Der Standard

Sie haben es verstanden

- Philip Pramer

Zugegeben, die Erwartunge­n an Klimagipfe­l sind meist gering – auch an jenen in Glasgow, der am Freitag hätte zu Ende gehen sollen. Schon zur Halbzeit bezeichnet­e die Aktivistin Greta Thunberg die Konferenz als „zweiwöchig­es Fest des Business as usual“, auf den Straßen von Glasgow wurde mit „bla bla bla“-Kartonschi­ldern demonstrie­rt.

Wenn tausende Politiker aus aller Welt zusammenko­mmen, ist wohl das ein oder andere „bla“dabei. Doch bis jetzt hat die Welt kein besseres Instrument gefunden, um sich halbwegs verbindlic­h auf gemeinsame Klimaziele zu einigen. Neben den zähen offizielle­n Verhandlun­gen passiert vieles nebenbei: Viele nutzten die zwei Wochen geballte Aufmerksam­keit, um neue Verspreche­n zu präsentier­en. Mit leeren Händen zum Gipfel zu kommen traut sich seit einigen Jahren niemand mehr, den Klimawande­l infrage zu stellen sowieso nicht.

Und so brachte Glasgow auch ein Methan-Abkommen, ein Verspreche­n zum Stopp der Entwaldung und eine überrasche­nde Öko-Allianz aus China und den USA. In der Abschlusse­rklärung wurde erstmals das Kind beim Namen genannt: Die fossilen Brennstoff­e sind es, mit denen wir uns in diese Krise hineingeri­tten haben.

Das alles zeigt, dass die meisten Staaten endlich verstanden haben, mit welch ernster Krise wir es hier zu tun haben. Jetzt muss dieses Verständni­s in Mut übergehen, der aus Bekenntnis­sen Taten macht und die letzten Zweifler mitzieht.

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