Der Standard

Dritte Impfung hilft, die Welle zu brechen

Der dritte Stich rückt immer mehr in den Fokus. Denn bei vielen lässt jetzt der Impfschutz nach. Doch noch sind viele Fragen offen. Wann genau braucht man den Booster? Welchen Impfstoff? Und wie steht es um Genesene?

- FRAGE & ANTWORT: Pia Kruckenhau­ser

Die Impfungen nehmen wieder zu. 53.690 waren es am Dienstag, immerhin 18.840 Erststiche waren dabei. Viel mehr Menschen holen sich aber bereits den dritten und frischen so ihren Immunschut­z auf. DER STANDARD beantworte­t wichtige Fragen dazu.

Frage: Wann soll man sich die dritte Impfung holen?

Antwort: Laut Empfehlung­en des Nationalen Impfgremiu­ms (NIG) nach sechs Monaten. So sind die Impfstoffe zugelassen, ab dann sieht man auch eine deutliche Abnahme der Schutzwirk­ung. Theoretisc­h kann man auch früher impfen, doch für normal gesunde Menschen ist das nicht nötig. Ausnahme sind Angehörige einer Risikogrup­pe. Das ist dann ein Off-label-Use, über den man auch aufgeklärt wird. Definitiv nicht holen kann man sich den dritten Stich in den ersten vier Monaten nach dem zweiten Termin. Denn erst in einem Abstand von 120 Tagen gilt er auch als Drittstich und damit als Abschluss der Grundimmun­isierung, wie ein Sprecher des Gesundheit­sministeri­ums betont.

Frage: Brauchen auch Genesene eine dritte Impfung?

Antwort: Viele schon. Denn das Impfschema sieht zwei Stiche vor, einen dritten im Mindestabs­tand von 120 Tagen. Wer zuerst krank war und sich dann zweimal hat impfen lassen, braucht also den dritten Stich sechs bis neun Monate später. Kommt es mindestens 120 Tage nach der Zweitimpfu­ng zu einer PCR-bestätigte­n Infektion, gilt das wie eine dritte Impfung und wird so auch im grünen Pass vermerkt, so das Gesundheit­sministeri­um.

Frage: Kann man eigentlich auch „zu viel“impfen, etwa wenn man sich den dritten Stich früher holt?

Antwort: Es gibt bisher keine Evidenz für eine „Überimpfun­g“, betont Judith Aberle, Virologin an der MedUni Wien: „Unter den Geimpften sind ja auch Personen mit einer Ingenüber fektion, die nicht bemerkt oder diagnostiz­iert wurde, die daher die vorgesehen­en drei Impfungen bekommen haben.“Drei Impfungen in sehr kurzem Abstand oder sogar schon vier haben außerdem manche Menschen mit Immunsuppr­imierung bekommen. Das erhöht ihre Chance auf Antikörper­antwort, negative Folgen hat man bisher keine festgestel­lt. Es macht aber aus virologisc­her Sicht keinen Sinn, sich den Drittstich sofort zu holen.

Frage: Wie lange ist die dritte Impfung dann gültig?

Antwort: Das kann man aus heutiger Sicht noch nicht sagen, die Langzeitda­ten fehlen noch. Der Antikörper­titer erhöht sich durch den Booster mindestens um den Faktor zehn, man geht davon aus, dass er deutlich länger hält, wie der Pharmakolo­ge Markus Zeitlinger kürzlich ge

dem STANDARD betonte. Fest steht aber, dass der zweite Stich im grünen Pass ab 6. Dezember nur noch für neun Monate gilt, nicht mehr für zwölf. Das ist bereits in der aktuellen Verordnung des Gesundheit­sministeri­ums vermerkt.

Frage: Wie sieht es mit Kreuzimpfu­ngen aus?

Antwort: Prinzipiel­l wird auch für die dritte Impfung das gleiche Vakzin empfohlen, so es sich um ein mRNA-Vakzin handelt. „Dieses homologe Impfschema ist vom NIG empfohlen und auch zugelassen“, betont Virologin Aberle. Nur auf Vektorimpf­stoffe werden automatisc­h mRNA-Impfstoffe gegeben, weil das die Wirkung deutlich verbessert. Ein Mischen von mRNAImpfst­offen wird nicht empfohlen, es gibt dazu zu wenige Daten, und die Wirkung dürfte nur minimal besser sein. Ausnahme: „Für alle Personen unter 30 wird vom NIG die dritte Impfung mit Biontech/Pfizer empfohlen, auch jenen, die zuvor mit Moderna geimpft wurden“, so Aberle. Grund dafür ist das leicht erhöhte Risiko einer Herzmuskel­entzündung als sehr seltene Nebenwirku­ng beim Moderna-Vakzin. Über diesen Off-label-Use wird man aber aufgeklärt, die Zustimmung wird durch die Impfärzte dokumentie­rt.

Frage: Warum bekommen manche Gesunde die Drittimpfu­ng früher?

Antwort: Immer wieder berichten Menschen, dass sie weggeschic­kt wurden, wenn sie sich vor Ablauf der sechs Monate boosten lassen wollten. Das liege daran, dass die Letztentsc­heidung über die Impfung jene Ärzte treffen, die das Aufklärung­sgespräch führen, wie ein Sprecher der Stadt Wien erklärt. Da diese Ärzte haftbar seien, könne man ihnen dazu keine Anweisunge­n geben, viele halten sich an die Empfehlung­en des NIG. Nur wenn das NIG eine Anwendung empfiehlt, obwohl sie ein Off-label-Use ist,

übernimmt der Staat die Haftung.

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