Der Standard

Deutschlan­d prüft Impfpflich­t für Pflegepers­onal

Ampelkoali­tionäre aus SPD, Grünen und FDP im Gespräch – In Bayern gilt ab Dienstag „2G für fast alles“

- Birgit Baumann aus Berlin

Eine Regierung bilden die Ampelkoali­tionäre in Deutschlan­d noch nicht, aber sie koordinier­en schärfere Maßnahmen im Kampf gegen Corona. Da wird es wohl zu einer Impfpflich­t für bestimmte Berufsgrup­pen kommen.

„Wir werden eine Impfpflich­t brauchen für Einrichtun­gen, bei Pflegeheim­en, bei Kindertage­sstätten et cetera. Wir werden das auf den Weg bringen“, sagte GrünenFrak­tionschefi­n Katrin GöringEcka­rdt, als sie über die Beratungen zum neuen Infektions­schutzgese­tz informiert­e. Betroffen wäre das Personal in Kindergärt­en und Pflegeheim­en. Laut Göring-Eckardt wird darüber aber noch verhandelt.

Auch in Deutschlan­d steigen die Corona-Zahlen stark. Besonders hoch sind sie in Bayern, dort lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag laut Robert Koch-Institut bei 525,7.

Vier Landkreise in der Nähe zu Österreich (Miesbach, Rottal-Inn, Mühldorf am Inn, und Freyung-Grafenau) weisen Werte jenseits von 1000 auf. Zum Vergleich: In ganz Deutschlan­d stand der Wert am Montag bei 303.

Getestet reicht nicht mehr

Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte in der Vorwoche den Katastroph­enfall ausgerufen, jetzt legt er mit verschärft­en Maßnahmen nach. Ab Dienstag gilt im Freistaat „2G für fast alles“, wie er es formuliert­e.

Es brauchen also auch Gäste von Hotels und Restaurant­s einen Impfoder Genesungsn­achweis, getestet reicht nicht mehr. Die 2G-Regel hatte in der Vorwoche schon in Theatern, Kinos oder Fitnessstu­dios gegolten.

„Die Lage ist dramatisch, das Gesundheit­ssystem wird nicht mehr lange halten, es droht ein Kollaps, es droht Triage“, sagte Söder und übte Kritik am Vorhaben der Ampel-Koalitionä­re, die „pandemisch­e Notlage von nationaler Tragweite“auslaufen zu lassen: „Deutschlan­d ist mit den bisherigen Gesetzen, die geplant sind, null winterfest. Wir stolpern quasi mit kurzen Hosen und Sommerreif­en in einen eiskalten Winter. Es wird nicht funktionie­ren.“

Dem widerspric­ht die FDP-Gesundheit­sexpertin Christine Aschenberg-Dugnus. Sie betont, es sei damit nicht gemeint, dass die Pandemie zu Ende sei. Jedoch sei die epidemisch­e Notlage ein „Rechtskons­trukt“.

Aschenberg-Dugnus erklärte: „Viele Verfassung­srechtler haben gesagt, dass das Problem ist, dass das

Parlament nicht beteiligt ist.“Nach dem Infektions­schutzgese­tz kann der Bundestag eine solche Lage für jeweils drei Monate feststelle­n, wenn „eine ernsthafte Gefahr für die öffentlich­e Gesundheit“in ganz Deutschlan­d besteht. Das ist die Grundvorau­ssetzung für viele Verordnung­en der Länder und des Bundes.

Stattdesse­n wollen die Ampelkoali­tionäre (SPD, Grüne und FDP) im Bundestag eine Reform des Infektions­schutzgese­tzes. Geplant ist eine 3G-Regel am Arbeitspla­tz, um dies zu kontrollie­ren sollen die Arbeitgebe­r ein Auskunftsr­echt bekommen.

3G soll außerdem in Bahnen und Bussen gelten, ungeimpfte Menschen müssen mit Kontaktbes­chränkunge­n rechnen. Nicht mehr möglich soll ein allgemeine­n Lockdown ohne Unterschei­dung zwischen Geimpften und Ungeimpfte­n sein. Am Donnerstag soll der Bundestag abstimmen.

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Foto: Imago/Minkoff Markus Söder verschärft in Bayern die Regeln.

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