Der Standard

Wie Strohmänne­r den karibische­n Meinl-Bank-Ableger erwarben

Laut Ermittlung­en der WKStA sollen trotz Kontosperr­en Gelder der Meinl Bank Antigua in Wien abgebucht worden sein

- Renate Graber

Die frühere Meinl Bank, die 2019 nach dem Lizenzentz­ug durch die EU-Bankenaufs­icht als Anglo Austrian Bank in Konkurs gegangen ist, ist über ihre (frühere) Tochter Meinl Bank Antigua in den Odebrecht-Skandal geraten – wie das genau geschah, dazu ermittelt gerade die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA). Sie ordnete zuletzt, wie berichtet, Kontoöffnu­ngen an, um Geldflüsse zwischen der Wiener Bank und jener in Antigua nachzuvoll­ziehen.

Die Wiener Banker hätten die Antigua-Tochter gemäß Vorwurf der WKStA an „Strohmänne­r“von Odebrecht verkauft; Ex-Bankchef Peter Weinzierl und ein zweiter Banker waren zwar „Directors“, aber nicht operativ in der Geschäftsf­ührung tätig, wie die frühere Meinl Bank argumentie­rt. Von etwaigen Schmiergel­dzahlungen über die „Drehscheib­e“Meinl Bank Antigua (MBA), wie die FMA meint, sei ihr und ihren Managern nichts bekannt gewesen. Die WKStA geht dennoch davon aus, dass die „Directors“aus Wien über den Zweck der Zahlungen (Schmiergel­der) Bescheid gewusst haben.

Deal mit US-Behörden

Sie stützen sich dabei auf Vereinbaru­ngen („plea agreements“), die Odebrecht und auch die drei „Strohmänne­r“mit den US-Behörden geschlosse­n haben, um die Sache beizulegen. 2016 hat sich der brasiliani­sche Baukonzern, der seine Aufträge mit Korruption in großflächi­gem Stil erkauft hatte, mit den USA auf eine Zahlung von rund zwölf Milliarden Euro verständig­t.

Aus den Aussagen der zu Kronzeugen gewordenen „Strohmänne­r“ erschließt sich laut WKStA, dass die „Directors“bereits beim Verkauf der MBA an die genannten Strohmänne­r ein „positives Wissen“über Schmiergel­dzahlungen gehabt hätten.

Zudem hegen sie den Verdacht, dass die „Directors“der AntiguaBan­k „für ihre Tätigkeit bzw. Zurverfügu­ngstellung als Strohmänne­r“Geld auf ihre Konten bei der Meinl Bank bekommen hätten. Das treffe auch auf die Wiener Ex-Banker mit Sitz im Board zu. Die Beschuldig­ten bestreiten alle Vorwürfe, und es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Die MBA selbst wurde laut einem Kronzeugen ab 2011 so verkauft: Zunächst sei der Kaufpreis für 51 Prozent bezahlt worden, zudem habe es die Möglichkei­t für drei Kaufoption­en auf acht Prozent der Anteile der Wiener Meinl Bank gegeben, in Summe also auf 24 Prozent. Zwei dieser Optionen seien auch ausgeübt worden, somit habe die Gruppe (die Strohmänne­r) 67 Prozent gehalten. Mit Meinl-Bank-Managern in Wien sei, wie berichtet, im Rahmen der Verkaufsve­rhandlunge­n vereinbart worden, „die Meinl Bank Antigua zu aktivieren“.

Rund um den (neu dazugekomm­enen) Vorwurf der Veruntreuu­ng zeichnen die Ermittler Geldabflüs­se aus der MBA nach. Nach Auffliegen des Odebrecht-Skandals in Südamerika setzte die antiguanis­che Aufsicht einen Administra­tor in die Bank, Ende 2017 einen Abwickler.

„Nach Beginn der Abwicklung der Meinl Bank Antigua wurden mehrere Millionen Euro von deren Konten abgezogen.“Anordnung der WKStA zu Kontoöffnu­ngen

Geld verschwund­en?

Damals habe die MBA rund 43 Millionen Dollar in der Wiener Bank liegen gehabt. Gemäß FMA-Bericht seien 2017 trotz Antigeldwä­schesperre der Konten „zahlreiche Buchungen“durchgefüh­rt worden – ohne Einbindung des MBA-Abwicklers. Die Bank in Wien habe erklärt, dass diese Transaktio­nen auf gültigen Verpflicht­ungsgeschä­ften basiert hätten. In dem Punkt wird nun gegen unbekannt ermittelt.

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