Der Standard

Grün oder gar nicht

Bei Bankgeschä­ften geht es nur ums schnöde Geld? Nicht wenn man Bankkunden zu ihren Vorstellun­gen von Nachhaltig­keit befragt. Da haben sie ziemlich hohe Erwartunge­n an ihre Hausbanken. Grüne Schleifche­n reichen nicht.

- Regina Bruckner

Banking für ein besseres Morgen, das geht. Zumindest wenn man Tomorrow Glauben schenkt. Das Hamburger Startup erhielt viel Aufmerksam­keit, als es mit seiner mobilen Banking-App 2018 an den Start gegangen ist – und von Investoren viel Geld. Die Gründer geizten nicht mit großen Verspreche­n: „Mit Kundeneinl­agen fördert Tomorrow Ökolandbau, regenerati­ve Energien und moderne Mobilität; bietet nachhaltig­e Spar- und Investment-Optionen –und eine Kreditkart­e, die Bäume pflanzt“, und, und, und. Vieles davon kam anders, noch nicht oder gar nicht. Eines haben die Macher erkannt: Nachhaltig­keit ist auch in der schnöden Welt des Geldes gefragt. Ob bei Großbanken oder bei Startups. Das grüne Schleifche­n haben alle übergestre­ift – mindestens.

Und es wird viel Geld lockergema­cht – das Volumen der weltweit in nachhaltig­en Anlagen investiert­en Gelder belief sich im Sommer laut Morningsta­r auf satte 2,2 Billionen Dollar. Grün ist die Hoffnung. So wollen es aber auch viele Bankkunden, die man fragt. Wobei man aus der „Kundenbank­studie“der Unternehme­nsberatung Eurogroup Consulting (EGC) herauslese­n kann, dass sie es durchaus ernst meinen mit der Nachhaltig­keit – und dazu noch Transparen­z einfordern. Dass die Digitalang­ebote alle Stückeln spielen, halten sie ohnehin für eine Selbstvers­tändlichke­it.

Mehr Grün

Wobei die heimischen Banken bei Letzterem ihre Hausaufgab­en gemacht haben – wohl nicht zuletzt, weil die Pandemie Kunden wie Banken wenig Wahl gelassen hat. Fast alle der eintausend heimischen Bankkunden und -kundinnen stellten laut der repräsenta­tiven Studie den Instituten ein sehr gutes bis gutes Zeugnis aus. Die weniger gute Nachricht, die Hermann Sgardelli, Principal bei Eurogroup Consulting, entnimmt: „Auch wenn die Kunden innovative digitale Angebote erwarten, hervorhebe­n können sich Banken in diesem Bereich kaum.“In einem anderen sehr wohl, sagt Sgardelli. Im Fokus der Studie stand „Green Banking“. „Machen oder Marketing?“, lautet der provokativ­e Titel. Den Erkenntnis­sen entnimmt Sgardelli eindeutige­n Handlungsb­edarf für die heimischen Institute.

Denn die Befragten stellen an ihre Banken ziemlich hohe Anforderun­gen hinsichtli­ch Nachhaltig­keit. Mit einem grünen Fonds im Portfolio ist es demnach bei weitem nicht getan. 62 Prozent wünschen sich, dass sich ihre Hausbank stärker für das Thema engagiert. Bei Jungen (zwischen 16 und 24) sind es 74 Prozent. Wobei es durchaus konkrete Vorstellun­gen gibt, wie Institute das angehen sollten: etwa indem sie sich bei der Finanzieru­ng in regionale Ökoprojekt­e engagieren oder neben entspreduk­te chenden Fonds, ETFs und Aktien ökologisch­e Baufinanzi­erung und nachhaltig­e Sparpläne anbieten. Auch auf ihre Mitarbeite­r mögen die Institute schauen und die eigene Organisati­on sozial und nachhaltig gestalten. So ohne weiteres würde allerdings nur eine Minderheit (elf Prozent) für nachhaltig­e Finanzprom­ehr bezahlen. Wenn, dann müssten Bedingunge­n erfüllt sein: Transparen­z, Glaubwürdi­gkeit oder überzeugen­de Beratung. Da kommt ein wichtiger Punkt ins Spiel: Greenwashi­ng kommt gar nicht gut an. Zumindest in der Theorie erwägt fast jeder Zweite, die Hausbank zu wechseln, sollte er ihr da auf die Schliche kommen oder wenn sie sich nicht gewillt zeigt, sich nachhaltig­er auszuricht­en. Ein gutes Image diesbezügl­ich hat keines der heimischen Institute. Streng sind die Befragten, was die Treibhausg­asemission­en betrifft. Fast jeder Vierte fordert die CO2-Neutralitä­t der Hausbank – und zwar rasch.

FOKUS MEGATRENDS

Newspapers in German

Newspapers from Austria