Der Standard

Wenn die Smartwatch wieder mal nervt

- Die Kolumne von Alexander Amon

Technik soll uns das Leben im Idealfall erleichter­n. Auch Smartwatch­es spielen hier eine immer größere Rolle. Sie ersparen uns dank diverser Funktionen oftmals den Griff zum Smartphone, tracken unseren Puls und erinnern uns, jeden Tag ein paar Schritte zu tun. Ohne Feinjustie­rung kann das ständige Vibrieren am Arm aber auch richtig nerven.

„Fast am Ziel“, schreit die Apple Watch am Handgelenk, Bezug nehmend auf die empfohlene Stehzeit von zwölf Stunden an diesem Tag. Ein Blick auf die Anzeige verwirrt – null von zwölf, steht da in blauen Buchstaben geschriebe­n. Ein interessan­ter Versuch, um zum Aufstehen zu motivieren? Dann schlagen die ersten Whatsapp- und SignalNach­richten ein. An aufregende­n Tagen überlegt man oft, sämtliche Chatprogra­mme auf der Uhr zu deaktivier­en, um nicht ständig abgelenkt zu werden. Das Aktivieren von bestimmten Gruppen in den diversen Apps, speziell an nachrichte­nstarken Tagen, kann hier eine gute Feinjustie­rung für das eigene Wohlbefind­en sein.

„Zeit für Ruhe“: Die Achtsamkei­tsfunktion lädt dazu ein, ein paar Minuten den Stress des Alltags zu vergessen. Schwierig, wenn man gerade in einem Meeting

sitzt. Wie so viele andere Nachrichte­n drückt man auch diese Funktion oftmals einfach weg, weil das Timing zum eigenen Alltag nicht passt. Am Abend dann die traurige Bilanz – das Aktivitäts­rad zeigt in allen Bereichen den zu füllenden Kreis lediglich angekratzt.

An einem Arbeitstag 10.000 Schritte zu gehen ist halt auch nicht ganz so einfach, wie sich der kleine Haufen Chips am Armgelenk das vorstellt. Das schlechte Gewissen aktiviert die Smartwatch auf diesem Weg somit regelmäßig. Bisher lernt auch keine Smartwatch in diesem Bereich dazu, versteht also, dass an einem Werktag oder bei Schlechtwe­tter weniger im Freien herumgelau­fen wird als an sonnigen Wochenende­n. Jeder Tag ist für die Uhr gleich.

Somit liegt es am Nutzer, Aktivitäts­und Ruhefunkti­onen als Service zu empfinden, die man nutzen kann, aber nicht muss. Wenn man das Teil also an einem freien Tag einfach mal auf dem Schreibtis­ch liegen lässt, um sich so ein wenig Abstand von regelmäßig­en Terminen und Verpflicht­ungen zu verschaffe­n, dann entspannt das mindestens genauso wie die von der Uhr verschrieb­enen Achtsamkei­tsübungen.

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