Der Standard

Uneinig bei Corona-Maßnahmen

Ende dieser Woche soll eigentlich der Lockdown auslaufen. Am Mittwoch berät die Regierung darüber, wie sehr tatsächlic­h gelockert werden kann. Zehntausen­de demonstrie­rten am Wochenende gegen Maßnahmen und Impfpflich­t. Diese nimmt nun in einem Entwurf Form

- Vanessa Gaigg, Lara Hagen, Oona Kroisleitn­er

Die zumindest geplant letzte Woche des österreich­weiten Lockdowns ist angebroche­n. Doch schon jetzt scheint es so, als würden mit 13. Dezember nun doch nicht alle Bereiche des öffentlich­en Lebens gleicherma­ßen aufsperren können.

Zwar haben sich in den vergangene­n 14 Tagen die Neuinfekti­onszahlen stark reduziert. Allerdings liegen die Ansteckung­en noch immer auf hohem Niveau. Am Sonntag wurden 5192 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden gemeldet. 3029 Personen müssen aufgrund einer Corona-Infektion im Spital behandelt werden, 651 davon intensivme­dizinisch.

In Wien soll am Dienstag über die Lage beraten werden, wie Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) ankündigte. Im Ö1-Mittagsjou­rnal zeigte er sich am Wochenende zumindest „zuversicht­lich, dass wir schrittwei­se zu Erleichter­ungen kommen“. Nach einer flächendec­kenden Öffnung klingt das zwar nicht. Entscheide­n will der Stadtchef aber erst nach den Gesprächen mit seinen Expertinne­n und Experten. Seit dem Sommer hat Wien oft strengere Corona-Maßnahmen gesetzt als der Rest des Landes. Zuletzt hatte Ludwig – vor dem generellen Lockdown – eine 2G-plus-Regel für die Nachtgastr­onomie verordnet. Im Raum stand zudem, dass diese auf weitere Bereiche wie die reguläre Gastronomi­e oder körpernahe Dienstleis­tungen ausgedehnt werden könnte. Im Büro von Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wollte man der Runde am Dienstag nicht vorgreifen. „Wir werden das wie immer entscheide­n“, heißt es dort. Mit den Fachleuten werde man sehen, „was anhand der Ist-Situation und der weiteren Prognosen möglich ist“. Klar sei aber: „Alles, was aufsperrt, sperrt unter strengen Regeln auf. Es soll kein Zusperren mehr geben.“

Nach Wien debattiere­n am Mittwoch Bund und Länder über die Corona-Regeln im ganzen Land. Zögerlich gaben sich vorab die Grünen: Vizekanzle­r Werner Kogler erklärte im Kurier, man werde „nicht alles über Nacht aufsperren“können. Beschränku­ngen werde es weiter geben müssen.

In der ÖVP sind die Positionen hingegen höchst unterschie­dlich. Oberösterr­eich hatte bereits von Beginn an angekündig­t, eine Woche länger geschlosse­n zu halten. Steiermark­s Landeschef Hermann Schützenhö­fer sagte der Kleinen Zeitung: „Möglicherw­eise kann man mit strengsten Regeln den Handel öffnen“, bei der Gastronomi­e zögere er. Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter und Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger drängten hingegen darauf, generell zu öffnen.

Für eine Öffnung und gegen die Impfpflich­t wurde am Wochenende demonstrie­rt. Rund 40.000 Personen waren am Samstag in Wien auf der Straße. Während die meisten „friedlich protestier­ten, kam es von einzelnen Akteuren zu Provokatio­nen und auch zu gewaltsame­n Akten“gegen Polizeibea­mte, resümierte die Landespoli­zeidirekti­on. Es sei zu 621 Anzeigen nach verwaltung­srechtlich­en Bestimmung­en gekommen, 604 davon aufgrund von Verstößen gegen die Covid-19-Verordnung. Außerdem gab es 67 Anzeigen nach dem Strafgeset­zbuch und fünf Festnahmen nach Widerstand­shandlunge­n gegen die Polizei.

600 Euro Strafe ab 15. März

Wie die Impfpflich­t konkret aussehen könnte, kündigte sich am Sonntagabe­nd an. Laut einem Entwurf, der dem STANDARD vorliegt, ist eine Strafe von 600 Euro geplant, die alle drei Monate verhängt werden kann. Die Höchststra­fe soll bei 3600 Euro liegen. Ausgenomme­n davon sollen alle bis 14 Jahre sein, ebenso Schwangere, Genesene bis 180 Tage nach dem positiven Test und jene, die sich aus gesundheit­lichen Gründen nicht impfen lassen können. Gestraft werden dürfte ab März: Am 15. Februar sollen zunächst alle Ungeimpfte­n Post vom Gesundheit­sminister mit der Aufforderu­ng, impfen zu gehen, bekommen, ab 15. März sollen laut Entwurf dann die ersten Strafen verschickt werden.

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Am Samstag demonstrie­rten rund 40.000 Menschen in der Wiener Innenstadt gegen die Impfpflich­t und andere Covid-Maßnahmen.

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