Wirtschaft in schlechtem Licht
Studie: Unternehmen wenig ehrgeizig bei Klimaschutz
Wien – Der Befund ist ernüchternd, das Nachschärfungserfordernis groß. So könnte man das Ergebnis einer Studie der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) zusammenfassen. Sie hat Österreichs 100 größte Unternehmen hinsichtlich ihrer Klimaschutzanstrengungen unter die Lupe genommen.
Demnach sind nach bisher vorliegenden Plänen nur 13 der 100 untersuchten Unternehmen auf ParisKurs. Sie haben klare und verbindliche Ziele formuliert, wie sie den Ausstoß von klimaschädlichem CO2 reduzieren wollen, sodass sie im Einklang mit den bei der Klimakonferenz von Paris 2015 gefassten Beschlüssen stehen. Dort wurde vereinbart, die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bei 1,5 Grad einzubremsen.
Weitere 19 Firmen, die ein Klimaschutzziel formuliert haben, wollen ihre Emissionen zwar reduzieren, aber nicht vollständig neutralisieren – zu wenig, um etwas gegen die Erderwärmung auszurichten, wie die Studienautoren Roland Haslehner und Sabine Stock am Donnerstag sagten. Besonders alarmierend sei, dass mehr als die Hälfte noch immer kein konkretes, umfassendes Klimaschutzziel definiert habe. Kompensationen durch Unterstützung von klimaschonenden Projekten in anderen Ländern lassen die Studienautoren nicht gelten. Jedes Unternehmen müsse in seinem Einflussbereich versuchen, möglichst viel CO2 zu vermeiden – ohne Ausreden, ohne Ausweichmanöver.
Teil der Untersuchung im September und Oktober waren sämtliche im Leitindex der Wiener Börse (ATX) vertretenen Unternehmen plus die umsatzstärksten nicht börsennotierten Firmen im Land.
Als vorbildlich könnten acht Unternehmen aus den Bereichen Telekom, Dienstleistung, Konsumgüter, klassische Industrie und Energie bezeichnet werden, schreibt BCG, ohne deren Namen preiszugeben. Diese strebten Nettonullemissionen an. Aus dem Finanzbereich jedenfalls sei keines dabei.
Wie berichtet, will Österreich bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden. Während in vielen anderen EULändern der Treibhausgasausstoß in den vergangenen Jahrzehnten gesunken ist, liegen die Emissionen in Österreich um rund zwei Prozent über dem Niveau von 1990. Bei den Pro-Kopf-Emissionen liegt Österreich um elf Prozent über dem Schnitt der EU-27. (stro)