Energielieferanten suchen das Weite
Der starke Anstieg der Gas- und Strompreise im Großhandel zwingt immer mehr Billiganbieter in die Knie. Für betroffene Kunden gibt es Ersatz, sie müssen aber zum Teil viel tiefer in die Tasche greifen.
Die steile Bergfahrt der Energiepreise, die sich im Sommer und Herbst beschleunigt hat, bringt immer mehr Lieferanten in Schwierigkeiten. Es sind insbesondere Billiganbieter, die mit dem Rücken zur Wand stehen. Aus Kostengründen haben die wenigsten auch nur ansatzweise Vorkehrungen gegen Preissteigerungen am Großhandelsmarkt getroffen.
Drei Unternehmen – Enstroga und Envitra aus Deutschland sowie das E-Werk Ebner aus Neudorf/Mur (Bezirk Leibnitz) – ziehen sich als Lieferanten komplett zurück; ihre Kunden müssen sich neue Lieferanten suchen. Viele andere Diskonter, aber auch etablierte Anbieter wie Energie Steiermark (per 30. November), Stadtwerke Judenburg (per 1. Dezember) oder Kelag (per 15. Dezember) haben ebenfalls Preiserhöhungen angekündigt. Nicht alle fallen so saftig aus wie die des Energieversorgungsunternehmens (EVU) der Marktgemeinde Eibiswald.
Der kleine Regionalversorger aus der Steiermark hebt den Energiepreis per 1. Dezember um 67,99 Prozent an. Inklusive Steuern und Abgaben ist das für einen Durchschnittshaushalt eine Mehrbelastung von 156,78 Euro im Jahr. Knapp zweistellig fallen die prozentuellen Verteuerungen durch die Bank aus.
Bei Energy Hero, einem auf Energieanbieterwechsel spezialisierten Unternehmen, ortet man ein steigendes Preisbewusstsein auf Kundenseite, aber auch große Verunsicherung. Das treffe nicht nur auf Privathaushalte zu, sondern auch auf Industrieunternehmen. „Viele größere Betriebe haben es verschlafen, sich in der Zeit niedriger Preise – sprich im Vorjahr – einen guten Tarif zu sichern. Sie haben mit ganz anderen Zahlen budgetiert und müssen nun oft mal vier rechnen,“ sagt Christina Lang, Mitarbeiterin von Energy Hero, dem STANDARD.
Andere Anbieter wie Maxenergy kündigen die Verträge nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit (zwölf Monate), jedenfalls vor Ende der Preisgarantie (18 Monate), und wollen sich damit der für sie ungünstigen Verträge entledigen. Beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) häufen sich die Beschwerden, zumal viele Konsumentinnen und Konsumenten im vergangenen Dezember im Zuge der VKI-Aktion Energiekosten-Stop akkurat zu diesem Anbieter gewechselt sind. Der VKI prüft rechtliche Schritte.
„Floater zahlen sich aus“
Und wie ist es mit Verbrauchern, die auf Float-Tarife gesetzt haben? Die sind ausgesprochen gut gefahren, solange die Energiepreise tief waren. Ein Floater zeichnet sich dadurch aus, dass der Börsenpreis für Strom und Gas mit Aufschlag eins zu eins an den Verbraucher weiterverrechnet wird. Bei steigenden Preisen kann das ein Nachteil sein, wenn man sich nicht rechtzeitig einen günstigeren Fixpreis sichert.
Eine Flucht aus Floater-Verträgen mag Harri Mikk, Geschäftsführer des auf Floater spezialisierten Energieanbieters Spotty, dennoch nicht erkennen. „Wir sehen einen leichten Abgang von Verbrauchern und eine leichte Zunahme von Einspeisern bei uns,“sagt Mikk. Für viele Ökostromanbieter sei es aufgrund der Preissituation nun interessant, den Strom selbst zu vermarkten statt Einspeiseprämien zu kassieren. Einige machten das über Spotty.
„Es gibt immer eine positive Seite“, sagt Mikk. Die Erfahrung zeige, dass Floater langfristig immer vorteilhafter seien als Fixtarife. Was eine Preisgarantie wert sei, das bekomme man fast täglich vorgeführt.