Der Standard

Nichts zu verschenke­n

- Verena Kainrath

Drogen machen kurzfristi­g high, doch langfristi­g krank – vor allem wenn die Dosis ständig erhöht werden muss. Nichts anderes ist der Black Friday. Handel und Industrie erschufen ihn, um aus roten Zahlen schwarze zu machen. Mittlerwei­le aber vernichtet er Werte. Finanziell­e, weil er Margen ruiniert und Geschäft während des Jahres beschneide­t, ökologisch­e, weil der damit verbundene globale Konsumraus­ch Produktzyk­len verkürzt, Ressourcen verheizt und Müllberge erhöht. Dumpingang­ebote haben ihren Preis. Und den zahlen in der Regel die Umwelt und die Menschen in Niedrigloh­nländern.

Preisnachl­ässe von bis zu 80 Prozent wecken archaische Instinkte und lassen Konsumente­n zu Jägern und Sammlern werden. Gern übersehen wird dabei, dass viele Rabatte keine sind. Sei es, weil sie auf Mondpreise­n fernab jeder Marktreali­tät basieren, sei es, weil die Verkaufspr­eise zuvor erhöht wurden.

Vor allem aber wirft der Black Friday Onlineries­en Geld in den Rachen, nach dem viele kleine stationäre Händler, die seit Corona ums Überleben kämpfen, dürsten.

Angesichts Amazons Übermacht springen Österreich­s Sozialpart­ner nun über ihren Schatten und wollen erstmals Einkaufen an einem Sonntag vor Weihnachte­n ermögliche­n. Retten wird das den Handel nicht. Aber es ist ein Signal an Konsumente­n, dass hinter Geschenken mehr steckt als schnelle Klicks auf Schnäppche­n. Handelsmit­arbeiter gehören für die Sonntagsar­beit fair entlohnt. Zu verschenke­n haben sie nichts.

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