Der Standard

Hoffnung durch Abwasseran­alyse

- Ljubiša Tošić

So spannend unsere Lebenslage auch ist, der vierte Lockdown bringt Ermüdungse­rscheinung­en mit sich. Heimarbeit plus die jahreszeit­lich bedingte finnische Tagesdunke­lheit vermitteln die Empfindung, seine Existenz gerade in einem Tunnel zu absolviere­n. Jenes Strahlen am Tunnelende ist dabei nur das künstliche Licht eines TV-Geräts, das Neuheiten etwa aus dem Schulberei­ch bringt. Betrachtet man die letzten Tage, haben aber auch diese News leider – statt zu erfreuen– alle Betroffene­n eher nur auf Trab gehalten. Nicht wahnsinnig stimmungsh­ebend ist somit, Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) im ORF-Report zu sehen.

BILDUNGSMI­NISTER HEINZ FASSMANN ZU GAST IM „REPORT“

Er war jener, der die Schulen offen halten wollte, bis die Entscheidu­ng „daheim oder in der Schule“Eltern überlassen wurde, um das Regelwerk nun zu ergänzen: Schulklass­en hätten – ab zwei festgestel­lten CoronaFäll­en – für fast eine Woche daheim zu bleiben. Angesichts der Wankelmüti­gkeit der Verordnung­en war die Frage von Susanne Schnabl nicht unberechti­gt, ob der Minister im Zuge der Verhandlun­gen mit Rücktritt gedroht habe. Das hätte man halt so gehört. Der Mann mit der sanften Stimme, der Widersprüc­he und Abgründe an Planlosigk­eit immer elegant zu vernebeln versteht, hat das natürlich auch nur aus den Medien erfahren. Kein Thema.

Sein aktuelles Anliegen geht in Richtung Optimismus. PCR-Testungen würden Anlass zur Hoffnung geben. Auch „meine Abwasseran­alytik zeigt mir ein Signal in Richtung: Die Krise könnte bald stabilisie­rt sein“. Im Tunnel des Homeoffice leuchtet es kurz freudvoll auf. Wobei man natürlich bange hofft, dass die Gedanken des Ministers die Folge eines Rendezvous mit der Realität sind.

derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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