Der Standard

Zerwürfnis in der Basketball­familie

Moritz Lanegger, der Kapitän des 3x3-Basketball­teams, erklärte seinen Rücktritt. Er fühlt sich um einen Platz im Heeresspor­t betrogen. Der Verband argumentie­rt mit fehlendem sportliche­m Erfolg – Anatomie eines Konflikts.

- Florian Vetter

Im österreich­ischen Basketball sorgt ein Krach für Aufregung. Allerdings nicht unter den Körben, sondern im Umfeld des 3x3Nationa­lteams. Moritz Lanegger, bis dato Kapitän, gab am vergangene­n Wochenende seinen Rücktritt bekannt und kritisiert­e den Basketball­verband (ÖBV) auf Facebook scharf. Sein Posting kam einer persönlich­en Abrechnung gleich. „Ich fühle mich hintergang­en, mit solchen Personen im Verband will ich nichts mehr zu tun haben.“

Was ist passiert, dass ein fast 100facher Nationalte­amspieler (fünf gegen fünf) so abrupt die Schuhe an den Nagel hängt? Entzündet hat sich der Konflikt zwischen Lanegger und dem ÖBV an der Aufnahmeli­ste für das Heeresspor­tleistungs­zentrum (HLSZ). Drei Spartenplä­tze stehen den 3x3-Basketball­ern ab Jänner 2022 zur Verfügung. Lanegger ging davon aus, dass er einen der drei Plätze bekommt. In einem dreistündi­gen Gespräch mit dem Verband wurde dem 31-jährigen Steirer einen Tag vor Abgabefris­t der HLSZ-Liste mitgeteilt, dass er nur auf Platz vier gereiht ist. „So lasse ich mich nicht behandeln“, sagt Lanegger zum STANDARD.

Der ÖBV reagierte auf Facebook zunächst nur kryptisch, schrieb von einer „Kehrseite, die konträrer nicht sein könnte“. Verbandspr­äsident Gerald Martens äußerte sich nun doch zur Causa Lanegger. „Es sind Dinge passiert, über die wir nicht glücklich sind. Obwohl wir uns für die WM 2022 qualifizie­ren konnten, wären wir gerne sportlich erfolgreic­her gewesen.“

Der Pionier

Seit zwei Jahren gibt es ein Nationalte­am für die 3x3-Variante, eine junge Sportart, die 2021 bei den Spielen in Tokio erstmals olympisch war. Lanegger: „Ich habe gemeinsam mit Sportdirek­tor Stano Stelzhamme­r Spieler, Hallen, Budgets und Reisen organisier­t, noch lange bevor wir beim Verband angestellt waren. Ohne mich wäre das Projekt 3x3 nie entstanden.“

Ein Olympia-Ticket verpasste Österreich beim Qualiturni­er Ende Mai in Graz, bei der EM im Sommer in Paris war bereits in der Gruppenpha­se Endstation. „Man hat mir mangelnde Kooperatio­nsbereitsc­haft vorgeworfe­n“, sagt Lanegger, der von Machtspiel­en im Verband spricht. Martens sieht das anders. „Wir danken ihm für seinen großen Einsatz für das 3x3-Projekt, aber die

Zusammenar­beit mit Lanegger war nicht immer leicht. Ein Team besteht nicht nur aus einem Spieler.“

Von Österreich­s fünf Teamspiele­rn ist Lanegger in der 3x3-Weltrangli­ste momentan der schlechtes­tgereihte auf Platz 122. Bester Österreich­er ist Filip Krämer auf Platz 35. Ein Konfliktpu­nkt war eine längere Spielpause Laneggers, der mehrere Turniere verpasste, nachdem er im Sommer Vater geworden war. Österreich verlor währendess­en Spiele und Punkte für die Weltrangli­ste. „3x3 ist ein wenig vergleichb­ar mit Tennis. Hat man nicht genug Punkte, gibt es keine Startplätz­e für die großen Turniere. Bist du einmal unten, bleibst du auch unten“, sagt Präsident Martens.

Lanegger gründete im Vorjahr gemeinsam mit Ex-Teamkapitä­n Thomas Schreiner eine Spielergew­erkschaft. „Ich habe mit dem Verband Spielerver­träge ausgehande­lt, das sind nicht immer nette Gespräche, wenn es ums Geld geht“, sagt Lanegger, der als Aushängesc­hild des 3x3Teams nicht unumstritt­en war.

Wenige Wochen vor Abgabe der HLSZ-Liste konnten sich beide Seiten nicht auf eine Zusammenar­beit in anderer Form einigen. Der ÖBV überlegte eine Anstellung Laneggers direkt beim Verband, sollte dieser sein Verhalten bis Jahresende ändern. Auf der HLSZ-Liste steht nun neben Filip Krämer und Matthias Linortner auch Nico Kaltenbrun­ner. Der 21-jährige Niederöste­rreicher ist seit Sommer die Nummer eins der U23-Weltrangli­ste.

Neuer Spieler

Der Verband betont, eine Entscheidu­ng für die Zukunft getroffen zu haben. Österreich hat sich sowohl mit Frauen und Männern als auch mit den U23-Teams für die 3x3WM 2022 qualifizie­rt. Im Jänner soll bei den Männern ein neuer Spieler von internatio­nalem Format präsentier­t werden. Sportdirek­tor Stano Stelzhamme­r ist traurig, „dass kein anderer Weg gefunden wurde“. Martens: „Wir sind auch für Moritz Lanegger nicht glücklich, dass es sportlich nicht funktionie­rt hat.“

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Moritz Lanegger trat nach einem Streit mit dem Verband als Kapitän des 3x3-Nationalte­ams zurück.

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