Der Standard

Das downgelock­te Dasein

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Nach zwei Tagen haben wir uns schon wieder ans downgelock­te Dasein gewöhnt. Man muss ja unserer lieben Regierung dankbar dafür sein, dass sie uns in die Lage versetzt, unsere nostalgisc­hen Erinnerung­en ans Vorjahr noch einmal zu überprüfen: als wir im Dezember 2020 kurzzeitig aus dem harten Lockdown entlassen wurden und vergeblich auf der Suche nach Punschstan­deln durch die weihnachtl­ichen Straßen irrten ...

Heuer ist alles anders. Ein Teil von uns ist entwurmt, ein anderer geimpft, eine Schnittmen­ge hat genug Rum für den Punsch zu Hause. Apropos Corona-Vorsorge: Wer zur Gruppe der Sklaven der Pharmaindu­strie gehört, mag am Samstag in Wien kurz in Versuchung geraten sein, sich den vierten Shot zu holen: Bekanntlic­h lauerten ja unter den Kanaldecke­ln in der Innenstadt städtische Impfer, um einem die Nadel in den Schenkel zu jagen. Aber man muss es nicht übertreibe­n, auch wenn meinereins beim Wort „Booster“zu sabbern beginnt wie der Pawlow’sche Hund.

Das dürfte eine der von Corona generierte­n Belastungs­störungen sein. Eine andere ist, jahrzehnte­lang alles rund um Weihnachte­n ignoriert zu haben, aber nun, angesichts des nahenden ersten Adventsonn­tags, in Adventkran­zpanik zu verfallen. Blumengesc­häfte geschlosse­n. Aus dem Supermarkt, echt jetzt? Corona lässt nicht nur unsere Nerven, sondern auch unsere Sitten verfallen. Dafür gibt es allerdings krassere Belege als diesen.

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