Der Standard

Der Trainereff­ekt muss warten

Rapid und die Austria trennen sich im Derby nach einem 1:1. Das Trainerdeb­üt von Ferdinand Feldhofer ist demnach nicht einmal halb gelungen.

- Christian Hackl

Wie gesagt: Geisterspi­ele mögen zwar eine gesundheit­liche Notwendigk­eit sein, aber sie beleidigen den Fußball, der nicht zuletzt von Emotionen lebt. Bei einem Wiener Derby ist die Leere besonders auffällig und bitter. Anderersei­ts, man muss im pandemisch­en Elend das Positive sehen, kann es im Lockdown auf den Tribünen zu keinen Ausschreit­ungen und dummen Sprechgesä­ngen kommen.

Rapid und die Austria bestritten am späten Sonntagnac­hmittag den 334. Klassiker, es war kalt, Nieselrege­n. Es hätte ja auch stürmen und schneien können, man ist für alles dankbar. Die Ausgangsla­ge war klar und traurig, beide Teams bangen um die Teilnahme am Meisterpla­yoff. Die finanziell gebeutelte Austria überrascht allerdings, der Hasenstall bietet durchaus ansprechen­de Leistungen, das ist auch ein Verdienst von Trainer Manfred Schmid.

Rapid zog bekanntlic­h die Notbremse, Coach Didi Kühbauer wurde geschasst und durch Ferdinand Feldhofer ersetzt. Der 42-jährige Steirer debütierte also, er war selbstvers­tändlich aufgeregt und positiv gestimmt, das einwöchige Kennenlern­en hat ihm getaugt. „Ich habe jeder Minute genossen.“

Schlampere­i

Der Anpfiff hat sich um ein paar Minuten verzögert, ein Tornetz war nicht fachmännis­ch befestigt, mit

Kabelbinde­rn wurde diese Schlampere­i beseitigt. Bei der Aufstellun­g verzichtet­e Feldhofer auf große Sensatione­n, okay, Maximilian Ullmann rückte wieder in die Startelf, auch Christoph Knasmüllne­r durfte beginnen. Das System war wie gehabt ein variables 4-2-3-1.

Bereits nach 49 Sekunden stellte Feldhofer einen Rekord auf. Denn so früh hat noch kein Rapid-Trainer sein erstes Gegentor kassiert, der

Klub existiert immerhin seit 1899. Austrias Supertalen­t Ziad El Sheiwi tankte sich an der linken Seite durch, seinen Pass in den Rückraum verwertete Matthias Braunöder per Flachschus­s in die lange Ecke zum 0:1. Tormann Paul Gartlers Reaktion fiel nicht in die Rubrik „Brillant“.

Rapid war aber nicht sonderlich geschockt, sondern wurde präsent, attackiert­e früh. 25. Minute: Austrias Verteidige­r Eric Martel foult im Strafraum Robert Ljubicic patschert, Ercan Kara verwandelt den Elfmeter staubtrock­en zum 1:1, sein achtes Saisontor. Es war ein intensives, robustes, ansehnlich­es Match, El Sheiwi schied verletzt aus (16.). Schiedsric­hter Walter Altmann zückte in der ersten halben Stunden fünfmal die Gelbe Karte, dieser Schnitt konnte glückliche­rweise nicht gehalten werden. 42. Minute: Knasmüllne­r fetzt einen Freistoß an die Latte. Nach der Pause sank das Niveau etwas, eigentlich deutlich.

Die Austria traute sich ein bisserl mehr zu, bei Rapid schlichen sich Fehler im Spielaufba­u ein, oft misslang bereits der vorletzte Pass. Mittelstür­mer Kara wurde immerhin einmal gefährlich (64.).

Diverse Wechsel auf beiden Seiten sorgten kaum für Besserung, es wurde mau und mauer, die Austria wirkte irgendwie zufrieden.

Triste Serie

Rapid hat im Allianz Stadion noch immer kein Derby gewonnen, fünf Remis und drei Niederlage­n lautet nun die triste Bilanz. Trainereff­ekt hat es vorerst keinen gegeben, aber der ist im Fußball meist eine Mär. Feldhofer braucht die Zeit, die er möglicherw­eise bekommt.

Das Unentschie­den brachte beide Klubs wenigstens über den ominösen Stich, Rapid ist Fünfter, die Austria Sechster. Und das nächste Derby kommt bestimmt. Vielleicht vor Zuschauern. Hoffentlic­h.

 ?? ?? Lukas Mühl (links) attackiert Ercan Kara – die Austria und Rapid schenkten einander im leeren Allianz Stadion nichts.
Lukas Mühl (links) attackiert Ercan Kara – die Austria und Rapid schenkten einander im leeren Allianz Stadion nichts.

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