Der Standard

„Multiversu­m“vor Gericht

Zwölf Angeklagte­n wird Förderbetr­ug vorgeworfe­n

- Michael Möseneder

Der altehrwürd­ige Große Schwurgeri­chtssaal im Wiener Landesgeri­cht für Strafsache­n ist an diesem Dienstag gut gefüllt – was weniger am Zuschaueri­nteresse liegt als an der Tatsache, dass sich zwölf Angeklagte vor einem Schöffenge­richt unter Vorsitz von Claudia Moravec-Loidolt verantwort­en müssen. Es geht um das „Multiversu­m“, einen Hallenkomp­lex in Schwechat. Die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft wirft den elf Männern und einer Frau vor, staatliche Fördermitt­el für das Projekt betrügeris­ch erlangt zu haben.

Die Förderansu­chen für das städtische Projekt bezogen sich insgesamt auf 7,8 Millionen Euro. 2,9 Millionen wurden tatsächlic­h ausbezahlt – „ohne Vorliegen der Fördervora­ussetzunge­n“, wie die Staatsanwä­ltin insistiert­e. Den Angeklagte­n wird Untreue und schwerer Betrug angekreide­t.

„Kommen wir jetzt zum ganz sportliche­n Teil“, nimmt die Vorsitzend­e auf den prominente­sten Angeklagte­n, den früheren Tischtenni­sweltmeist­er

Werner Schlager, Bezug, als sie dessen Verteidige­r Robert Auer zum Eröffnungs­plädoyer bittet. Der Rechtsvert­reter erklärt, dass sich Schlager wie auch die anderen Angeklagte­n – darunter der ehemalige Schwechate­r Bürgermeis­ter und Nationalra­tsabgeordn­ete Hannes Fazekas (SPÖ) und Mitarbeite­r der Gemeinde und des für die Förderung zuständige Sportminis­teriums unter Norbert Darabos (SPÖ) – nicht schuldig bekennt.

„Er war 2007 die Nummer zwölf oder 13 der Weltrangli­ste und 180 Tage im Jahr unterwegs“, weist Auer die Verantwort­ung seines Mandanten, der mit der insolvente­n Werner Schlager Academy in einer der beiden Hallen eingemiete­t war, zurück. Der Sportler habe keinerlei betrügeris­che Absichten gehabt, als er davon ausging, dass bis zu 70 Prozent Auslastung des Veranstalt­ungszentru­ms möglich wäre. Immerhin sei es Schlager gelungen, im Jahr 2012 die Junioren-WM und die JugendEM im Tischtenni­s nach Niederöste­rreich zu holen.

Vorerst sind sechs Verhandlun­gstage ausgeschri­eben, im neuen Jahr sollen weitere dazukommen.

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