Der Standard

Musiker ärgern sich über 15-Sekunden-Grenze bei Uploadfilt­ern

Der Entwurf für das neue Urheberrec­ht sieht eine Bagatellgr­enze vor – kürzere Musikaussc­hnitte müssen nicht vergütet werden

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Wien – Uploadfilt­er waren schon einmal Gegenstand breiter öffentlich­er Diskussion­en. Als die EU die neue Richtlinie zum Urheberrec­ht vorstellte, hagelte es Kritik von Internetak­tivisten: Der geplante Filter, mit dem mögliche Rechtsvers­töße bereits beim Upload überprüft werden sollen, gefährde die Meinungsfr­eiheit im Internet.

Jetzt sorgt das Thema wieder für Unmut. Dieses Mal geht die Kritik allerdings in eine andere Stoßrichtu­ng. Der österreich­ische Gesetzesen­twurf sieht für Uploads – etwa auf Videoplatt­formen wie Youtube oder Tiktok – eine Bagatellgr­enze von 15 Sekunden vor. Musikaussc­hnitte, die kürzer dauern, könnten damit ohne finanziell­e Abgeltung online gestellt werden.

Der Verband der Österreich­ischen Musikwirts­chaft startete deshalb die Initiative „Musik ist keine

Bagatelle“. Mehrere Künstlerin­nen und Künstler – darunter Conchita, Josh und Cesar Sampson – wenden sich mit 15-sekündigen Clips an die Justizmini­sterin.

Tiktok profitiert

Die Regelung ist umso erstaunlic­her, als sich der Onlinemark­t eindeutig in Richtung kurze und kürzeste Videos bewegt. Bestes Beispiel dafür ist Tiktok. Zentraler Inhalt der

Plattform, die in Österreich bereits 1,2 Millionen User hat, sind Musikvideo­s, die nur wenige Sekunden dauern. Laut dem Musikverba­nd könnten „die Sharing-Plattforme­n mit diesen Ausschnitt­en Umsätze in Milliarden­höhe erzielen, während die Kreativen durch die Finger schauen“. Die Regelung würde der Musikbranc­he „enorm schaden“.

Mit der 15-Sekunden-Regel reagiert das Justizmini­sterium auch auf die Kritik von Internet-NGOs wie Epicenter.works, die befürchten, dass Uploadfilt­er überschieß­end sein könnten. Legale Inhalte im Netz sollen damit geschützt und nicht mit vermeintli­chen Verstößen gegen das Urheberrec­ht verwechsel­t werden. Wirklich zufrieden ist nun niemand. Während die Musikwirts­chaft die kostenlose­n 15 Sekunden für zu viel hält, geht den NGOs die Ausnahme nicht weit genug. (japf)

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