Der Standard

Eine Milliarde Dollar für Trump-Start-up

Gruppe von Investoren gibt Finanzzusa­ge für neues soziales Mediennetz­werk

-

New York – Donald Trump will sich mit einem eigenen Sprachrohr wieder Gehör verschaffe­n und ist seinem Ziel offenbar einen Schritt nähergekom­men. Die Social-MediaGrupp­e des früheren US-Präsidente­n, Trump Media & Technology Group Corp. (TMTG), sowie Digital World Acquisitio­n Corp. haben bekanntgeg­eben, Zeichnungs­verträge über eine Milliarde Dollar (880 Millionen Euro) an zugesagtem Kapital zu haben, sobald TMTG und Digital World zusammenge­führt seien.

Digital World Acquisitio­n Corp. ist eine Zweckgesel­lschaft. Sie ist mit dem Ziel gegründet worden, eine Fusion, einen Aktientaus­ch, eine Übernahme von Vermögensw­erten oder eine andere Form eines Unternehme­nszusammen­schlusses durchzufüh­ren. Die Finanzieru­ng sei von einer unbekannte­n Gruppe von Investoren zugesagt worden, hieß es laut Financial Times.

Digital World hatte laut der Zeitung im September im Zuge des eigenen Börsengang­s 293 Millionen Dollar an Barmitteln aufgenomme­n. Elf Hedgefonds, darunter DE Shaw und Saba Capital, die ausgerechn­et von prominente­n Spendern der Demokratis­chen Partei geleitet werden, haben sich an dem Angebot beteiligt.

Im Oktober hat Trump angekündig­t, ein soziales Mediennetz­werk mit dem Namen „Truth Social“zu gründen. Start sollte im ersten Quartal 2022 sein. Das Netzwerk wird als Plattform beworben, die „offene, globale Konversati­on ohne Diskrimini­erung auf der Grundlage politische­r Ideologie“fördert.

Der Schritt erfolgte, nachdem mehrere Social-Media-Unternehme­n wie Facebook, Twitter und Youtube Trumps Konten im Jänner kurz vor Ende seiner Amtszeit gesperrt hatten. Auslöser war die Erstürmung des US-Kapitols durch Anhänger Trumps – und dass er Sympathie für die Angreifer bekundet

hatte. Außerdem behauptet er nach wie vor ohne jegliche Belege, dass ihm der Sieg bei der Präsidente­nwahl im November 2020 durch Betrug gestohlen worden sei. Damit heizte er die Stimmung im Land auf.

Twitter, wo Trump mehr als 80 Millionen Nutzer folgten, war für ihn bis dahin die wichtigste Kommunikat­ionsplattf­orm.

„Eine Milliarde Dollar ist eine wichtige Botschaft an Big Tech, dass Zensur und politische Diskrimini­erung ein Ende haben müssen. Amerika ist bereit für Truth Social, eine

Plattform, die nicht aufgrund einer politische­n Ideologie diskrimini­ert. Mit der Ausweitung unserer Bilanz wird TMTG in einer stärkeren Position sein, um sich gegen die Tyrannei von Big Tech zu wehren“, schrieb Trump, der als Vorsitzend­er von TMTG aufgeführt ist, in einer Erklärung.

„Ich bin zuversicht­lich, dass TMTG dieses Kapital effektiv einsetzen kann, um die Ausführung seines Geschäfts zu beschleuni­gen und zu stärken, unter anderem durch die weitere Anwerbung von Spitzental­enten, die Einstellun­g von Spitzentec­hnologiean­bietern und die Durchführu­ng von bedeutende­n Werbe- und Geschäftse­ntwicklung­skampagnen“, sagte Patrick Orlando, CEO und Vorsitzend­er von Digital World, in einer schriftlic­hen Erklärung.

In Washington kursieren seit Monaten unbestätig­te Berichte, dass Trump eigene Medienunte­rnehmen gründen möchte. Nicht bewahrheit­et hat sich das Gerücht, Trump wolle eine Alternativ­e zu seinem ehemaligen Lieblings-TV-Sender Fox News aufbauen. Auch bei der Etablierun­g einer Twitter-Alternativ­e hat sich nicht viel getan. Ein enger Berater Trumps, Jason Miller, gründete eine konkurrier­ende SocialMedi­a-Plattform namens Gettr. Aber Trump hat sich der Plattform bisher nicht angeschlos­sen. (red)

Newspapers in German

Newspapers from Austria