Raiffeisenbank sagt nicht Njet zu Citibank
Russische Tochter schließt Übernahme des Retailgeschäfts der Citigroup nicht aus
Moskau – Wer tritt das Erbe der Citibank in Russland an? Seit die amerikanische Citigroup im April ihren Rückzug aus dem Privatkundengeschäft in 13 Ländern verkündet hat – darunter in so wichtigen Märkten wie China, Indien, Australien, Russland und Polen –, hat in Russland ein Tauziehen um die Aktiva begonnen.
Ihr Interesse an dem Retailgeschäft haben bereits die staatliche VTB und die großen Privatbanken Alfabank und Tinkoff bekundet. Womöglich zählt aber auch die russische Raiffeisenbank, Tochter der Raiffeisenbank International (RBI), zu den Bewerbern. Russlandchef Sergej Monin jedenfalls wollte in einem Interview mit der Wirtschaftsagentur RBK derartige Absichten nicht dementieren.
Er könne die Frage nicht ausführlich kommentieren, sagte Monin vorsichtig. „Das Einzige, was wir sagen können: Wir schließen diese Möglichkeit nicht aus“, erklärte er und nannte auch gleich die möglichen Vorteile einer eventuellen Übernahme. Mit dem Verschwinden von Citi auf dem russischen Markt würden sicher einige Klienten zur Raiffeisenbank wechseln. „Den größten Zustrom hätten wir, wenn wir das Portfolio kaufen würden“, setzte er hinzu.
Andere Käufe undenkbar
Das ist zwar kein klares Bekenntnis zu einem Kaufinteresse. Allerdings unterscheidet sich die Passage in ihrer Tonlage deutlich von der kategorischen Absage an andere mögliche M-&-A-Geschäfte. So erteilte Monin Spekulationen um eine Beteiligung an der Privatisierung der in Zentralbankbesitz befindlichen Großbank Otkrytije eine deutliche Abfuhr.
„Wir haben keine Mehr- oder Minderheitsanteile in anderen Banken, damit bei Otkrytije anzufangen, ergibt überhaupt keinen Sinn“, sagte der 48-Jährige, der seit 2011 das Russlandgeschäft der Bank führt.
Die Citibank bedient in Russland etwa 250.000 Kreditkartenkunden und verwaltet damit rund zwei Milliarden Euro. Gleichzeitig hat das Finanzinstitut etwa 500 Millionen Euro an Kundenkrediten vergeben. Die Klientel der Bank gilt als gutbetucht und zugleich konservativ. Die Übernahme durch eine russische Großbank könnte viele von ihnen abschrecken. Bei der Raiffeisenbank wäre diese Gefahr geringer.
Allerdings fühlt sich die Raiffeisenbank auch ohne Übernahme wohl in Russland. Die Aktiva belaufen sich auf etwa 18 Milliarden Euro, der Neunmonatsgewinn auf knapp 370 Millionen Euro. Damit zählt die Raiffeisenbank zu den zehn größten Kreditinstituten in Russland und ist zugleich die größte Bank mit ausländischer Beteiligung im Land.
Die Zentralbank erwartet heuer mit 30 Milliarden Euro einen Rekordgewinn für die gesamte Branche. Zugleich warnte der Regulator aber vor einer möglichen Kreditblase. (ab)