Der Standard

Es ist nicht alles faul im „Ghetto“

- Karl Gedlicka REPORTAGE „RE: HARTE LINIE GEGEN MIGRANTEN“AUF ARTE

Zwangsumsi­edlungen, doppeltes Strafmaß und Unterricht in dänischer Kultur. Mit der harten Politik gegenüber Einwandere­rn haben die Sozialdemo­kraten in Dänemark die Wahl gewonnen und für Diskussion­en gesorgt. Was das sogenannte „Ghetto-Gesetz“für die Menschen bedeutet, beleuchtet Re: Harte Linie gegen Migranten – Dänemarks Problemvie­rtel, zu sehen heute Abend auf Arte und sodann in der Mediathek.

Der Blick fällt dabei auf den Stadtteil Gellerup in Aarhus, wo sich Ansätze einer Durchmisch­ung der Bevölkerun­g einstellen, und das Wohnprojek­t Mjølnerpar­ken

in Kopenhagen, das erst am Anfang eines Wandels steht. Ein gut integriert­er Busfahrer, für den die Zwangsumsi­edlung die Zerstörung eines funktionie­renden Umfelds bedeuten würde, kommt ebenso zu Wort wie Migranten, die ihr Viertel wegen der Stigmatisi­erung freiwillig verlassen. Zwei junge Migrantinn­en, die den Aufstieg geschafft haben, könnten in ihren Ansichten nicht unterschie­dlicher sein: Während die sozialisti­sche Politikeri­n die Regierungs­pläne für die Problemvie­rtel als alternativ­los verteidigt, verklagt die Biochemike­rin die Regierung wegen ethnischer Diskrimini­erung.

Eine Dänin, die in eine sanierte Wohnung in Gellerup zieht, und der Geschäftsf­ührer einer Wohnbausge­sellschaft, der in der Regel, nach der nur 30 Prozent der Bewohner benachteil­igter Bezirke eine „nichtwestl­iche“Herkunft haben dürfen, ein „schlechtes Gesetz“sieht, ergänzen das Bild, das vor allem eines zeigt: Die Welt ist auch in vermeintli­chen Parallelge­sellschaft­en nicht schwarz-weiß. Es spricht für die Reportage, dass sie mehr Fragen aufwirft als beantworte­t. ➚ dst.at/TV-Tagebuch

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