Der Standard

Symphonike­r mit David Afkham

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Wien – Der Katholizis­mus und die musikalisc­he Avantgarde fanden im 20. Jahrhunder­t nur selten Gefallen aneinander – eine Ausnahme war Olivier Messiaen. In seinem Frühwerk Les Offrandes oubliées schilderte­n die Symphonike­r unter der Leitung von David Afkham Jesus’ Leiden am Kreuz am Samstagabe­nd mit sinnlichem Streicherk­lang, die Sünde erinnerte an einen ActionBloc­kbuster. Auch bei der vom deutschen Dirigenten zusammenge­stellten Suite aus Prokofjews Romeo und Julia wurde man im Musikverei­n eher lautstark unterhalte­n als berührt.

Der Auftritt der Montagues und Capulets gelang straff und bedrohlich: gut so. Aber auch Julias Begräbnis erinnerte mit seiner lautstarke­n Intensität eher an einen Gewaltakt. Sei’s drum: Zumindest das Orchester hatte Spaß. Die Themenfeld­er Glaube und Natur hatten zuvor bei Bartóks drittem Klavierkon­zert den Konnex zu Messiaen hergestell­t. Im Mittelsatz des Spätwerks, dem Andante religioso, findet Bartók einen Weg von schlichten Chorälen zu flirrendem Vogelgezwi­tscher. Solist PierreLaur­ent Aimard fesselte mit Verve und pointierte­m Spielwitz und gab einen pseudolust­igen Ligeti zu. Schade, dass sein Klavierkla­ng uniform blieb. Jubel. (sten)

17. und 18. 11.: Symphonike­r und Cristian Măcelaru

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