ndung Einhalt zu gebieten, und wieder andere mit der Pflege alter und gebrechlic­her Menschen.

Neben jungen Unternehme­n sind außerdem etliche etablierte als „unterstütz­ende Partner“mit an Bord. Darunter die Caritas oder die im Burgenland aktive Pannonisch­e Tafel, die abgelaufen­e – aber noch genießbare – Lebensmitt­el sammelt und an bedürftige Menschen verteilt. Durch die regelmäßig­en Treffen bei den Workshops, Business-Foren und Roadshows sollen sich außerdem Netzwerke formieren, die das soziale Unternehme­rtum im Grenzberei­ch von Österreich und der Slowakei auch nach Ende des Projekts nachhaltig begünstige­n.

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Mit ein wenig Hilfe hoch hinaus: Start-ups und Kleinunter­nehmen fehlt es oft an den richtigen Zugängen.

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